Stadtsparkasse verteidigt Negativzinsen
Das Institut beziffert die Belastungen durch Negativzinsen auf 30 Millionen Euro pro Jahr. Die deshalb eingeführten Verwahrentgelte könnten künftig noch mehr Kunden treffen. Das Haus blickt zudem auf das Corona-Jahr zurück.
DÜSSELDORF Die Stadtsparkasse hat zum ersten Mal Kosten genannt, die dem Haus durch Negativzinsen entstehen. Finanzvorstand Stefan Dahm sprach bei der Bilanzpressekonferenz von rund 30 Millionen Euro jährlich, die der von der Europäischen Zentralbank (EZB) erhobene Satz von minus 0,5 Prozent an Belastung auslöse. Denn zu diesen Konditionen muss die Stadtsparkasse selbst die täglich abrufbaren Einlagen bei anderen Banken parken.
So verteidigte die Vorstandsvorsitzende Karin-Brigitte Göbel auch die im vergangenen Jahr eingeführten Negativzinsen für einen Teil der Kunden. „So haben wir die Einlagenflut bremsen können.“Die Summe stieg jedoch trotzdem weiter an, und zwar auf einen Gesamtwert von 10,2 Milliarden Euro (plus 2,9 Prozent).
Die Verwahrentgelte (minus 0,5 Prozent) für Firmen- sowie jetzt auch private Bestandskunden mit Guthaben von mehr als 250.000 Euro und Neukunden mit mehr als 100.000 Euro haben einen weiteren Effekt. Zumindest fünf Millionen Euro würden von den 30 Millionen Euro wieder hereingeholt, sagt Dahm.
Wie berichtet, hatte die Stadtsparkasse im Vorjahr 1825 Kunden angeschrieben, die mehr als 250.000 Euro auf Giro- oder Tagesgeldkonten verwahrten. Den Inhabern wurden alternative Anlageformen vorgeschlagen oder sogar andere Banken vermittelt. 35 Kunden wurde am Ende sogar wie zuvor angedroht gekündigt, da sie sich nicht einverstanden mit Negativzinsen erklärten oder keine Anlage-Alternativen akzeptierten. In 22 Fällen gelang das laut Vorstand Michael
Meyer auch nach der ausgesprochenen Kündigung nicht. Bleibt das so, wird das Geld der Kunden auf ein Bundesbankkonto beim Amtsgericht überwiesen, wo es dann für die Kunden bereit liegt.
Meyer schloss nicht aus, dass auch auf weitere Kundenkreise Negativzinsen zukommen könnten. Er verwies auf Freibeträge von nur noch 50.000 Euro bei anderen Sparkassen. Wenn die Düsseldorfer Stadtsparkasse sich nicht an den Wettbewerb anpasse, werde sie für die Einlagen neuer Kunden interessant, was nicht gewünscht sei. Meyer: „Wir werden das intensiv beobachten und unsere Entscheidungsgrundlage überprüfen.“Göbel wies zudem darauf hin, dass Kunden durch diese Anlageform faktisch Vermögen einbüßen würden – Stichwort Inflation.
Insgesamt blickt das Institut auf ein „zufriedenstellendes“Jahr zurück, wie Göbel sagt. Die Bilanzsumme wuchs um 6,5 Prozent auf 13,5 Milliarden Euro. Das Betriebsergebnis nach Bewertung beträgt 58,5 Millionen Euro nach 73,1 Millionen Euro im vergangenen Jahr.
Nach Abzug von Steuern in Höhe von gut 17 Millionen Euro steht die Entscheidung aus, wie viel in die Reserven fließt und welcher Betrag an die Stadt ausgeschüttet wird. Der Vorstand signalisierte eine hohe Bereitschaft dazu. Eine Entscheidung im Verwaltungsrat sowie letztlich im Stadtrat steht aus.
Die anhaltende Negativzinspolitik führte laut Stadtsparkasse dazu, dass vor allem die Erträge aus dem Zinsüberschuss zurückgingen, um 14,1 Prozent auf 165,3 Millionen Euro. Zum Teil ausgeglichen werde das durch Einsparungen bei den Personal- und Sachkosten. Zum Hintergrund: Das Sparprogramm läuft seit 2017, 460 Stellen sollen bis 2022 abgebaut werden. Aktuell ging die Zahl der Mitarbeiter in einem Jahr von 1662 auf 1497 Mitarbeiter zurück. Landen will man bei 1132 Vollzeitstellen
Gut entwickelte sich das Kreditgeschäft. Es ging um 7,7 Prozent auf 9,6 Milliarden Euro nach oben. Bei den noch deutlicher gestiegenen Neuzusagen an private Kunden waren vor allem Immobilienfinanzierungen ein Faktor (630,2 nach zuvor 518,4 Millionen Euro). Beispiel: Die Makler verkauften 98 Objekte (plus 72,2 Prozent) im Wert von 40,9 Millionen Euro (plus 90,6 Prozent).
Corona hatte natürlich vor allem einen Effekt auf die Kredite von Unternehmenskunden. Insgesamt bewilligt wurden neue Darlehen im Gegenwert von 1,5 Milliarden Euro (plus 15,8 Prozent), 403,1 Millionen Euro waren Fördermittel. Die niedrigen Margen belasten allerdings auch den Zinsüberschuss.
Einen besonderen Effekt auf die Risikovorsorge hatte Corona laut Stadtsparkasse bislang nicht, sie liegt laut Dahm bei fünf bis sechs Millionen Euro. „Wir rechnen hier aber mit einer Steigerung in den nächsten Jahren.“Auch der Vorstand für Firmenkunden, Uwe Baust, sieht noch keinen Anstieg bei Kreditausfällen. „Das Kreditbuch ist robust.“Allerdings steige der Beratungsbedarf für Nachfinanzierungen. Und für die Zukunft rechne er „mit einer signifikanten Steigerung von Insolvenzen“bei kleinen und mittleren Unternehmen. Den Privatkunden kam die Stadtsparkasse übrigens im vergangenen Jahr mit 1700 Tilgungsaussetzungen entgegen.