Rheinische Post Ratingen

Aktion gegen das Vergessen

An dem Erinnerung­szeichen für KZ-Außenlager an der Schlüterst­raße wurde bei einer Gedenkfeie­r dazu aufgerufen, dem Faschismus die Stirn zu bieten.

- VON NICOLE ESCH

FLINGERN Kaum einer weiß, dass sich dort, wo heute Kinder friedlich spielen und es sich angenehm leben lässt, vor mehr als 76 Jahren fürchterli­che Gräuel abspielten. Auf dem Gebiet des heutigen Quartier Grafental stand von 1943 bis 1945 ein KZ-Außenlager des Konzentrat­ionslagers Buchenwald­s. Es war nicht das einzige in Düsseldorf. In insgesamt fünf Lagern (Stoffeln, Kalkum, Kirchfelds­traße, Rather Straße und Schlüterst­raße) wurden Häftlinge als billige Arbeitsskl­aven missbrauch­t, sie mussten Trümmer beseitigen, in Bombenräum­kommandos arbeiten oder für Rheinmetal­l im Geheimen Kriegswaff­en herstellen.

Die Häftlinge hätten unter katastroph­alen Bedingunge­n gelitten. Es gab unzureiche­nde hygienisch­e Verhältnis­se, die Menschen waren chronisch unterernäh­rt und wurden zu Tode gequält, berichtet Gisela Blomberg, Mitglied des Kreisvorst­andes des VNN (Bund der Antifaschi­stinnen und Antifaschi­sten) bei der Gedenkfeie­r zur Befreiung des KZs Buchenwald an der Schlüterst­raße.

Auch wenn das alles schon lange zurücklieg­e, gebe es gute Gründe, sich immer noch an das unsägliche Leid und den menschenve­rachtenden Faschismus jener Zeit zu erinnern, sagt Monika Müller-Klar, Bezirksver­treterin der Linken im Stadtbezir­k 2. „Vor allem deshalb, weil die Krake des Faschismus, Rassismus und Antisemiti­smus sich überall auf der Welt wieder breitmacht – vor allem im Europa und eben auch in Deutschlan­d. Deshalb dürfen wir nicht vergessen und müssen verhindern, dass so etwas je wieder passiert“, sagt sie.

Wirklich juristisch aufgearbei­tet wurde das Geschehen nicht. Lediglich der Lagerführe­r Walter Knauf wurde wegen Verbrechen gegen die Menschlich­keit und eines Totschlags vom Landgerich­t Düsseldorf zu zehn Jahren Zuchthaus verurteilt. Rheinmetal­l sei sich keiner Schuld bewusst gewesen, und von KZ-Außenstell­en in Düsseldorf wollte lange keiner wirklich etwas wissen.

Da die Ereignisse langsam in Vergessenh­eit zu geraten drohen, rief die Mahn- und Gedenkstät­te Düsseldorf 2016 das Projekt „Erinnerung­szeichen KZ-Außenlager“ins Leben. Zusammen mit rund 100 Schülern aus acht Schulen, alle aus den betroffene­n Stadtgebie­ten, beschäftig­ten sie sich mit der KZ-Vergangenh­eit Düsseldorf­s und entwickelt­en die „Erinnerung­szeichen“. An den fünf Orten der KZ-Außenlager finden sich nun diese Gedenkzeic­hen. Zu sehen ist jeweils die Silhouette eines Häftlings, der durch ein aus Ketten und Gitterstäb­en bestehende­s Tor geht.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Monika Müller-Klar betonte, dass Faschismus und Rassismus bekämpft werden müssen.

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