Rheinische Post Ratingen

Die hohe Schule der Dekoration

Sandra Baum zeigt in Workshops die Herstellun­g von Blumenring­en, Blütenkrän­zen und Makramee-Dekoration­en.

- VON BEATE WERTHSCHUL­TE

HAMM Kreativ war Sandra Baum schon als Schülerin, selbstvers­tändlich gehörte Kunst zu ihren Abiturfäch­ern. Dennoch wusste sie nach dem Schulabsch­luss nicht so recht, welchen Beruf sie ergreifen sollte. Also entschied sie sich – nach einem Jahr als Aupair in den USA – zunächst einmal eine Bankausbil­dung zu absolviere­n. Später studierte sie berufsbegl­eitend Betriebswi­rtschaft mit Schwerpunk­t Marketing und arbeitet heute bei einem Softwarean­bieter für die Reisebranc­he. „Dort habe ich mich von der Praktikant­in bis zur Marketingm­anagerin hochgearbe­itet, aber der Wunsch, kreativ und künstleris­ch zu arbeiten, hat mich nie verlassen“, erzählt die heute 30-Jährige. Als sie vor rund zwei Jahren von einer Freundin nach einer Idee für die Organisati­on eines Junggesell­innenabsch­ieds gefragt wurde, war der erste Blumenring-Workshop geboren. „Ich habe dann einen Instagram-Account ins Leben gerufen und dort diesen ersten Workshop inklusive der gesamten Vorbereitu­ngsphase, vom Aussuchen und Kaufen der Blumen bis hin zu den fertigen Blumenring­en, gezeigt“, erinnert sie sich. Auch der passende Name war schnell gefunden – Tree Factory steht sowohl für ihren Nachnamen Baum als auch für den großen Wunsch, eine eigene kleine Werkstatt zu besitzen. Und die Resonanz war gut. Schnell hatte sie nicht nur die ersten 200 Follower, es kamen auch nach und nach immer mehr Anfragen für weitere solche Kurse.

Also wurde das alte, seit einiger Zeit leerstehen­de Gewächshau­s, das ihr Großvater – Sandra Baum stammt aus einer alteingese­ssenen Gärtnerfam­ilie – vor mehr als 60 Jahren für seinen Betrieb gebaut hatte, zu ihrer Kreativwer­kstatt umfunktion­iert. Einen Teil des rund 500 Quadratmet­er großen Gewächshau­ses hat sie mit einer Folienwand abgetrennt, Holzdielen auf dem Boden verlegt und den neu entstanden­en Raum, den sie im Winter auch beheizen kann, im Vintage-Stil eingericht­et. Zum Mobiliar gehören neben dem alten Werkzeugsc­hrank ihres Großvaters Tische und Stühle, die sie unter anderem über Kleinanzei­gen gefunden hat. Im Herbst 2019 hat Sandra Baum sich – nebenberuf­lich und mit Unterstütz­ung ihrer Familie – selbststän­dig gemacht und bietet seitdem Blumenring- und Makramee-Workshops sowie Dekoration­en für die unterschie­dlichsten Veranstalt­ungen, von der Hochzeit bis zum Firmenjubi­läum, an. Zwar wurde sie

bereits kurz nach der Gründung erst einmal durch Corona ausgebrems­t, dennoch konnte sie sich im Sommer vergangene­n Jahres über rund 500 Besucherin­nen – männliche Teilnehmer sind eher die Ausnahme – ihrer Kreativwer­kstatt freuen. „Die Kurse wurden nicht nur für Junggesell­innenabsch­iede gebucht, es kamen auch einzelne Teilnehmer­innen in die offenen Workshops oder mal zwei Freundinne­n, manchmal auch Töchter mit ihren Müttern“, erzählt Sandra Baum. Nun hofft sie auf Lockerunge­n der Coronabesc­hränkungen, um sie bald wieder anbieten zu können. Bis es soweit ist pflegt sie ihren Instagram-Auftritt – mehr als 3.500 Interessie­rte folgen ihr dort inzwischen – und plant für die Zukunft. So kann sie sich vorstellen, mit Influencer­n zu kooperiere­n oder Teamverans­taltungen für Unternehme­n anzubieten. „Natürlich möchte ich die Kreativwer­kstatt irgendwann vergrößern und hauptberuf­lich betreiben“, sagt sie.

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FOTO: ANNE ORTHEN Sandra Baum in ihrer Kreativwer­kstatt „Tree Factory“in einem alten Gewächshau­s ihres Großvaters in Hamm.

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