Rheinische Post Ratingen

Die großen Katzen von Paris

Der Cartoonist Philippe Geluck stellt auf den Champs-Élysées seine Comics als drei Meter hohe Bronzestat­uen aus.

- VON KNUT KROHN

PARIS Philippe Geluck ist ein hinterhält­iger Künstler. Leicht und verspielt umgarnen seine knubbelnas­igen Katzen den schmunzeln­den Betrachter, doch auf den zweiten Blick offenbaren die Figuren bisweilen eine tiefsinnig­e Tristesse, die gerade dadurch zum Denken anregt. Da stemmt eine griechisch anmutende Atlas-Karikatur das Himmelsgew­ölbe, das sich in diesem Fall als unsere Erde entpuppt – gefüllt mit Plastikmül­l.

In den kommenden Monaten präsentier­t der belgische Cartoonist 20 seiner Werke unter dem Titel „Le Chat Déambule“(Die Katze flaniert) auf eine ganz besondere Weise: als fast drei Meter hohe Bronzestat­uen auf den Champs-Élysées in Paris. „Eigentlich sollte die Ausstellun­g schon im vergangene­n Jahr stattfinde­n“, erklärt Philippe Geluck, doch wegen der Corona-Pandemie habe sich alles verzögert. Nun, da in Frankreich alle Museen geschlosse­n haben, sind die in Bronze gegossenen Karikature­n unter freiem Himmel besonders bei gutem Wetter ein Besucherma­gnet. „Es freut mich, wenn ich den Menschen mit meinen Arbeiten etwas Abwechslun­g bieten kann“, sagt der 66-Jährige und fügt hinzu: „Ich denke, wir alle haben im Moment eine kleine Ablenkung sehr nötig.“

Seit 1983 zeichnet Geluck seine Katzen, die ihn als Karikature­n unter dem Titel „Le Chat“vor allem im französisc­hen Sprachraum bekannt gemacht haben. Kaum bekannt ist allerdings, dass der Belgier immer auch kleine Bronzestat­uen als hintersinn­ige Kommentare zu den gesellscha­ftlichen Entwicklun­gen kreiert hat. „Normalweis­e sind meine Figuren aber maximal 50 Zentimeter hoch“, sagt der Künstler, „für eine Ausstellun­g auf den ChampsÉlys­ées wäre das natürlich viel zu klein gewesen.“

Zur Bronze habe er seit Kindestage­n eine große Affinität, verrät Geluck. Auf seinem Schulweg sei er jeden Tag an einer großen Reiterstat­ue vorbeigela­ufen. „Und jeden Tag habe ich alle vier Hufe des Pferdes berühren müssen.“Es sei immer wieder ein magischer Moment gewesen, mit den Fingern das kalte

Metall zu berühren.

Nach dem Ende der Ausstellun­g in Paris werden die Figuren ab Juni eine Reise zuerst quer durch Frankreich und dann Europa antreten. Zu sehen sein wird „Le Chat Déambule“auch in Italien, der Schweiz und Luxemburg. Geplant ist, dass die rund eine Tonne schweren Bronzestat­uen 2024 dann in einem „Katzenmuse­um“ihre endgültige Heimat finden, das Geluck seit einigen Jahren in Brüssel plant. Allerdings werden dort wahrschein­lich nicht alle Katzen einziehen, denn natürlich können die Statuen auch gekauft werden. Der Preis: 300.000 Euro das Stück.

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FOTO: ALAIN JOCARD/AFP Pariser Fußgänger gehen an den Skulpturen des belgischen Cartoonist­en Philippe Geluck auf den Champs-Elysees vorbei.
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FOTO: KROHN Der Künstler Philippe Geluck neben seiner Diskuswerf­er-Katze.

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