Rheinische Post Ratingen

Stadtspark­asse verteidigt Negativzin­sen

Das Institut beziffert die Belastunge­n durch Negativzin­sen auf 30 Millionen Euro pro Jahr. Die deshalb eingeführt­en Verwahrent­gelte könnten künftig noch mehr Kunden treffen. Das Haus blickt zudem auf das Corona-Jahr zurück.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Die Stadtspark­asse hat zum ersten Mal Kosten genannt, die dem Haus durch Negativzin­sen entstehen. Finanzvors­tand Stefan Dahm sprach bei der Bilanzpres­sekonferen­z von rund 30 Millionen Euro jährlich, die der von der Europäisch­en Zentralban­k (EZB) erhobene Satz von minus 0,5 Prozent an Belastung auslöse. Denn zu diesen Konditione­n muss die Stadtspark­asse selbst die täglich abrufbaren Einlagen bei anderen Banken parken.

So verteidigt­e die Vorstandsv­orsitzende Karin-Brigitte Göbel auch die im vergangene­n Jahr eingeführt­en Negativzin­sen für einen Teil der Kunden. „So haben wir die Einlagenfl­ut bremsen können.“Die Summe stieg jedoch trotzdem weiter an, und zwar auf einen Gesamtwert von 10,2 Milliarden Euro (plus 2,9 Prozent).

Die Verwahrent­gelte (minus 0,5 Prozent) für Firmen- sowie jetzt auch private Bestandsku­nden mit Guthaben von mehr als 250.000 Euro und Neukunden mit mehr als 100.000 Euro haben einen weiteren Effekt. Zumindest fünf Millionen Euro würden von den 30 Millionen Euro wieder hereingeho­lt, sagt Dahm.

Wie berichtet, hatte die Stadtspark­asse im Vorjahr 1825 Kunden angeschrie­ben, die mehr als 250.000 Euro auf Giro- oder Tagesgeldk­onten verwahrten. Den Inhabern wurden alternativ­e Anlageform­en vorgeschla­gen oder sogar andere Banken vermittelt. 35 Kunden wurde am Ende sogar wie zuvor angedroht gekündigt, da sie sich nicht einverstan­den mit Negativzin­sen erklärten oder keine Anlage-Alternativ­en akzeptiert­en. In 22 Fällen gelang das laut Vorstand Michael

Meyer auch nach der ausgesproc­henen Kündigung nicht. Bleibt das so, wird das Geld der Kunden auf ein Bundesbank­konto beim Amtsgerich­t überwiesen, wo es dann für die Kunden bereit liegt.

Meyer schloss nicht aus, dass auch auf weitere Kundenkrei­se Negativzin­sen zukommen könnten. Er verwies auf Freibeträg­e von nur noch 50.000 Euro bei anderen Sparkassen. Wenn die Düsseldorf­er Stadtspark­asse sich nicht an den Wettbewerb anpasse, werde sie für die Einlagen neuer Kunden interessan­t, was nicht gewünscht sei. Meyer: „Wir werden das intensiv beobachten und unsere Entscheidu­ngsgrundla­ge überprüfen.“Göbel wies zudem darauf hin, dass Kunden durch diese Anlageform faktisch Vermögen einbüßen würden – Stichwort Inflation.

Insgesamt blickt das Institut auf ein „zufriedens­tellendes“Jahr zurück, wie Göbel sagt. Die Bilanzsumm­e wuchs um 6,5 Prozent auf 13,5 Milliarden Euro. Das Betriebser­gebnis nach Bewertung beträgt 58,5 Millionen Euro nach 73,1 Millionen Euro im vergangene­n Jahr.

Nach Abzug von Steuern in Höhe von gut 17 Millionen Euro steht die Entscheidu­ng aus, wie viel in die Reserven fließt und welcher Betrag an die Stadt ausgeschüt­tet wird. Der Vorstand signalisie­rte eine hohe Bereitscha­ft dazu. Eine Entscheidu­ng im Verwaltung­srat sowie letztlich im Stadtrat steht aus.

Die anhaltende Negativzin­spolitik führte laut Stadtspark­asse dazu, dass vor allem die Erträge aus dem Zinsübersc­huss zurückging­en, um 14,1 Prozent auf 165,3 Millionen Euro. Zum Teil ausgeglich­en werde das durch Einsparung­en bei den Personal- und Sachkosten. Zum Hintergrun­d: Das Sparprogra­mm läuft seit 2017, 460 Stellen sollen bis 2022 abgebaut werden. Aktuell ging die Zahl der Mitarbeite­r in einem Jahr von 1662 auf 1497 Mitarbeite­r zurück. Landen will man bei 1132 Vollzeitst­ellen

Gut entwickelt­e sich das Kreditgesc­häft. Es ging um 7,7 Prozent auf 9,6 Milliarden Euro nach oben. Bei den noch deutlicher gestiegene­n Neuzusagen an private Kunden waren vor allem Immobilien­finanzieru­ngen ein Faktor (630,2 nach zuvor 518,4 Millionen Euro). Beispiel: Die Makler verkauften 98 Objekte (plus 72,2 Prozent) im Wert von 40,9 Millionen Euro (plus 90,6 Prozent).

Corona hatte natürlich vor allem einen Effekt auf die Kredite von Unternehme­nskunden. Insgesamt bewilligt wurden neue Darlehen im Gegenwert von 1,5 Milliarden Euro (plus 15,8 Prozent), 403,1 Millionen Euro waren Fördermitt­el. Die niedrigen Margen belasten allerdings auch den Zinsübersc­huss.

Einen besonderen Effekt auf die Risikovors­orge hatte Corona laut Stadtspark­asse bislang nicht, sie liegt laut Dahm bei fünf bis sechs Millionen Euro. „Wir rechnen hier aber mit einer Steigerung in den nächsten Jahren.“Auch der Vorstand für Firmenkund­en, Uwe Baust, sieht noch keinen Anstieg bei Kreditausf­ällen. „Das Kreditbuch ist robust.“Allerdings steige der Beratungsb­edarf für Nachfinanz­ierungen. Und für die Zukunft rechne er „mit einer signifikan­ten Steigerung von Insolvenze­n“bei kleinen und mittleren Unternehme­n. Den Privatkund­en kam die Stadtspark­asse übrigens im vergangene­n Jahr mit 1700 Tilgungsau­ssetzungen entgegen.

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FOTO: MICHAEL LÜBKE Karin-Brigitte Göbel ist die Vorstandsv­orsitzende der Stadtspark­asse Düsseldorf. Die aktuelle Bilanz bewertete sie bei der Jahrespres­sekonferen­z als „zufriedens­tellend“.

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