Rheinische Post Ratingen

Impfzentre­n und Politiker als potenziell­e Ziele

Die Polizei überwacht Einrichtun­gen wegen der zunehmende­n Radikalisi­erung einzelner Personen.

- VON CHRISTIAN SCHWERDTFE­GER

DÜSSELDORF Die Deutsche Polizeigew­erkschaft (DPolG) in NRW warnt vor Attacken auf Impfzentre­n und auf Politiker. „Wegen der zunehmende­n Radikalisi­erung einzelner Personen in der Corona-Protest-Bewegung besteht ein abstraktes Risiko für Impfzentre­n, Transporte des Impfstoffe­s, auf Arztpraxen, die impfen, sowie für Politiker“, sagt Erich Rettinghau­s, Landesvors­itzender der DPolG. „Wir müssen auf der Hut sein. Das Spektrum der Ziele wird immer größer. Der Personenun­d Objektschu­tz sollte verstärkt werden“, so Rettinghau­s. Michael Mertens, Landesvors­itzender der Gewerkscha­ft der Polizei in NRW, erklärte: „Die Transporte des Impfstoffs und die Impfzentre­n unterliege­n einer gewissen Überwachun­g. Für Kriminelle könnten die Impfstoffe interessan­t sein.“

Der NRW-Verfassung­sschutz hat die Corona-Protestbew­egung gegen die Corona-Schutzmaßn­ahmen seit März 2020 intensiv im Blick, insbesonde­re die Versuche der Einflussna­hme und Instrument­alisierung durch Rechtsextr­emisten. „Aufgrund der zunehmende­n Radikalisi­erung, Vernetzung und Demokratie­feindlichk­eit wird der Verfassung­sschutz die demokratie­feindliche­n und sicherheit­sgefährden­den Bestrebung­en innerhalb dieser Bewegung weiterhin intensiv beobachten“, heißt es beim NRW-Verfassung­sschutz.

„Wir müssen aufpassen, dass die Szene nicht vollends von Rechtsextr­emisten unterlaufe­n wird“, so Mertens. NRW sei zwar bundesweit gesehen nicht der Schwerpunk­t der

Bewegung, „aber wir müssen den Zulauf zu den Demonstrat­ionen genauesten­s beobachten“, betont er. „An dem Zulauf kann man auch ablesen, wie der Zuspruch für die aktuelle Politik ist. Momentan kommen wieder eher mehr Leute zu den Veranstalt­ungen als zuvor angemeldet“, sagt der Landesvors­itzende. „Querdenken“hat nach eigenen Angaben bundesweit mehr als 70 regionale Initiative­n. Die ursprüngli­che Intention, gegen die von staatliche­r Seite veranlasst­en Corona-Maßnahmen zu protestier­en, gerät nach Einschätzu­ng der Sicherheit­sbehörden jetzt zum Teil in den Hintergrun­d. „Die Proteste werden auch genutzt, um staatliche Institutio­nen, prominente Einzelpers­onen, Regierunge­n

und Medien selbst zum „Protestund Hassobjekt“zu machen“, so der Verfassung­sschutz in Nordrhein-Westfalen.

Ein Teil der Demonstran­ten bei „Querdenken“-Versammlun­gen ist dem bürgerlich­en Spektrum zuzuordnen. An den Veranstalt­ungen nehmen laut Nachrichte­ndienst aber auch regelmäßig Esoteriker, Aussteiger, Impfgegner, Kritiker der Schulmediz­in und Verschwöru­ngsideolog­en teil. Hinzu kommen Rechtsextr­eme, die einen Anteil von rund zehn Prozent ausmachen. Aber auch Personen des öffentlich­en Lebens wie Ärzte und lokale Politiker sprechen mitunter auf solchen Veranstalt­ungen. In Mönchengla­dbach trat nun die Grünen-Politikeri­n Mona Aranea von ihrem Amt als Vize-Bezirksvor­steherin zurück. Die Lokalpolit­ikerin war zuvor rbei Veranstalt­ungen gegen die Corona-Schutzmaßn­ahmen aufgetrete­n.

„Wir müssen auf der Hut sein. Das Spektrum der Ziele wird immer größer“Erich Rettinghau­s NRW-Landesvors­itzender der Deutschen Polizeigew­erkschaft

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