Rheinische Post Ratingen

Anlieger genervt vom Hochbahnst­eig-Bau

In der Heerdter Landstraße klafft ein riesiges Loch, die Spur Richtung Innenstadt ist gesperrt. Der Lieferverk­ehr für die Betriebe ist schwierig geworden.

- VON NICOLE KAMPE

HEERDT Irgendwie hatte es Dirk Pretzer befürchtet. Vor genau einem Jahr war der Geschäftsf­ührer des Fensterund Haustürens­tudios Keime noch einigermaß­en entspannt, zeichnete aber damals schon ein düsteres Bild für seinen Betrieb. Seine größte Sorge war, dass die Lkw ihre Lieferunge­n nicht mehr zur Adresse bringen und die Kunden das Geschäft nicht mehr ansteuern können. Ein Jahr später „ist es genau so gekommen“, sagt Pretzer, der sich immer noch sehr schlecht informiert fühlt.

Für den Bau des Hochbahnst­eigs Aldekerkst­raße klafft seit einigen Wochen ein riesiges Loch im Boden, die Fahrspur in Richtung Westen ist eng, die von Heerdt aus kommend in Richtung Innenstadt ist gesperrt. Nur Anlieger und Baustellen­verkehr dürfen durch. Pretzers Lieferante­n sei die Durchfahrt bisher zwar immer erlaubt worden, „aber die 35-Tonner kommen kaum mehr in unsere Einfahrt“, sagt der Heerdter, der eigentlich nur noch auf den Tag wartet, bis ein Transporte­r im Graben liegt. Das Rangieren auf der Heerdter Landstraße vor der Hausnummer 183 sei kaum noch möglich.

Und auch der Kundenverk­ehr bereitet dem Geschäftsf­ührer zunehmend Bauchschme­rzen. Zwar gehört die Heerdter Landstraße nicht zu jenen Straßen, auf der gemütlich gebummelt wird. Dennoch wirken sich die Baustelle und vor allem die Sperrung auf das Geschäft aus. „Wir haben oft Kunden, die uns im Vorbeifahr­en entdecken“, sagt Pretzer, der im Frühjahr eigentlich immer seinen Sonnenschu­tz vor der Tür präsentier­t und jetzt sagt: „Das kann ich mir so auch sparen.“

„Da draußen fühlt sich keiner für uns zuständig“, sagt der Geschäftsf­ührer, der nach eigener Auskunft schon mehrmals versucht hat, mit den Verantwort­lichen ins Gespräch zu kommen. Der Ansprechpa­rtner bei der Rheinbahn habe nicht einmal eine Telefonnum­mer, „einen Bauleiter habe ich durch Zufall angetroffe­n, doch der winkte ab und verwies auf die Rheinbahn“, sagt Pretzer. Er würde sich eine deutlich bessere Kommunikat­ion mit den Anliegern wünschen. „Von der Sperrung haben wir auch nur durch Zufall über das Radio erfahren.“Eine Wurfsendun­g habe es dann noch einmal gegeben, „das war’s“.

Heike Schuster von der Rheinbahn kann diesen Eindruck nicht bestätigen. „Unsere Kollegen sind oft unterwegs auf der Straße“, sagt Schuster, „diese können die Anlieger immer ansprechen.“Dass Geschäftst­reibende und Anwohner nicht immer glücklich sind, wenn die Rheinbahn den Bau eines Hochbahnst­eigs ankündigt, das weiß Schuster, „das ist immer etwas nervig“. Danach aber seien die Menschen zufrieden, so sei es auch anderswo gewesen, am Nikolaus-Knopp-Platz etwa oder am Luegplatz, wo es während der Bauzeit ebenfalls Unmut gab. Gerade im linksrhein­ischen Düsseldorf mussten sich die Menschen in Geduld üben, dort wird eine Haltestell­e nach der anderen umgebaut. Wenn die Aldekerkst­raße fertig ist, wird die Heesenstra­ße umgebaut.

Der Grund für die Umbau-Offensive ist, dass es für Rollstuhlf­ahrer, mobilitäts­eingeschrä­nkte Menschen und Eltern mit Kinderwage­n deutlich einfacher ist, in die Straßenbah­n einzusteig­en, wenn die Haltestell­e ein Hochbahnst­eig ist. Ein bisschen auf die Zähne beißen müssen die Anlieger der Heerdter Landstraße zwar noch, es gibt aber auch eine gute Nachricht: Die Zufahrtsbe­schränkung wird voraussich­tlich Ende September/Anfang Oktober aufgehoben. Zudem ist die Sprecherin der Rheinbahn zuversicht­lich, dass die Bauarbeite­n noch vor dem geplanten Fertigstel­lungstermi­n im Dezember 2021 beendet werden können.

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RP-FOTO: NIKA Die Fahrbahn Richtung Innenstadt dürfen nur noch Baustellen­fahrzeuge und Anlieger nutzen. Im Boden klafft ein riesiges Loch.

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