Neuer Commerzbank-Chefaufseher gilt als leise
Helmut Gottschalk soll künftig den Aufsichtsrat des Instituts leiten. Offen ist, wer dort nun auf den Ex-HSBC-Mann Schmitz folgt.
FRANKFURT Als sich Helmut Gottschalk vor vier Jahren aus seinem Amt als Vorstandssprecher der Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg in Baden-Württemberg verabschiedete, hatte er viel vor: Er wollte mehr joggen, mehr Skat kloppen, mehr reisen. Zu diesem Zeitpunkt war er zwar noch Aufsichtsratschef der genossenschaftlichen Zentralbank DZ Bank, doch ein bisschen ruhiger wollte es der Banker schon angehen. Jetzt hat er einen Job, der noch einmal richtig viel Arbeit bedeutet: Gottschalk wird neuer Aufsichtsratsvorsitzender der Commerzbank, die damit sehr rasch einen Nachfolger für Hans-Jörg Vetter gefunden hat. Vetter war Mitte März aus gesundheitlichen Gründen zurückgetreten. Gottschalk muss allerdings erst von der Hauptversammlung ins Gremium und dann von seinen Kollegen zu dessen Vorsitzenden gewählt werden. Aber das scheint fast eine Formsache zu sein.
Das private Bankgewerbe war zwar nicht das berufliche Zuhause des neuen Chefkontrolleurs. Immerhin kann er sich auf seine Fahnen schreiben, dass in seine achtjährige Amtszeit als Aufsichtsratsvorsitzender der DZ Bank (2010 bis 2018) der zuvor mehrfach gescheiterte Zusammenschluss mit der Düsseldorfer WGZ Bank fiel. Der Manager, der schon 1982 Vorstandsmitglied einer Volksbank war, galt immer als Strippenzieher hinter den Kulissen, aber nicht als einer, der sich lautstark bemerkbar gemacht hätte. Als „nett und verbindlich“beschreiben ihn Branchenkenner, die ihn öfter getroffen haben, „keiner, der auf den Tisch haut“, sagen andere.
Auf jeden Fall ist der 69-Jährige ein Ausbund an Kontinuität. Genau das braucht die Commerzbank, nachdem ihr 2020 mit Stefan Schmittmann und Martin Zielke die damaligen Chefs von Aufsichtsrat und Vorstand gleichzeitig von der Fahne gingen. Dadurch wuchs der Druck großer Aktionäre. Mehr Tempo beim Strategiewechsel wurde eingefordert, die Unruhe stieg. Der neue Konzernchef Manfred Knof soll die Bank sanieren. Bis Ende 2024 soll jeder fünfte Job wegfallen, in Deutschland sogar jeder dritte. Das Filialnetz soll auf 450 Standorte verringert werden. 2020 machte die Bank fast drei Milliarden Euro Verlust.
Dadurch, dass für Vetters Nachfolge schnell ein Kandidat gefunden wurde, steigen die Chancen, nun auch rasch zur Hauptversammlung einladen zu können. Das Aktionärstreffen war ursprünglich auf den 5. Mai terminiert gewesen, musste aber wegen der Personalprobleme verschoben werden. Jetzt gilt es nur noch, einen Nachfolger für Andreas Schmitz zu finden. Der ehemalige HSBC-Deutschland-Chef, seit Jahresbeginn Mitglied im Commerzbank-Aufsichtsrat, war selbst als Vetter-Nachfolger im Gespräch gewesen, hatte aber nach angeblich vom Bund angestoßenen Diskussionen um seine mögliche Rolle bei Cum-Ex-Geschäften seinen Posten aufgegeben.