Krisengewinner Kryptowährung
Der Kurs des Bitcoin hat sich binnen eines Jahres verzehnfacht. Aber ein Investment bleibt hochspekulativ und riskant. Handelsplattform für Kryptowährung
DÜSSELDORF Früher hieß es immer, in der Krise sei Gold ein sicherer Hafen. Das gilt aber auch nur bedingt, denn wenn an anderen Märkten die Werte wegbrechen, verkauft man das, was Gewinn verspricht, um Verluste an anderen Stellen auszugleichen. Das ist mit dem Edelmetall beispielsweise 2008 kurz nach dem Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers passiert. Im Übrigen hat Gold in den vergangenen zwölf Monaten auch „nur“etwa dreieinhalb Prozent an Wert zugelegt. Da sind die Börsen in Erwartung einer Konjunkturerholung deutlich besser gelaufen.
Ganz zu schweigen vom Bitcoin. Das bekannteste Kryptogeld der Welt scheint sich zur Krisenwährung schlechthin entwickelt zu haben, wenngleich man bei solch hochspekulativen Geldanlagen immer extrem vorsichtig sein muss. Aber die Verzehnfachung des Wertes seit April des vergangenen Jahres ist Fakt. Anders als beim Ausbruch der Corona-Krise vor gut einem Jahr, als der Bitcoin kurz nach dem ersten Lockdown die Hälfte seines Wertes einbüßte, geht es stetig aufwärts, mit kurzen zwischenzeitlichen Ausschlägen nach unten. Der Wert aller Kryptowährungen (von denen es weltweit mittlerweile Tausende gibt), die weltweit gegenwärtig im Umlauf sind, erreicht angeblich mehr als zwei Billionen Dollar.
Es scheint, als habe sich erst jetzt die Erkenntnis durchgesetzt, wie viel Potenzial ein Investment haben kann, das unbeeinflusst von den wirtschaftlichen Gegebenheiten der Realwirtschaft und dem Verhalten der Notenbanken und deren Zwang, Geld zu drucken, stattfindet. Am Dienstag stieg der Kurs des Bitcoin noch einmal um mehr als fünf Prozent auf über 63.000 Dollar.
Abgesehen von der Tatsache, dass der Zug bei solch spekulativen Instrumenten auch schnell in die andere Richtung fahren kann, wenn sich die Realwirtschaft so richtig erholt – das Kursplus vom Dienstag ist vermutlich auch ein Ergebnis
gespannter Erwartungen. Jener Erwartungen, wie denn der Start von Coinbase am Aktienmarkt verläuft. Die größte US-amerikanische Handelsplattform für Kryptowährungen geht am Mittwoch an die Börse – in den Augen der Krypto-Euphoriker ein Meilenstein für das gesamte Geschäft mit den digitalen Währungen. Coinbase ist nicht die Erste ihrer Art, aber die Emission fällt in eine Zeit, in der die Menschen offensichtlich mehr denn je den Bitcoins und Co. aufgeschlossen sind. Coinbase wird ein Börsenwert von knapp 70 Milliarden Dollar attestiert. Das ist beinahe neunmal so viel wie vor drei Jahren.
Wer an der Kryptobörse mit Teilens seines Vermögens handeln will, muss wissen: Hier mischen keine Banken und keine Banker mit, sondern der Investor kauft und verkauft direkt über die Kryptobörse. Dort hat der Anleger ein Konto, kann seine über die Blockchain geschürften Coins verwalten und diese bei Bedarf auch gegen andere Währungen tauschen. Da fehlt indes die
Unternehmen Coinbase wurde 2012 gegründet und bietet den Kauf, den Verkauf und die Verwaltung von Kryptogeld an.
Kunden Laut Unternehmen haben mehr als 56 Millionen Menschen ein Coinbase-Konto.
Zahlen Im vergangenen Jahr nahm Coinbase etwa 1,3 Milliarden Dollar ein und verdiente 322 Millionen Dollar. staatliche Regulierung, die man von den traditionellen Finanzmärkten kennt, die Kontrolle. Professionelle Hacker könnten die Coins stehlen, und das ist in der Vergangenheit auch schon mehr als einmal passiert. Dessen sollten sich Anleger bewusst sein, ehe sie sich am Krypto-Investment versuchen. Die mangelnde Regulierung gilt als einer der großen Schwachpunkte, neben den enorm aufwendigen Sicherheitssystemen und der sehr energieintensiven Produktion neuer Bitcoins und der Endlichkeit der digitalen Geldvermehrung.
Die Gefahren und Nachteile, die eine solche Anlage mit sich bringt, haben gleichwohl die Begeisterung für die Kryptowährungen in der laufenden Krise nicht gemindert. Manche erinnern sich womöglich auch an den früheren griechischen Finanzminister Giannis Varoufakis, der einst die Idee hatte, dem kriselnden Griechenland zu einer Parallelwährung auf Bitcoin-Basis zu verhelfen. So etwas geschieht da, wo das Vertrauen in die Zukunft fehlt.