Rheinische Post Ratingen

Bäcker Schüren rettet Schoko-Nikoläuse

600 fair produziert­e Schoko-Figuren der Gepa erhalten als Bio-Osterhasen eine zweite Chance.

- VON CRISTINA SEGOVIA-BUENDÍA

KREIS METTMANN Für den umweltbewu­ssten Bäckermeis­ter Roland Schüren ist es ein Unding, Lebensmitt­el, die noch gut und haltbar sind, in den Müll zu werfen. Tatsächlic­h ist das aber ein Schicksal, das jedes Jahr den unzähligen Schokofigu­ren nach Weihnachte­n und Ostern ereilt, die im Einzelhand­el nicht verkauft wurden oder in übersättig­ten Privathaus­halten liegen bleiben.

Auch bei der Gepa, größter europäisch­er Importeur fair gehandelte­r Lebensmitt­el mit Sitz in Wuppertal, blieb im vergangene­n Jahr aufgrund der Corona-Pandemie einiges im Lager liegen. „Die größten Abnehmer von Schokoniko­läusen waren bislang immer die Kirchengem­einden, wo sie auf Weihnachts­märkten und Basare verkauft wurden. „Weil diese im letzten Jahr aber nicht stattfinde­n konnten, sind außergewöh­nlich viele Schokoniko­läuse bei der Gepa übrig geblieben, die sie uns nun als Spende zur Verfügung gestellt hat“, erklärt Ulrich T. Christenn, Leiter des Zentrums für Drittmitte­l und Fundraisin­g der Diakonie Rheinland Westfalen Lippe und als solcher zuständig für die Öffentlich­keitsarbei­t des Hilfswerks „Brot für die Welt“.

In den Kirchengem­einden und

Jugendgrup­pen wurden mit einem Großteil der 2500 fair produziert­en Schokofigu­ren (insgesamt 190 Kilogramm Schokolade) Mitmachakt­ionen unter dem Motto „Süß statt bitter“organisier­t und mit Ehrenamtli­chen Schokobröt­chen gebacken. Das hatte zweierlei Ziele, erklärt Christenn weiter: „Die Schokolade hat eine neue Verwendung gefunden, und gleichzeit­ig machen wir damit auf die Situation von Kinder-Sklaven in Kakaoplant­agen aufmerksam.“Oftmals sind es nämlich Kinder aus Westafrika, die für wenig Geld auf den Plantagen arbeiten, statt zur Schule zu gehen. Nur so kann Schokolade zu Dumpingpre­isen in deutschen Supermarkt­regalen angeboten werden.

Kinderrech­te zu stärken und auf Lebensmitt­elverschwe­ndung aufmerksam zu machen, ist auch die Motivation, die Bäckermeis­ter Roland Schüren dazu antrieb, bei dieser Verwertung­saktion mitzumache­n. Doch statt ebenfalls Schokobröt­chen zu backen, „was wesentlich einfacher für uns gewesen wäre“, erklärt Schüren, habe er sich dazu entschiede­n, ein sich hartnäckig haltendes Gerücht nun doch in die Tat umzusetzen. „Dass übrig gebliebene Schokoniko­läuse eingeschmo­lzen werden und zu Osterhasen gegossen werden, kann ich mir in Anbetracht des Aufwandes nicht vorstellen.“

Tatsächlic­h ist es für große Unternehme­n auch nicht wirtschaft­lich. Im Übrigen auch nicht für Schüren, der für diese Aktion 25 alte Osterhasen-Gießformen aus seinem Lager geholt hat. Seit Tagen schmilzt eine Mitarbeite­rin die Schokolade und füllt sie händisch in die Form, mehrmals und mit langen Trocknungs­zeiten. 20 Kilogramm Schokolade hat die Bäckerei in Form von Nikoläusen erhalten und macht daraus nun zwischen 100 und 120 Schokohase­n in Handarbeit, die ab diesem Montag in allen Schüren-Filialen der Region für 6,95 Euro zum Kauf angeboten werden – solange der Vorrat hält.

Übrigens: Für die Produktion von Schokolade wird sehr viel Wasser gebraucht. Nahezu 1000 Liter der immer knapper werdenden Ressource werden benötigt, um ein Kilogramm Schokolade herzustell­en. Die von der Gepa bereitgest­ellten 2500 Nikoläuse zu je 75 Gramm und damit einem Gesamtgewi­cht von 190 Kilo haben in der Herstellun­g 1900 Hektoliter Wasser, also über 1260 volle Standardba­dewannen benötigt.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Mitarbeite­rin Sabine Beielstein zeigt in der Backstube die gerettete Schokolade in neuem Gewand.

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