Ex-HSBC-Chef scheidet bei Commerzbank aus
Andreas Schmitz ist kein Kandidat mehr als Chefaufseher. Insider nennen die Cum-Ex-Affäre als Grund.
FRANKFURT/KÖLN (dpa/rtr) Bei der Commerzbank droht ein längeres Vakuum an der Spitze des Aufsichtsrates. Der ehemalige Deutschland-Chef der britischen Bank HSBC, Andreas Schmitz, der als Nachfolger für den zurückgetretenen Aufsichtsratschef Hans-Jörg Vetter hoch gehandelt worden war, warf am Donnerstag überraschend das Handtuch. Zudem erklärte er seinen sofortigen Rückzug aus dem Gremium. Er habe sein Mandat auf Druck des Bundes als Commerzbank-Großaktionär aufgegeben, sagten mehrere mit den Vorgängen vertraute Personen am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters.
Gegen Schmitz, der fast ein Jahrzehnt die Geschicke der HBSC aus ihrer Deutschlandzentrale in Düsseldorf
gelenkt hatte, werde bereits seit 2016 in der Cum-Ex-Affäre um Aktiengeschäfte rund um den Dividenden-Stichtag ermittelt, wie Insider gegenüber Reuters bestätigten. Die Commerzbank verschob wegen der offenen Führungsfrage ihre für den 5. Mai geplante Hauptversammlung, die Schmitz hätte leiten sollen. Der 61-Jährige wollte sich nicht zu den Informationen äußern.
Schmitz’ Rolle in der Cum-Ex-Affäre war bisher öffentlich nicht bekannt. Gegen die Düsseldorfer Bank HSBC Trinkaus, die er von 2006 bis 2015 führte, wird aber – wie gegen andere Banken – seit 2016 im Zusammenhang mit den Transaktionen ermittelt, bei denen sich Anleger die einmal gezahlte Kapitalertragssteuer auf Dividenden doppelt vom
Finanzamt erstatten ließen. Schmitz war 2020 als Aufsichtsratschef von HSBC Trinkaus zurückgetreten. Die Bank arbeite voll mit den Behörden zusammen, sagte ein Sprecher. Zum Stand der Ermittlungen äußere sie sich nicht. Bei den fraglichen Steuergutschriften aus den Jahren 2005 bis 2011 gehe es um einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag.
Ungeachtet der jüngsten Entwicklung hat am Donnerstag am Landgericht Wiesbaden die juristische Aufarbeitung der Cum-Ex-Aktiendeals begonnen. Die Justiz verhandelt in dem mit Spannung erwarteten Prozess über die Anklage der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt gegen zwei ehemalige Mitarbeiter der Hypo-Vereinsbank (Az.: 6 KLs - 1111 Js 27125/12).
Das Verfahren gegen den Rechtsanwalt und Steuerberater Hanno Berger, der als Architekt der Cum-Ex-Geschäfte zu Lasten der Staatskasse gilt, wird dagegen abgetrennt, wie das Gericht zum Prozessauftakt erklärte. Gegen Berger, der in der Schweiz lebt, liegt ein Haftbefehl des Landgerichts Wiesbaden vor. Er erschien nicht zum Prozess.
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt wirft den Angeklagten um Berger und weiteren Männer Steuerhinterziehung mithilfe eines komplexen Systems rund um falsch bescheinigte Kapitalertragsteuern vor. Die unberechtigt erlangten Gelder bezifferte die Staatsanwaltschaft auf 113 Millionen Euro. Berger, der die Vorwürfe abstreitet, sei die „treibende“Kraft gewesen.