Düsseldorf möchte Lockerungen erproben
Düsseldorf will Modellkommune werden. Schnelltests und Kontaktverfolgung sollen zum Beispiel geöffnete Gastronomie ermöglichen.
DÜSSELDORF Die Stadt Düsseldorf möchte zeigen, wie sich Gastronomie und Einzelhandel trotz der Pandemie bald wieder öffnen lassen. Nach Informationen unserer Redaktion bewirbt sich Düsseldorf bei der Landesregierung als Modellkommune mit diesem Schwerpunkt.
Außerdem sieht sich die Düsseldorfer Stadtverwaltung in der Lage, eine Vorreiterrolle bei Lockerungen in weiteren Bereichen des öffentlichen Lebens zu spielen. So schlägt die Stadtverwaltung der Landesregierung vor, auch in den Bereichen Kultur, Jugendeinrichtungen, Events und Sport beispielhaft Konzepte für Wiedereröffnungen zu erproben. In den kommenden Tagen sollen die Pläne konkretisiert werden, offenbar gibt es keine interne Priorisierung der Bereiche.
Die Landesregierung will Modellkommunen auswählen, um Wege zu einer Normalisierung trotz der zuletzt rapide steigenden Infektionszahlen zu erproben. Als Vorbild gilt Tübingen. Die Landeshauptstadt will dabei sein, auf allen Ebenen laufen entsprechende Gespräche mit der Landesregierung. Der Prozess läuft unter hohem Zeitdruck, auch mit Branchen- und Interessenverbänden gibt es Gespräche. Die Details des Konzepts werden derzeit offenbar noch ausgearbeitet.
Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) will sich erst am Freitag bei einem Pressetermin konkreter äußern. Er verweist aber bereits im Vorfeld auf die aus seiner Sicht hervorragenden Startbedingungen auch im Vergleich zu anderen Städten. Düsseldorf habe „Maßstäbe“beim Aufbau einer Infrastruktur zur Coronabekämpfung gesetzt, etwa durch das leistungsstarke Impfzentrum oder die Testlogistik. Dazu komme die über viele Jahre gesammelte Erfahrung mit Großveranstaltungen. „Dieses Know-How werden wir mit hoher Motivation als Modellkommune anwenden und andere von unseren Erkenntnissen gerne profitieren lassen“, sagt Keller.
Das hohe Angebot an Schnelltests dürfte eine wichtige Rolle spielen. Inzwischen gibt es rund 180 Teststandorte in der Stadt, darunter auch viele, die noch nicht auf der städtischen Seite gelistet sind. Dazu kommt die inzwischen digitalisierte Nachverfolgung von Kontaktpersonen. So kann das Gesundheitsamt zum Beispiel die Daten der „Luca App“, mit der Bürger über ihr Telefon ihre Kontaktdaten hinterlassen können, bereits auswerten.
Solche Instrumente könnten dafür eingesetzt werden, den Bürgern wieder mehr Alltag zu ermöglichen. Falls die Infektionszahlen nach der Lockerung stark steigen, sollen die
Versuche in den Kommunen abgebrochen werden. In jedem Fall werden sie wissenschaftlich ausgewertet. Wann die Landesregierung die Modellkommunen auswählt, ist noch ungewiss.
Das Projekt soll offenbar bereits kurz nach Ostern starten. In der Gastronomie etwa sind die Hoffnungen groß. „Wir würden uns freuen, wenn Düsseldorf dabei ist“, sagt die Vizepräsidentin
des Dehoga Nordrhein, Isa Fiedler. „Wir stehen parat“, sagt sie. Die Stadt biete die ganze Bandbreite der Gastronomie.
Die Wirte hatten sich zeitweise Hoffnung auf eine baldige Öffnung ihrer Außenterrassen gemacht. Wenn die Infektionszahlen nicht so stark gestiegen wären, hätte der Stufenplan diesen Schritt ab dieser Woche vorgesehen. Nun ist er vorerst wieder vom Tisch. Ab Montag wird auch in Düsseldorf das öffentliche Leben stattdessen erneut stärker eingeschränkt. NRW-Ministerpräsident Armin Laschet hat am Mittwoch eine „Notbremse“für das gesamte Bundesland angekündigt. Dann sollen offenbar Museen und Sportanlagen wieder geschlossen werden, im Handel ist kein Besuch nach Termin, sondern wieder nur noch eine Abholung möglich. Die neue Coronaschutzverordnung des Landes, in der die Details festgelegt sind, liegt noch nicht vor.
Die Inzidenz in Düsseldorf bewegt sich weiterhin deutlich unter den Nachbargemeinden und dem Landesschnitt – steigt aber wie im ganzen Land rapide an. Nachdem die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner zum Start des Stufenplans für Lockerungen am 8. März noch bei knapp über 50 gelegen hatte, erreichte sie am Donnerstag 82,5. Nach den bisherigen Regeln hätte die „Notbremse“erst gegriffen, wenn der Wert in Düsseldorf an drei Tagen über 100 gelegen hätte. NRW-weit liegt er aber bereits deutlich höher bei 113,4. Darauf hat die Landesregierung nun reagiert.
Corona-Zahlen Seit dem 3. März 2020 wurde bei 18.531 (+125) Düsseldorfern eine Infektion mit dem Coronavirus diagnostiziert. Aktuell sind rund 780 Personen in Düsseldorf infiziert. Von den Infizierten werden 83 in Krankenhäusern behandelt, davon 24 auf Intensivstationen. 17.400 Düsseldorfer sind genesen. 307 (+1) Menschen, die mit dem Coronavirus infiziert waren, sind gestorben. Die 7-Tages-Inzidenz liegt derzeit bei 82,5 (Vortag: 76,9) - dieser Wert gibt die Zahl der bekannt gewordenen Infektionen in den letzten 7 Tagen pro 100.000 Einwohner an.
Kirmes Oberbürgermeister Stephan Keller und Schützen-Chef Lothar Inden wollen Ende April eine Entscheidung über die Rheinkirmes treffen. „Auch wenn es wahrscheinlich nicht die Rheinkirmes wäre, wie wir sie bislang kennen, so haben wir die Hoffnung auf eine Rheinkirmes 2021 noch nicht aufgegeben – und werden alles daran setzen, sie zu ermöglichen.“