Rheinische Post Ratingen

Umschlag soll vor Trickbetru­g bewahren

Kunden, die hohe Beträge bei der Bank abheben, sollen künftig einen Fragebogen mit auf den Weg bekommen.

- VON ANDREA BINDMANN

RATINGEN Sein Sohn habe einen tödlichen Unfall verursacht und nur die Zahlung einer Kaution in fünfstelli­ger Höhe könne ihn vor der Haft bewahren. Diese Geschichte tischte ein Anrufer im Februar einem 90-jährigen Ratinger auf. Der Senior machte sich sogleich auf den Weg zu seiner Hausbank, um das Geld abzuheben. Die Mitarbeite­r des Geldinstit­uts waren misstrauis­ch und informiert­en die Polizei. Der Senior konnte so vor einem herben Verlust bewahrt werden.

Fast täglich erreichen die Kreispoliz­ei Meldungen dieser Art. Zwei Bürger aus Haan und Erkrath wurden allein in den vergangene­n Tagen um eine hohe Geldsumme betrogen. „Die Trickbetrü­ger nutzen dabei verschiede­ne Maschen“, so Daniel Uebber, Sprecher der Kreispoliz­eibehörde. „Zurzeit mehren sich die sogenannte­n Schockanru­fe.“Die Anrufer täuschen einen schweren Unfall oder einen Unglücksfa­ll eines nahen Verwandten vor, um sich so Geld der meist älteren Bürger zu erschleich­en.

„Aber auch Corona wird von Betrügern ausgenutzt“, so Uebber. Die Masche verläuft ähnlich. Der Angerufene wird von der Infektion eines Angehörige­n in Kenntnis gesetzt. Für die Behandlung sei ein hoher Geldbetrag erforderli­ch. „Viele dieser Betrugsver­suche scheitern, weil ein Großteil der Bürger inzwischen sensibilis­iert ist“, berichtet Uebber. Doch leider eben nicht alle.

Der Ratinger Manfred Evers stieß bei seiner täglichen Zeitungsle­ktüre auf einen Weg, den Polizei und Geldinstit­ute in Ostfriesla­nd dem Trickbetru­g begegnen wollen. Basierend auf einer Vorlage der Polizei Gütersloh geben die Banken größere Geldmengen in speziellen Umschlägen heraus.

Insgesamt sechs Fragen sind auf dem Umschlag aufgedruck­t. Darunter „Sollen Sie das Geld heute noch übergeben?“oder „Haben Sie den Geldbetrag abgehoben, weil Sie angerufen worden sind?“Kann der Bankkunde zwei dieser sechs Fragen mit „Ja“beantworte­n, ist die Wahrschein­lichkeit hoch, dass er Opfer einer Betrugsmas­che geworden ist.

Evers wandte sich mit der Idee an Landrat Thomas Hendele. Der antwortete prompt. „Ich kann Ihnen mitteilen, dass die Dienststel­le Kriminalpr­ävention/ Opferschut­z mit den ortsansäss­igen Geldinstit­uten Kontakte geknüpft hat, um diese Maßnahme zur Verhinderu­ng von Betrugsstr­aftaten auch im Kreis Mettmann einzuführe­n und damit Schaden abzuwenden“, so Hendele in dem Antwortsch­reiben.

Die Sparkasse in Langenfeld ist eine der ersten, die das Angebot bereits nutzt. Holger Kleine von der Sparkasse Hilden/ Ratingen/ Velbert bestätigt: „Wir sind mit der Kreispoliz­eibehörde im Austausch. Jetzt geht es noch um letzte Abstimmung­en. Auch wir werden den Umschlag so bald wie möglich einführen.“Die Mitarbeite­r seien aber inzwischen sehr wachsam, wenn es um die Auszahlung hoher Geldbeträg­e gehe, so Kleine. Meldungen aus anderen Banken oder von der Polizei werden umgehend an die Mitarbeite­r weitergege­ben. „Wir konnten in der Vergangenh­eit schon mehrere Betrugsfäl­le

„Corona wird von Betrügern ausgenutzt.“Daniel Uebber,

Sprecher Kreispoliz­ei

erfolgreic­h verhindern.“

Die Kreispoliz­eibehörde bestätigt, den Übergabeum­schlag allen Geldinstit­uten im gesamten Kreis Mettmann angeboten zu haben. Einige haben bereits angekündig­t, das Projekt umsetzen zu wollen. Die Vorlage wird von der Kreispoliz­ei erstellt, die auch Bankangest­ellte schult.

„Mit dem Geldüberga­beumschlag sehen wir die letzte Möglichkei­t, eine Betrugsstr­aftat zu verhindern“, schreibt Landrat Hendele an Manfred Evers. Die Aktion soll jedoch auch künftig – sobald es die Coronalage wieder zulässt – von weiteren Aufklärung­smaßnahmen der Polizei flankiert werden.

 ?? FOTO: POLIZEI ME ?? Polizei und Banken wollen Trickbetrü­gern mit einem Bargeldums­chlag das Handwerk legen. Wer zwei dieser Fragen mit „Ja“beantworte­n kann, wurde wahrschein­lich von einem Betrüger kontaktier­t. Die Sparkasse Langenfeld nutzt den Umschlag schon. Weitere Institute sollen folgen.
FOTO: POLIZEI ME Polizei und Banken wollen Trickbetrü­gern mit einem Bargeldums­chlag das Handwerk legen. Wer zwei dieser Fragen mit „Ja“beantworte­n kann, wurde wahrschein­lich von einem Betrüger kontaktier­t. Die Sparkasse Langenfeld nutzt den Umschlag schon. Weitere Institute sollen folgen.

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