Ein Heim für verletzte Wildtiere
Tierschutzverein und Nabu planen auf einem Hof in Lohausen eine Auffangstation für verletzte Feldhasen, Füchse und Vögel . Die Suche nach Geldgebern läuft.
LOHAUSEN Wenn Monika Piasetzky, Vorsitzende des Düsseldorfer Tierschutzvereins, heute über den Schevelterhof in Lohausen geht, hat sie schon eine Vision von dem, was hier einmal entstehen könnte. „Wo jetzt die Strohballen lagern, könnte ich mir eine große Voliere vorstellen, im Wohnhaus hätte eine Tierarztpraxis Platz, und dahinter wäre ein Biotop mit Wildblumenwiese schön.“
Geht alles so, wie von der Vorsitzenden des Tierschutzvereins geplant, könnte hier eine Auffangstation für Wildtiere entstehen, getragen vom Verein, der Naturschutzorganisation Nabu, der Stadt und weiteren Partnern.
Der Schevelterhof liegt etwas versteckt an der Lohauser Dorfstraße. Die Frau, die ihn seit 30 Jahren betreibt, will kürzer treten und das Gehöft, dessen Geschichte bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht, verkaufen. Noch stehen in den Stallungen Reitpferde, unter anderem ein wenige Wochen altes Fohlen.
Tierschutzverein und Nabu Düsseldorf haben Interesse angemeldet, wollen die Wildtierauffangstation gemeinsam organisieren. Der Bedarf, ein Angebot für kranke und verletzte Wildtiere zu schaffen, ist auch in einer Großstadt da: „Im Tierheim werden häufig Wildtiere abgegeben, aber wir haben nur begrenzt Möglichkeit, sie dort zu pflegen“, sagt Piasetzky. Dass es immer mehr solcher Fälle gebe, liege auch an der fortschreitende Zerstörung des Lebensraums der Tiere. Blondin Schiefner-Földessy, Sprecherin des Nabu Düsseldorf, erläutert: „Düsseldorf hat mehr Wildtiere, als man glauben mag. Es gibt Füchse, Feldhasen, Dachse und beispielsweise in Kaiserswerth und Wittlaer auch mehrere Sprünge Rehe. Dazu kommen Greif- und Singvögel
und in den Waldgebieten auch Wildschweine.“In Düsseldorf kümmern sich Ehrenamtler um die Pflege und das Aufpäppeln verletzter Tiere, doch die Freiwilligen sind häufig bereits im Rentenalter und können die Zeit und Kräfte raubende Arbeit nicht ewig leisten. „Deswegen wollen wir einen Standort, an dem wir die Pflege von Tieren, die nicht ins Tierheim gehören, nachhaltig organisieren können“, so Piasetzky. Dazu gehören im Ausnahmefall auch Schafe oder Ziegen.
Ein weiteres Problem, vor dem es den Tierschützern schon seit Jahren graut, könnte so gelöst werden: Langsam aber sicher breitet sich auch in Düsseldorf der Waschbär aus. Er ist hier nicht heimisch, gilt als invasive Art und darf nicht in die freie Wildbahn entlassen werden. „Was machen wir, wenn wir einen Waschbären zur Pflege bekommen, ihn danach aber nicht auswildernn dürfen?“, fragt Piasetzky. Auf dem Lohauser Hof könnte ein Gehege für die Kleinbären eingerichtet werden.
Doch nicht nur für Tiere soll der Hof etwas bieten, auch für die Menschen. Einmal in der Woche könnten Besucher kommen, es bestünde die Möglichkeit, therapeutisches Reiten anzubieten. Wie beim Tierschutzhof in Hellerhof ist eine Kooperation mit Schulen angedacht, damit Kinder in Kontakt mit Wildtieren kommen. „Das ist wichtig, damit auch der jungen Generation ein Bild von Natur- und Umweltschutz vermittelt werden kann“, sagt Piasetzky.
All das soll möglich werden auf dem knapp ein Hektar großen Grundstück, auf dem es neben dem Wohnhaus und den Ställen auch weitläufige Koppeln und Wiesen gibt. Doch das Vorhaben kostet Geld. Der Kaufpreis für den Schevelterhof liegt bei 1,9 Millionen Euro, für die Bewirtschaftung werden pro Jahr 250.000 bis 500.000 Euro veranschlagt. Die laufenden Kosten können durch Spenden und Aufträge gedeckt werden, doch für den Erwerb suchen Tierschutzverein und Nabu Sponsoren, die einen Teil der Summe aufbringen und das neu erworbene Eigentum zur Verfügung stellen können. Die Stadt Düsseldorf soll beteiligt werden, das Veterinäramt hat bereits Interesse bekundet, auch die Nachbarstädte könnten in die Planung eingebunden werden.
„Für den Tier- und Naturschutz in Düsseldorf ist das Projekt sehr wichtig, der Standort und das Gelände sind ideal“, sagt Renate Voos-Frönicke, die die Suche nach Geldgebern leitet und selbst Vorsitzende eines Vereins ist, der in Spanien ein Tierheim betreibt. Gemeinsam mit Monika Piasetzky, der Nabu-Vorsitzenden Gerda Hucklenbroich und weiteren Düsseldorfer Tierfreunden hat sie sich über die Anlage führen lassen. Das einhellige Urteil: Hier kann etwas Großes entstehen, das wichtig ist für die Tiere und Menschen in Düsseldorf.