Mehr als 130 Jahre Fahrrad-Tradition
Auch das Jubiläum von Düsseldorpia war von Corona geprägt. Doch der Verein sieht in der Pandemie auch Chancen für die Sportart.
DÜSSELDORF Während der Corona-Krise haben viele Düsseldorfer auf die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs verzichtet. Eine Alternative war das Fahrrad. Das gibt einer Sportart Hoffnung, die ihr Goldenes Zeitalter eigentlich schon hinter sich hat. „Die Menschen sitzen wieder mehr im Sattel, und wir wünschen uns, dass sie im Laufe der Zeit auch ihren Weg in den organisierten Radsport finden“, sagt Horst Drechsler, Ehrenvorsitzender und Geschäftsführer des Radclub Düsseldorpia.
Der Verein hat 2020 sein 130-jähriges Bestehen gefeiert. Damit ist er der älteste Radsportverein der Landeshauptstadt und gehört auch in der Region zu den Urgesteinen. Viel hatten Horst Drechsler, Vereinssprecher Reiner Wudtke und ihr Team zum Jubiläum geplant, die Pandemie zwang sie jedoch zum Umdenken. Immerhin organisierte der Verein eine sogenannte Sternfahrt. Aus der ganzen Region kamen Radsportfreunde zum Aussichtsturm Indemann bei Düren, rund 80 Teilnehmer waren – mit Sicherheitskonzept – dabei.
„Wir fahren bei Wind und Wetter
Fahrrad“, sagt Reiner Wudtke, der selbst im Jahr mehr als 15.000 Kilometer im Sattel zurücklegt. Das Hauptaugenmerk des Vereinssports liegt dabei auf der sogenannten Radtouristik, 40 bis 150 Kilometer langen Fahrten auf festgelegten Routen, häufig zu markanten Sehenswürdigkeiten. Außerdem gibt es eine Mountainbike-Abteilung und die Truppe Cycling Hoppers, eine Gruppe, die regelmäßig gemeinsam ausfährt. „Die Hoppers sind quasi ein Verein im Verein, mit einem sehr starken Teamgeist“, erzählt Wudtke. Es gibt nach Leistung getrennte Gruppen. „Dann müssen die Stärkeren nicht warten, und die Schwächeren werden nicht abgehängt.“
Heute gehört der Verein Düsseldorpia zu den Organisatoren des Radrennens „Rund um die Kö“, in früheren Zeiten veranstaltete man bis zu zwölf Rennen im Jahr. „Unsere Vereinsgeschichte reicht zurück bis in die Zeit der Hochräder, als Fahrradfahrer auf Augenhöhe mit Reitern sein wollten“, erzählt Horst Drechsler, der sich intensiv mit der Historie auseinander gesetzt hat. Düsseldorpia war damals
Teil einer Sportart, die in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich populärer war als heute. Der Verein gehört auch zu den ersten Gruppen, die Frauen aufnahmen und für sie eigene Rennen veranstalteten – und zu den ersten, die den damals noch verpöhnten Mountainbikern eine organisierte Struktur boten.
Heute fällt es jedoch bisweilen schwer, Radfahrer für den Eintritt in einen Verein zu begeistern. Die meisten Menschen nutzen das Rad als Fortbewegungsmittel im Alltag oder für den Individualsport. „Radfahren kann aber eine Teamsportart
sein“, meint Wudtke und spricht über Taktiken wie das Fahren im Windschatten. Zum Gemeinschaftserlebnis gehören auch organisierte Zielfahrten und Radtouristiken, bei denen es an speziellen Stationen nicht nur Essen und Trinken, sondern auch einen Nachweis der gefahrenen Kilometer gibt.
Und auch andere Vorteile bietet das Vereinsleben: Neben der zugehörigen Versicherung beim Sport gibt es vor allem viel Fachwissen. „Wer allein fährt, hat sein Rad erfahrungsgemäß häufig nicht optimal auf den eigenen Bedarf eingestellt“,
sagt Veteran Drechsler. Häufig sei der Sattel zu hoch, der Lenker zu niedrig. Der Blick erfahrener Radfahrer könne hier Abhilfe schaffen.
Dass der Radsport auch im Alleingang ausgeübt werden kann, hat dem Verein im vergangenen Jahr gut getan. Ein Mitgliederschwund ist nicht zu verzeichnen, und im aktuellen Vereinsheft konnten viele Mitglieder von spannenden Fahrten berichten. „Die Hoppers, die als Gruppe fahren, müssen natürlich aussetzen und hoffen, dass es bald wieder losgehen kann“, sagt Wudtke.
Ähnlich erging es den großen Touren mit vielen Teilnehmern, abgesehen von der ersten Fahrt im März und dem Saisonabschluss im Oktober fand nichts statt. Trotzdem konnten die Vereinsmitglieder individuell aktiv bleiben, viele Radfahrer machen inzwischen Touren zu dritt. „Und wir hoffen natürlich, dass das Fahrrad auch nach dem Ende der Pandemie seine Rolle als modernes Transportmittel – und als Sportgerät – beibehalten wird“, sagt Reiner Wudtke.