Friseure und Kosmetiker geraten immer mehr in Not
Zahlreiche Handwerksbetriebe in Düsseldorf kämpfen weiter mit den Folgen der Corona-Krise. Bemerkbar macht sich das nicht nur am Umsatzrückgang.
DÜSSELDORF Die einen Branchen bekommen die Auswirkungen der Corona-Pandemie fast gar nicht zu spüren, andere wiederum trifft die wirtschaftliche Krise seit mehr als einem Jahr hart. Das bestätigt das Frühjahrsgutachten der Handwerkskammer Düsseldorf (HWK), für das die Rückmeldungen aus 1870 Betrieben ausgewertet wurden. Sie verdeutlichen eine „wirtschaftliche Spaltung besonderen Ausmaßes“. Während die Lage in der Bauwirtschaft laut Kammerpräsident Andreas
Ehlert „sehr gut“sei, sieht das beispielsweise bei den Kosmetikern und Fotografen in Düsseldorf anders aus. „Hier geht es um die blanke Existenz“, sagt Ehlert.
Auch die Friseure hätten weiter zu kämpfen. Besonders ausgeprägt seien die Spaltungstendenzen beim Blick auf die Umsätze und Auftragsbestände: „Da geht die Schere zwischen Dachdeckern und Friseuren sehr weit auseinander“, so Ehlert. Im Bauhaupt- und Ausbaugewerbe werde die Lage als „robust“eingeschätzt. 75 Prozent der Betriebe würden gleichbleibende oder sogar steigende Umsätze verzeichnen. Bei den Gesundheitsbetrieben wie Hörakustikern oder Augenoptikern berichtet etwa die Hälfte der Betriebe von rückläufigen Umsätzen, bei den Lebensmittelhandwerkern waren es 63 Prozent und bei den personenbezogenen Dienstleistungen wie Friseuren, Kosmetikern, Maßschneidern oder Goldschmieden sogar 82 Prozent. Auch im Kfz-Gewerbe sind 65 Prozent der Firmen von Umsatzrückgängen betroffen. „Nach einem halben Jahr, das von einem anhaltenden Lockdown ohne verlässliche Öffnungsperspektive und von einem Vertrauensverlust der Politik geprägt ist, ringt ein Teil des Handwerks um seine wirtschaftliche Existenz“, teilt die HWK mit.
Insgesamt liegt das Geschäftsklima bei 115 Punkten, was einer Verbesserung gegenüber dem Herbst um zwei Punkte entspricht. Ab einem Wert von 100 Punkten spricht man von einer optimistischen Stimmung. Aber auch hier zeigt sich die große Spaltung: Nur ein Drittel der Betriebe mit personenbezogenen Dienstleistungen schätzt die Geschäftslage als „gut“oder „befriedigend“ein. Auch im Kfz- und Lebensmittelgewerbe
berichten fast 40 Prozent der Unternehmen von einer schlechten Geschäftslage. Deshalb ist auch dort die Zuversicht auf steigende Umsätze zurückhaltend, während allgemein 30 Prozent der Betriebe mit Umsatzsteigerungen im nächsten Halbjahr rechnen.
Was die Beschäftigungslage angeht, ist der Index mit 101 Punkten gerade noch ausgeglichen, was vor allem aber am Bauhauptgewerbe (111 Punkte) und dem Ausbaugewerbe (107 Punkte) liegt. Negativ ist die Beschäftigungsentwicklung im Lebensmittelgewerbe und den personenbezogenen Dienstleistungen, wodurch die Beschäftigung im gesamten Handwerk leicht rückläufig ist. Auch der Fachkräftemangel macht sich weiter bemerkbar, was jedoch eine Chance für den Nachwuchs sei. „Wir haben auch Boom-Gewerke wie Elektrotechniker oder Sanitär-Heizung-Klima, die händeringend nach geeigneten Fachkräften suchen. Wer jetzt eine Ausbildung beginnen will, dem stehen alle Türen offen“, erklärte Ehlert, der wie der gesamte Wirtschaftszweig auf eine verbesserte Impfstrategie hofft.