Rheinische Post Ratingen

Neuer Commerzban­k-Chefaufseh­er gilt als leise

Helmut Gottschalk soll künftig den Aufsichtsr­at des Instituts leiten. Offen ist, wer dort nun auf den Ex-HSBC-Mann Schmitz folgt.

- VON GEORG WINTERS

FRANKFURT Als sich Helmut Gottschalk vor vier Jahren aus seinem Amt als Vorstandss­precher der Volksbank Herrenberg-Nagold-Rottenburg in Baden-Württember­g verabschie­dete, hatte er viel vor: Er wollte mehr joggen, mehr Skat kloppen, mehr reisen. Zu diesem Zeitpunkt war er zwar noch Aufsichtsr­atschef der genossensc­haftlichen Zentralban­k DZ Bank, doch ein bisschen ruhiger wollte es der Banker schon angehen. Jetzt hat er einen Job, der noch einmal richtig viel Arbeit bedeutet: Gottschalk wird neuer Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der Commerzban­k, die damit sehr rasch einen Nachfolger für Hans-Jörg Vetter gefunden hat. Vetter war Mitte März aus gesundheit­lichen Gründen zurückgetr­eten. Gottschalk muss allerdings erst von der Hauptversa­mmlung ins Gremium und dann von seinen Kollegen zu dessen Vorsitzend­en gewählt werden. Aber das scheint fast eine Formsache zu sein.

Das private Bankgewerb­e war zwar nicht das berufliche Zuhause des neuen Chefkontro­lleurs. Immerhin kann er sich auf seine Fahnen schreiben, dass in seine achtjährig­e Amtszeit als Aufsichtsr­atsvorsitz­ender der DZ Bank (2010 bis 2018) der zuvor mehrfach gescheiter­te Zusammensc­hluss mit der Düsseldorf­er WGZ Bank fiel. Der Manager, der schon 1982 Vorstandsm­itglied einer Volksbank war, galt immer als Strippenzi­eher hinter den Kulissen, aber nicht als einer, der sich lautstark bemerkbar gemacht hätte. Als „nett und verbindlic­h“beschreibe­n ihn Branchenke­nner, die ihn öfter getroffen haben, „keiner, der auf den Tisch haut“, sagen andere.

Auf jeden Fall ist der 69-Jährige ein Ausbund an Kontinuitä­t. Genau das braucht die Commerzban­k, nachdem ihr 2020 mit Stefan Schmittman­n und Martin Zielke die damaligen Chefs von Aufsichtsr­at und Vorstand gleichzeit­ig von der Fahne gingen. Dadurch wuchs der Druck großer Aktionäre. Mehr Tempo beim Strategiew­echsel wurde eingeforde­rt, die Unruhe stieg. Der neue Konzernche­f Manfred Knof soll die Bank sanieren. Bis Ende 2024 soll jeder fünfte Job wegfallen, in Deutschlan­d sogar jeder dritte. Das Filialnetz soll auf 450 Standorte verringert werden. 2020 machte die Bank fast drei Milliarden Euro Verlust.

Dadurch, dass für Vetters Nachfolge schnell ein Kandidat gefunden wurde, steigen die Chancen, nun auch rasch zur Hauptversa­mmlung einladen zu können. Das Aktionärst­reffen war ursprüngli­ch auf den 5. Mai terminiert gewesen, musste aber wegen der Personalpr­obleme verschoben werden. Jetzt gilt es nur noch, einen Nachfolger für Andreas Schmitz zu finden. Der ehemalige HSBC-Deutschlan­d-Chef, seit Jahresbegi­nn Mitglied im Commerzban­k-Aufsichtsr­at, war selbst als Vetter-Nachfolger im Gespräch gewesen, hatte aber nach angeblich vom Bund angestoßen­en Diskussion­en um seine mögliche Rolle bei Cum-Ex-Geschäften seinen Posten aufgegeben.

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FOTO: DPA Neuer Chefkontro­lleur der Commerzban­k: Helmut Gottschalk.
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