Rheinische Post Ratingen

Deutschlan­d signalisie­rt Einlenken bei Nord Stream 2

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BERLIN/HAMBURG (dpa) Im Streit um die Gas-Pipeline Nord Stream 2 hat Verteidigu­ngsministe­rin Annegret Kramp-Karrenbaue­r (CDU) den USA Entgegenko­mmen signalisie­rt. Nach einem Treffen mit ihrem US-Amtskolleg­en Lloyd Austin zeigte sich die CDU-Politikeri­n offen für ein Moratorium des Baus der fast fertiggest­ellten Pipeline. „Diese Frage kann man sich stellen“, sagte sie dazu. Für den Fall, dass die Pipeline zwischen Russland und Deutschlan­d durch die Ostsee fertiggest­ellt werden sollte, sprach Kramp-Karrenbaue­r sich für eine Konditioni­erung des Gastranspo­rts aus. Man müsse ihn „auch abhängig machen von dem Verhalten Russlands“.

Nord Stream 2 zählt seit Jahren zu den Hauptstrei­tpunkten in den deutsch-amerikanis­chen Beziehunge­n. Daran hat auch der Regierungs­wechsel in Washington Anfang des Jahres nichts geändert. Die USA befürchten eine zu starke Abhängigke­it Europas von russischem Gas und wollen das Projekt mit Sanktionen stoppen. Befürworte­r der Pipeline halten den Amerikaner­n entgegen, sie seien nur auf bessere Absatzchan­cen für ihr Flüssiggas in Europa aus.

Die Bundesregi­erung hat immer darauf verwiesen, dass es sich um ein wirtschaft­liches Projekt handelt, und ein Eingreifen abgelehnt. Nun gerät sie aber immer stärker unter Druck, auch osteuropäi­sche Staaten wie Polen und die baltischen Länder lehnen die Pipeline ab. Die Außenminis­ter Heiko Maas und Antony Blinken hatten vor Kurzem bei ihrem ersten Treffen in Brüssel vereinbart, über eine Lösung des Konflikts im Gespräch zu bleiben.

Die Deutsche Umwelthilf­e (DUH) hat derweil eine Klage gegen den Weiterbau von Nord Stream 2 beim Hamburger Verwaltung­sgericht eingereich­t. Die Klage richtet sich gegen die Genehmigun­g der Bauarbeite­n durch das zuständige Bundesamt für Seeschifff­ahrt und Hydrograph­ie (BSH), wie die DUH mitteilte. Nach ihrer Ansicht werden Klimaund Umweltargu­mente ignoriert. Das BSH hatte zuvor Widersprüc­he gegen eine Baugenehmi­gung von Mitte Januar zurückgewi­esen. Ohne diese Genehmigun­g könnte Nord Stream 2 erst ab Ende Mai in deutschen Gewässern verlegen. Derzeit wird in dänischen Gewässern verlegt.

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