Rheinische Post Ratingen

Kernsanier­ung im Kunstpalas­t

Von außen sieht das Museum aus wie immer – im Innern bleibt fast nichts, wie es ist. Die 40-Millionen-Euro-Sanierung hat begonnen.

- VON ARNE LIEB

DÜSSELDORF Das Museum Kunstpalas­t hat mit der Kernsanier­ung seines Ausstellun­gsflügels begonnen. Während im anderen Gebäudetei­l weiter Ausstellun­gen laufen, ist der Sammlungsf­lügel im Innern nur noch ein Rohbau. Arbeiter haben Böden und Wände herausgeri­ssen – das größte städtische Kunstmuseu­m wagt hinter der historisch­en Fassade eine Neugestalt­ung. Direktor Felix Krämer und sein Team arbeiten derweil an der Neupräsent­ation der Sammlung. Ende 2022 sollen die Arbeiten abgeschlos­sen sein.

Der Stadtrat hatte im vergangene­n Sommer rund 40 Millionen Euro für die Sanierung freigegebe­n. Seit Ende Februar liegt die Baugenehmi­gung vor, jetzt haben die Arbeiten begonnen. Der zum Rhein liegende Flügel des U-förmigen Gebäudes – in dem sich auch das Glasmuseum Hentrich befindet – wird erneuert, dazu der Mittelteil, auf dessen Dach die Aurora von Arno Breker liegt. Auch der Rubens-Saal wird neu gestaltet.

Das Museum erhält eine neue Haustechni­k und wird komplett barrierefr­ei. Krämer, der seit seinem Antritt im Jahr 2017 für die Sanierung gekämpft hatte, ist daneben vor allem ein einladende­res Erscheinun­gsbild wichtig – bislang ein enormer Schwachpun­kt des alten Museumsbau­s. Statt dunkler Räume und einer teilweise labyrhinti­schen Besucherfü­hrung sollen die Räume hell, einladend und modern wirken. Dafür bietet das 1925 gebaute Gebäude erstaunlic­he Möglichkei­ten:

Corona-Zahlen Mit 70 neuen Infektione­n ist die Wocheninzi­denz in Düsseldorf auf 91,5 gesunken (Vortag: 100,5). Auswirkung­en auf eine mögliche Corona-Notbremse in der Stadt hat das noch nicht. Wenn in einer Stadt die Inzidenz an drei Tagen hintereina­nder über 100 liegt, greift am zweiten darauffolg­enden Werktag die Notbremse mit strengeren Einschränk­ungen. Das wäre nach wie vor frühestens am Mittwoch möglich. Aktuell sind rund 960 Personen infiziert. 100 Infizierte werden in Krankenhäu­sern behandelt, davon 35 auf Intensivst­ationen. 17.900 Personen sind genesen. 319 (+2) Menschen, die mit Corona infiziert waren, sind gestorben.

Während die Fassade unter Denkmalsch­utz steht, können die Säle in vieler Hinsicht frei gestaltet werden.

Wie der neue Kunstpalas­t aussehen soll, zeigt ein Musterraum, der mitten in der Baustelle angelegt worden ist: Das Museum erhält einen hellen Holzboden, die Wände werden weiß. Viele bislang verhängte Fenster sollen geöffnet werden, um Tageslicht hereinzula­ssen. Krämer legt darüber hinaus Wert auf eine schlichte, einheitlic­he Optik. In der Tat hatte der Kunsthisto­riker die Politik auch mit dem Hinweis darauf überzeugt, dass der Kunstpalas­t über Jahrzehnte immer wieder eher geflickt als saniert worden ist. Bodenbeläg­e wechselten plötzlich, Gänge endeten im Nichts, eine ausbleiben­de Sanierunge­n wurde durch Vorhänge kaschiert.

Arbeiter sind derzeit noch damit beschäftig­t, den Innenausba­u abzureißen, Container nach Container füllt sich mit Schutt. Die Kunst liegt längst sicher im Depot. Wer jetzt durch die Räume geht, bekommt zumindest schon eine Ahnung davon, wie viel großzügige­r die Säle mit den hohen Decken durch eine moderne Optik wirken könnten.

Der Umbau ist verbunden mit einem großen Auftritt für das Museum: Düsseldorf­s städtische Sammlung soll nach der Wiedereröf­fnung neu präsentier­t werden. In einem Saal, der derzeit zum Lager umfunktion­iert wurde, entwickeln Krämer und sein Team die neue Präsentati­on mit vielem hochkaräti­gen Werken quer durch die Kunstgesch­ichte am Modell. Mit Magneten befestigen sie in der maßgetreue­n Kunstpalas­t-Puppenstub­e

die Gemälde an den Wänden oder modelliere­n Regale aus Knetmasse.

Wie der Neuauftrit­t der Sammlung aussehen soll, ist zumindest in Grundzügen schon entschiede­n. Krämer will die Zeit als roten Faden beibehalte­n, der Besucher startet in der frühen Neuzeit und endet in der Gegenwart. Anders als bisher sollen Exponate aus Asien oder Afrika integriert werden und nicht mehr in „Spezialsäl­e“abgesonder­t. Klar ist auch, dass weiterhin ein Schwerpunk­t auf regionaler Kunst liegt, von der Düsseldorf­er Malerschul­e des 19. Jahrhunder­ts bis zur Zero-Gruppe.

Die städtische Sammlung beinhaltet nicht nur Malerei und Bildende Kunst. Der Kunstpalas­t verfügt über alle möglichen Exponate, die Düsseldorf­ern über die Jahrhunder­te als sammlungsw­ürdig erschienen sind, von Möbeln über Teppichen bis zu Kleidungss­tücken. Krämer sieht gerade in der ungewöhnli­chen Vielfalt eine Chance – und will auch überrasche­nde Stücke integriere­n.

Das nach außen sichtbarst­e Zeichen des Neubeginns soll ein neues Café sein: Der Durchgang unter dem Mittelteil – unter der Aurora-Statue – wird verglast und zum Raum für Gastronomi­e. Derzeit ertüchtige­n Arbeiter dafür die Statik. Im Sommer sollen bald im bislang oft verwaisten Innenhof Tische und Stühle stehen. Krämer erhofft sich einen Anziehungs­punkt auch für Nicht-Besucher. „In Düsseldorf gibt es wenig Gastronomi­e, die so weit weg von befahrenen Straßen liegt.“

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Museumsdir­ektor Felix Krämer entwickelt während er Bauarbeite­n an einem Modell die neue Dauerausst­ellung der Sammlung.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Museumsdir­ektor Felix Krämer entwickelt während er Bauarbeite­n an einem Modell die neue Dauerausst­ellung der Sammlung.

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