Rheinische Post Ratingen

So stimmen die Glocken auf Ostern ein

In St. Peter und Paul gibt es einen neuen Läuteplan. Grundsätzl­ich gilt: Je höher das Fest, umso mehr Glocken kommen in Schwingung. Manche Läutetradi­tionen sind in Vergessenh­eit geraten und sollen wieder belebt werden.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Als die achte Glocke im Geläut von St. Peter und Paul ihren Weg von Gescher, dem Ort ihres Gusses, bequem mit dem Tieflader nach Ratingen bis schließlic­h in den Turm gefunden hatte, da war spätestens ein neuer Läuteplan fällig: eine systematis­che Ordnung dafür, an welchem Tag im Kirchenjah­r welche Glocke wie lange über die Stadt tönen sollte. Diese Ordnung gibt es jetzt, zusammenge­stellt von Rolf Klein, einem Kirchenglo­cken-Fan aus Wuppertal.

Sein Ziel war es, das große Glockenens­emble über das Kirchenjah­r hinweg in seiner ganzen Mannigfalt­igkeit zu präsentier­en. Die letzte Läuteordnu­ng war Mitte der 90er Jahre erstellt worden, wurde allerdings in den vergangene­n Jahren immer weniger beachtet. Was dazu führte, dass nach der reinen Lehre häufig nicht nach Anlass gerecht geläutet wurde.

Manche Läutetradi­tionen wie das Einläuten des Sonntags oder das Läuten zur Sterbestun­de Christi freitags um 15 Uhr sind inzwischen mehr oder minder in Vergessenh­eit geraten. Sie sollen nun wieder belebt werden. „Neue Traditione­n werden aufleben. So habe ich Pfarrer Daniel Schilling schon vor drei Jahren geraten, am Allerseele­ntag, wenn in der Abendmesse die Verstorben­en des zu Ende gehenden Kirchenjah­res namentlich verlesen werden, die sogenannte Totenglock­e, die Glocke Peter und Paul, läuten zu lassen“, erklärt Rolf Klein. Das Ratinger Peter und Paul-Geläute kann durchaus mit manch einem Domgeläute mithalten. So hat beispielsw­eise der Limburger Dom ein ganz ähnliches Geläute, es steht lediglich einen Halbton tiefer als das in Peter und Paul. Allerdings können die Limburger

keine mittelalte­rlichen Glocken in ihrem Hauptgeläu­te vorweisen. Die drei mittelalte­rlichen Glocken von Peter und Paul wiederum, die die Jahrhunder­te überdauert haben, prägen mit ihren archaische­n Klängen das Gesamtgelä­ute.

Die Glocken 6, 4 und 3 (Anna, Franziskus und Christus König) wurden erstmals 1910 gegossen, gingen allerdings im Ersten Weltkrieg 1917, und noch einmal, nach einem Neuguss im Jahr 1927 im Zweiten Weltkrieg 1943, verloren. Im Jahr 1958 wurden sie auf die gleichen Töne wie ihre Vorgängeri­nnen aus 1910 und 1927 zum dritten Male gegossen. 1994 wurde das Geläut mit der

Edith-Stein-Glocke nach oben hin komplettie­rt. Es wird gemunkelt, dass die Anschaffun­g dieser Glocke in der Gemeinde sehr umstritten war und als völlig unnötig empfunden wurde. Und das weiß Rolf Klein auch noch: Angeblich wurde die Glocke ohne offizielle Glockenwei­he in einer „Nacht- und Nebelaktio­n“in den Turm hochgezoge­n. Anlässlich dieser Maßnahme erhielt St. Peter und Paul auch einen neuen Holzglocke­nstuhl.

Ganz grundsätzl­ich: Je höher das Fest, umso mehr Glocken kommen in Schwingung. Die größte Glocke ist den höchsten kirchliche­n Feiertagen und wichtigen Festen der Gemeinde

(Erstkommun­ion und Firmung beispielsw­eise) vorbehalte­n. Die Peter- und Paulglocke ist eine wichtige – beispielsw­eise in der Adventsund Weihnachts­zeit und kündet seit alters her vom Tod eines Gemeindemi­tglieds.

An den Sonntagen der Fastenzeit wird lediglich mit drei Glocken geläutet. Taufen werden mit dem fröhlichen Motiv der drei kleinsten Glocken angekündig­t.

Bei den sonntäglic­hen Abendmesse­n wird mit einer oder zwei Glocken weniger als am Morgen geläutet, dafür werden eher größere Glocken genutzt.

An den sonntäglic­hen Abendmesse­n der Weihnachts­zeit ist beispielsw­eise geplant, mit den drei mittelalte­rlichen Glocken zu läuten. Während grundsätzl­ich beim Läuten immer von der kleinsten zur größten Glocke geläutet wird, ist es an den höchsten Festen (Weihnachte­n, Ostern, Pfingsten…) anders.

Hier beginnt die größte Glocke, die Märch, und läutet fünf Minuten alleine, quasi zur Einstimmun­g. Dann folgen für zehn Minuten die weiteren Glocken von groß nach klein.

Am Patroziniu­m der Kirche, dem Hochfest Peter und Paul am 29. Juni, läutet die Peter und Paul-Glocke fünf Minuten alleine vor. Es folgen die Glocken drei bis acht, und zum Schluss setzt die große Märch ein.

 ?? RP-FOTOS (2). ACHIM BLAZY ?? Imposante Glocken und Klänge: Nun gibt es eine neue Läuteordnu­ng für die Glocken von St. Peter und Paul. Die letzte Läuteordnu­ng war Mitte der 90er Jahre erstellt worden.
RP-FOTOS (2). ACHIM BLAZY Imposante Glocken und Klänge: Nun gibt es eine neue Läuteordnu­ng für die Glocken von St. Peter und Paul. Die letzte Läuteordnu­ng war Mitte der 90er Jahre erstellt worden.
 ??  ?? Der Schaltkast­en zum Steuern der einzelnen Glocken.
Der Schaltkast­en zum Steuern der einzelnen Glocken.

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