Gans sicher ist Johannes Kircher nicht
Momentan haben die Stammgänse auf Gut Schobbenhaus freies Feld. Die Mast-Küken würden im Mai kommen – falls es die Vogelgrippe erlaubt.
METTMANN Die Sache mit der Weihnachtsgans scheint sich 2021 eher flatterhaft zu entwickelt. Im Vorjahr waren die Weihnachtsbraten auf Gut Schobbenhaus – bedingt durch Corona – bereits Ende November ausverkauft. Zurzeit muss die Familie Kircher bereits um ihre Küken bangen. „Bisher hatte ich zwei Züchter, von denen ich die Küken bekommen habe“, berichtet Johannes Kircher. Nun bekam er von einem dieser Züchter die Nachricht, dass dessen Tiere alle wegen der Vogelgrippe gekeult wurden.
Kircher hofft, dass er die fehlenden 600 Küken von dem zweiten Lieferanten beziehen kann, sofern diesen nicht auch die Vogelgrippe trifft. Von der Öffentlichkeit relativ unbemerkt führt die für den Menschen ungefährliche Virusinfektion wieder zur Tötung von Millionen von Tieren führt. Da dadurch auch die Küken für die Nachzucht fehlen, können sich alle Anhänger einer regional groß gewordenen Martinsgans oder eines solchen Weihnachtbratens schon jetzt auf höhere Preise gefasst machen.
Normalerweise kauft Gut Schobbenhaus im Frühjahr 1.200 Gänseund 400 Entenküken. „In der Regel sind die Küken zwei Wochen alt“, erzählt Johannes Kircher. „Dann sind sie schon geimpft und widerstandsfähig.“Mitte bis Ende Mai treffen die Küken auf Gut Schobbenhaus ein. Dann kommen sie in einen großen Stall, bis das Wetter warm genug ist. „Dann heißt es raus und laufen, laufen, laufen“, sagt Johannes Kircher. Denn Bewegung sei bei der Aufzucht wichtig. „Wir wollen schließlich Fleisch produzieren und kein Fett.“
Aus diesem Grund müssen die Gänse von Gut Schobbenhaus auch anders zubereitet werden, als herkömmliche Mastgänse. „Man muss sie anders braten, damit sie nicht trocken werden“, erklärt Kircher. „Wir sagen unseren Kunden immer, dass sie sie nur im Bräter zubereiten sollen, erst auf der Brust im Sud garen und nur die letzte halbe Stunde umdrehen und knusprig braten.“So bleibt das Fleisch saftig und die Gans so groß, wie sie vorher war. Standard-Mastgänse schrumpfen beim Bratvorgang durch das austretende Fett um rund ein Drittel.
Im Jahr 2006 haben die Kirchers Gut Schobbenhaus übernommen. „Es war klassische Landwirtschaft“, erzählt Johannes Kircher, „mit Getreideund Rapsanbau.“Auch die Produktion von Hausmacher Wurst übernahmen die Kirchers.
Mittlerweile wird auf Gut Schobbenhaus
seit über 55 Jahren Hausmacher Wurst hergestellt. „Das war im letzten Jahr der Renner“, freut sich Kircher. „Da haben wir dreimal so viele Konserven hergestellt, wie in den Vorjahren.“Doch die Kirchers dachten über ein weiteres Standbein nach. „Mein Vater war auch Landwirt und hat zum Schluss Enten gehabt“, erzählt Johannes Kircher. Und so stieg auch Gut Schobbenhaus in die Entenaufzucht ein. „Später kamen dann die Gänse dazu.“
Beliefert werden die Hofläden in der Region, Gastronomen und Privatkunden. „Wir fangen Ende Oktober an zu schlachten.“Besonders groß ist die Nachfrage zu St. Martin. Ab da wird dann ein bis zweimal pro Woche geschlachtet. „Wir haben eine Aushilfe, die uns beim Schlachten unterstützt“, erzählt Johannes Kircher. Ansonsten ist alles in Familienhand. Viele Restaurants beziehen ihre Enten- oder Gänsebraten für Firmen- und Weihnachtsfeiern von Gut Schobbenhaus. „Und vor Weihnachten kommt dann die Privatkundschaft.“Die Kunden bestellen vor. „Wir sind bedacht, unseren Kunden die Ware frisch zu übergeben.“