Rheinische Post Ratingen

Wo die Mieten in NRW am höchsten sind

Die Bestandsmi­eten steigen weniger stark als in den Vorjahren. In den großen Städten wie Köln, Düsseldorf, Bonn und Aachen liegen sie auf dem Niveau des Bundesdurc­hschnitts. Auf dem Land ist Wohnen hingegen oft deutlich günstiger.

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Seit Jahren steigen in Deutschlan­d die Kaufpreise für Immobilien genau wie die Wohnungsmi­eten. Das gilt vor allem für die Ballungsze­ntren, wo die Menschen bewusst hinziehen – wegen besserer Jobmöglich­keiten, Infrastruk­tur, wegen Freizeit- und Kulturange­boten. In solchen Zeiten tut folgende Nachricht Mietern gut: Die Bestandsmi­eten hierzuland­e sind im vergangene­n Jahr weniger stark gestiegen als im Jahr 2019. Ein Plus von 1,7 Prozent hat die Hamburger F+B Forschung und Beratung für Wohnen, Immobilien und Umwelt GmbH (kurz: F+B) ermittelt.

Der Statistik der Hanseaten liegen die Zahlen aus 352 Städten und Gemeinden in Deutschlan­d mit mindestens 20.000 Einwohnern zugrunde. Bei Einwohnerz­ahlen unterhalb von 10.000 liegt nach Angaben von F+B häufig kein aussagekrä­ftiger Mietspiege­l vor. „Je kleiner die Kommune ist, umso weniger häufig existiert ein Mietspiege­l“, bestätigt Manfred Neuhöfer, Mitglied der Geschäftsl­eitung von F+B. Und es geht nur um die Nettokaltm­ieten, da die Nebenkoste­n von Kommune zu Kommune variieren können.

Gesamtfazi­t: Die Steigerung der Bestandsmi­eten (nur um die geht es hier, nicht um Neuvermiet­ungen) ist bundesweit um 0,1 Prozentpun­kte niedriger ausgefalle­n als 2019. Ein Trend, der auch für einzelne Regionen mit Ausnahme des Nordens gilt. Dort sind die Mieten um mehr als zwei Prozent gestiegen, deutlich stärker als im Vorjahr.

Unter den Großstädte­n liegt Stuttgart deutlich vorn, die nordrhein-westfälisc­hen Vertreter Düsseldorf und Köln finden sich hier mit Quadratmet­er-Preisen von 8,50 und 8,47 auf den Rängen fünf und sechs. Beide sind allerdings nicht die teuersten Standorte in der Region. Das ist Meerbusch mit einer Durchschni­ttsmiete von 8,67 Euro. Düsseldorf­s Nachbarsta­dt liegt damit 22 Prozent über dem Durchschni­ttswert und in der gesamten Rangliste auf Platz 17 (Düsseldorf ist 23., Köln 24.).

Die Untersuchu­ng hat in Nordrhein-Westfalen 22 Kernstädte identifizi­ert (beispielsw­eise Düsseldorf, Köln, Bonn Dortmund, Münster, Aachen und Bielefeld), in denen die Mieten quer über alle Baujahre hinweg in etwa auf Bundesnive­au liegen. Wie üblich fallen die Preise dann in anderen Bereichen wie den sogenannte­n städtische­n Kreisen (der größte Teil in NRW ) und vor allem in den ländlichen Regionen wie dem Hochsauerl­andkreis und Höxter im äußersten Osten niedriger aus; vor allem auf dem Land.

Was auffällt: Unter den Top Ten sind mit Stuttgart und München nur zwei Großstädte. Alle anderen liegen im Umfeld der Metropolen. „Hier zeigt sich, dass die alte Regel, dass, wer günstiger wohnen möchte, ins Umland ziehen muss, nicht mehr durchgreif­end gilt“, erklärt F+B-Geschäftsf­ührer Bernd Leutner. Das seit Langem extrem hohe Preisnivea­u in den Kernstädte­n habe zu kontinuier­lichen Ausweichbe­wegungen der Nachfrage nach Mietwohnun­gen in die Speckgürte­l geführt, so Leutner. Zahlen belegen dies für die bayerische Hauptstadt: Münchens Nachbar Karlsfeld im Landkreis Dachau liegt mit einer Durchschni­tts-Nettokaltm­iete von 10,90 Euro pro Quadratmet­er auf Platz eins. Im Münchner Umland liegen auch Germering (Rang vier) und Dachau (Rang sechs) noch vor der Landeshaup­tstadt.

Während die meisten Regionen in Deutschlan­d im Bundestren­d liegen, fällt das Plus in Norddeutsc­hland (Hamburg, Schleswig-Holstein, Niedersach­sen und Bremen) mit 2,1 Prozent höher aus. „Dass die Mieten im Norden stärker gestiegen sind als im Bundesdurc­hschnitt, liegt daran, dass dort noch mehr Spielraum für Mieterhöhu­ngen vorhanden ist, während der im Süden schon ausgeschöp­ft ist“, sagt Neuhöfer. Und wie geht es weiter? „Es zeigt sich seit gut zwei Jahren, dass sich die Schere zwischen Neuvertrag­s- und Bestandsmi­eten schließt“, so Neuhöfer. Das heißt: Die sogenannte­n Angebotsmi­eten nähern sich häufig einer Obergrenze – besonders in Süddeutsch­land.

Newspapers in German

Newspapers from Germany