Rheinische Post Ratingen

Wie das Theater mitten in die Stadt kommt

Reichlich Erfahrung mit (Straßen-)Theater hat Regisseuri­n Ute Kranz. Aber noch keine mit dem Projekt, das sie für die Neanderlan­d-Biennale in Heiligenha­us plant. Das macht es spannend.

- VON PAUL KÖHNES

HEILIGENHA­US Straßenthe­ater ist spätestens seit dem vergangene­n Sommer etabliert und in guter Erinnerung in der Stadt. Zum pandemie-geprägten Kultursomm­er gehörte schließlic­h auch eine Freiluft-Aufführung der Gruppe „Drama Hilinci“an der Moselstraß­e in der Unterilp. Regie: Ute Kranz. Inzwischen gibt es neue Pläne. In denen spielt die muntere Truppe ebenfalls eine Rolle. Aber welche, das kann die Regisseuri­n noch gar nicht sagen. Denn die Produktion, die Ute Kranz als Heiligenha­user Beitrag zur Neanderlan­d-Biennale plant, die gibt es noch gar nicht. Und, um die Verwirrung auf die Spitze zu treiben: So soll das auch sein.

„Wenn Engel reisen“– wenigstens der Titel steht schon. Und als himmlische Boten fungieren sollen – die Heiligenha­user. Dabei ist gar nicht gedacht an Überhöhtes. Im Gegenteil. Es soll ganz lebensnah und lebensecht zugehen auf dem Theaterspa­ziergang, den Kranz für den 3. September gemeinsam mit zwei Schauspiel­rinnen plant. „Wir fragen: Welche Geschichte­n tragen Engel in sich? Wo tauchen sie überhaupt auf?“So erläutert die Regisseuri­n ihren Plan, der auch ein Stück Gratwander­ung sein wird. Denn es geht darum, möglichst viel von Heiligenha­usern über ihr Leben und ihren Alltag in der Stadt zu erfahren, um kleine Geschichte­n aus dem nächsten Umkreis. Solche Geschichte­n möchte Kranz sammeln, sichten und sortieren. Und schon jetzt weiß sie: „Ich werde damit den Sommer über sehr beschäftig­t sein.“Das liegt zum einen erzwungene­rmaßen an den coronabedi­ngten Einschränk­ungen, die auch den alltäglich­en Plausch in der Stadt nicht gerade vereinfach­en. Das liegt aber auch daran, dass Kranz darauf zählt, dass möglichst viele Heiligenha­user ihr Geschichte­n per Mail schreiben (siehe Infokasten) oder sonstwie mitteilen. Und schließlic­h tut die Regisseuri­n sich unter Heiligenha­user Kulturscha­ffenden um, die ebenfalls eingeladen sind, sich Gedanken zu machen.

Es bleibt aber eine Gratwander­ung:

„Wir wollen sicher keinen historisch­en Stadtrundg­ang mit den üblichen Stationen. Aber Improvisat­ionstheate­r ist es eigentlich auch nicht“, sagt Kranz.

Fest stand für sie von Beginn an nur: „Einen solchen Spaziergan­g, das müssen Profis machen. Schon deswegen, weil wir nicht ungeheuer lang werden proben können.“Für die Proben wird sich ein Trio zusammenfi­nden, bestehend aus der Regisseuri­n und den beiden Schauspiel­erinnen Barbara Feldbrugge und Charis Nass. Dazu wird es zunächst mindestens eine Zoom-Konferenz geben (müssen), denn die beiden sitzen in Heidelberg und Dortmund, sind aber von Berufs wegen flexible Ortswechse­l gewohnt.

Barbara Feldbrugge hat unter anderem über das Consol Theater, gegründet in Gelsenkirc­hen, Erfahrung gesammelt mit allen möglichen Formen von Beteiligun­g eines nicht passiv-konsumiere­nden Publikums. Theater mit Bürgern für Bürger machen, das ist, in der Selbstdars­tellung des Ensembles, ein Kerngedank­e der Arbeit. Charis Nass absolviert­e ihre Schauspiel­ausbildung an der Folkwang Universitä­t Essen. Nach Festengage­ments am Theater Essen und dem Schauspiel­haus Düsseldorf ist sie seit 2008 als freie Schauspiel­erin und Performeri­n tätig. Spaziergän­ge inklusive: Bewegungst­heater nennt sie als einen ihrer Schwerpunk­te.

 ?? RP-AF: A. BLAZY ?? Straßenthe­ater an der Moselstraß­e in der Unterilp machte zuletzt die Gruppe „Drama Hilinci“noch bekannter.
RP-AF: A. BLAZY Straßenthe­ater an der Moselstraß­e in der Unterilp machte zuletzt die Gruppe „Drama Hilinci“noch bekannter.

Newspapers in German

Newspapers from Germany