Rechte punkten in Regionen mit vielen Asylsuchenden
ESSEN (jwo) Der Zuzug von Geflüchteten hat direkte Auswirkungen auf das Abstimmungsverhalten bei Wahlen. Je mehr Asylsuchende in einer Region leben, desto besser schneiden dort rechte Parteien ab, die ablehnende oder feindliche Positionen gegenüber Geflüchteten vertreten. Zu diesem Ergebnis kommen zwei neue Studien des RWI – Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung, die unserer Redaktion exklusiv vorliegen. Eine der Untersuchungen fokussiert sich auf die Kreisebene, die andere auf die Gemeindeebene. Erstere zeigt in Regionen mit starkem Zuzug von Geflüchteten auch Zugewinne für die Grünen – allerdings nur dort, wo die Wirtschaft floriert. Die zweite Studie nimmt das direkte Wohnumfeld in den Blick. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass die Möglichkeit der Kontaktaufnahme zwischen den Ortsansässigen und den Geflüchteten das Wahlverhalten beeinflusst.
Aus Sicht von Julia Bredtmann, Leiterin der Forschungsgruppe „Migration und Integration“am RWI, ist der Zusammenhang zwischen dem
Flüchtlingszuzug und den Wahlerfolgen rechter Parteien auch in der aktuellen politischen Lage relevant – auch wenn er stärker ausgeprägt sei in Zeiten, in denen das Thema Migration eine große Rolle spiele. Aber: „Solange rechte Parteien das Thema weiterhin aufgreifen und in ihrer Zielgruppe Ängste schüren, kann Migration und die Unterbringung von Geflüchteten wahrscheinlich auch in der aktuellen politischen Lage zum Wahlerfolg rechter Parteien beitragen“, sagte Bredtmann.
Die RWI-Forscherin leitet aus den Studien politische Handlungsempfehlungen ab: „Die Politik sollte versuchen, Geflüchtete möglichst gleichmäßig zu verteilen.“Das sei einerseits aus Integrationsperspektive sinnvoll und wirke andererseits dem Erstarken rechter Parteien in Regionen mit hohem Flüchtlingszuzug entgegen. „Da rechte Parteien vor allem in Regionen mit zentralen Erstaufnahmeeinrichtungen zulegen, sollten Geflüchtete möglichst schnell dezentral in Wohnungen untergebracht werden“, empfahl Bredtmann.