So stimmen die Glocken auf Ostern ein
In St. Peter und Paul gibt es einen neuen Läuteplan. Grundsätzlich gilt: Je höher das Fest, umso mehr Glocken kommen in Schwingung. Manche Läutetraditionen sind in Vergessenheit geraten und sollen wieder belebt werden.
RATINGEN Als die achte Glocke im Geläut von St. Peter und Paul ihren Weg von Gescher, dem Ort ihres Gusses, bequem mit dem Tieflader nach Ratingen bis schließlich in den Turm gefunden hatte, da war spätestens ein neuer Läuteplan fällig: eine systematische Ordnung dafür, an welchem Tag im Kirchenjahr welche Glocke wie lange über die Stadt tönen sollte. Diese Ordnung gibt es jetzt, zusammengestellt von Rolf Klein, einem Kirchenglocken-Fan aus Wuppertal.
Sein Ziel war es, das große Glockenensemble über das Kirchenjahr hinweg in seiner ganzen Mannigfaltigkeit zu präsentieren. Die letzte Läuteordnung war Mitte der 90er Jahre erstellt worden, wurde allerdings in den vergangenen Jahren immer weniger beachtet. Was dazu führte, dass nach der reinen Lehre häufig nicht nach Anlass gerecht geläutet wurde.
Manche Läutetraditionen wie das Einläuten des Sonntags oder das Läuten zur Sterbestunde Christi freitags um 15 Uhr sind inzwischen mehr oder minder in Vergessenheit geraten. Sie sollen nun wieder belebt werden. „Neue Traditionen werden aufleben. So habe ich Pfarrer Daniel Schilling schon vor drei Jahren geraten, am Allerseelentag, wenn in der Abendmesse die Verstorbenen des zu Ende gehenden Kirchenjahres namentlich verlesen werden, die sogenannte Totenglocke, die Glocke Peter und Paul, läuten zu lassen“, erklärt Rolf Klein. Das Ratinger Peter und Paul-Geläute kann durchaus mit manch einem Domgeläute mithalten. So hat beispielsweise der Limburger Dom ein ganz ähnliches Geläute, es steht lediglich einen Halbton tiefer als das in Peter und Paul. Allerdings können die Limburger
keine mittelalterlichen Glocken in ihrem Hauptgeläute vorweisen. Die drei mittelalterlichen Glocken von Peter und Paul wiederum, die die Jahrhunderte überdauert haben, prägen mit ihren archaischen Klängen das Gesamtgeläute.
Die Glocken 6, 4 und 3 (Anna, Franziskus und Christus König) wurden erstmals 1910 gegossen, gingen allerdings im Ersten Weltkrieg 1917, und noch einmal, nach einem Neuguss im Jahr 1927 im Zweiten Weltkrieg 1943, verloren. Im Jahr 1958 wurden sie auf die gleichen Töne wie ihre Vorgängerinnen aus 1910 und 1927 zum dritten Male gegossen. 1994 wurde das Geläut mit der
Edith-Stein-Glocke nach oben hin komplettiert. Es wird gemunkelt, dass die Anschaffung dieser Glocke in der Gemeinde sehr umstritten war und als völlig unnötig empfunden wurde. Und das weiß Rolf Klein auch noch: Angeblich wurde die Glocke ohne offizielle Glockenweihe in einer „Nacht- und Nebelaktion“in den Turm hochgezogen. Anlässlich dieser Maßnahme erhielt St. Peter und Paul auch einen neuen Holzglockenstuhl.
Ganz grundsätzlich: Je höher das Fest, umso mehr Glocken kommen in Schwingung. Die größte Glocke ist den höchsten kirchlichen Feiertagen und wichtigen Festen der Gemeinde
(Erstkommunion und Firmung beispielsweise) vorbehalten. Die Peter- und Paulglocke ist eine wichtige – beispielsweise in der Adventsund Weihnachtszeit und kündet seit alters her vom Tod eines Gemeindemitglieds.
An den Sonntagen der Fastenzeit wird lediglich mit drei Glocken geläutet. Taufen werden mit dem fröhlichen Motiv der drei kleinsten Glocken angekündigt.
Bei den sonntäglichen Abendmessen wird mit einer oder zwei Glocken weniger als am Morgen geläutet, dafür werden eher größere Glocken genutzt.
An den sonntäglichen Abendmessen der Weihnachtszeit ist beispielsweise geplant, mit den drei mittelalterlichen Glocken zu läuten. Während grundsätzlich beim Läuten immer von der kleinsten zur größten Glocke geläutet wird, ist es an den höchsten Festen (Weihnachten, Ostern, Pfingsten…) anders.
Hier beginnt die größte Glocke, die Märch, und läutet fünf Minuten alleine, quasi zur Einstimmung. Dann folgen für zehn Minuten die weiteren Glocken von groß nach klein.
Am Patrozinium der Kirche, dem Hochfest Peter und Paul am 29. Juni, läutet die Peter und Paul-Glocke fünf Minuten alleine vor. Es folgen die Glocken drei bis acht, und zum Schluss setzt die große Märch ein.