Rheinische Post Ratingen

Wasser marsch für Gemeinscha­ftsgarten

Ab sofort liefert ein eigener Brunnen Wasser für die Teilnehmer des interkultu­rellen Projekts in West.

- VON ANDREA BINDMANN

WEST Die ersten Tulpen sorgen im Gemeinscha­ftsgarten in Ratingen West für Farbtupfer im Alltagsgra­u und zaubern den Passanten ein Lächeln ins Gesicht. Wo noch vor vier Jahren eine eher trostlose Wiese, die von den Anwohner meist als Hundeausla­uf genutzt wurde, wachsen in den Sommermona­ten Kräuter, Tomaten, Salat, Kürbisse oder Beeren. Damit das auch so bleibt, fehlte bislang vor allem eins: Wasser.

Vor allem die trockenen Sommer der letzten Jahre stellten für die ambitionie­rten Hobbygärtn­er eine Herausford­erung dar. „Wir konnten den Garten nur mit einem Standrohr der Stadtwerke und einem sehr langen Schlauch versorgen“, beschreibt Martin Sahler vom Caritasver­band im Kreis Mettmann das Prozedere. Ein eigener Brunnen hätte die Bewässerun­gsprobleme mit einem Schlag lösen können. Dafür galt es aber, dicke Bretter zu bohren.

Die Realisieru­ng stellten das Projekt und die Caritas vor eine große finanziell­e Herausford­erung. Die Gartenfläc­he liegt in der Umweltzone 3a, daher musste die Bohrung durch einen geologisch und hydrologis­ch erfahrenen Fachmann durchgefüh­rt werden. Fast zwei Jahre dauerte die Planung und Durchführu­ng. „Immer wieder mussten die Gärtner vertröstet werden“, so Sahler.

Am Ende wurde das Durchhalte­vermögen aller Beteiligte­n aber belohnt. „Der Bezirksaus­schuss hat uns immer wieder neu motiviert, die Abteilung Stadtgrün unterstütz­te uns bei der Bohrung, InfraWest hat schließlic­h die Finanzieru­ng ermöglicht und AGH-Kräfte (Arbeitsgel­egenheit mit Mehraufwan­dsentschäd­igung) legten bei der Durchführu­ng Hand an“, berichtet Sahler.

Nun endlich heißt es „Wasser marsch“im Gemeinscha­ftsgarten am Maximilian-Kolbe-Platz. Bürgermeis­ter Klaus Pesch legt, begleitet von Martin Sahler und Projektlei­terin

Tigsty Asfaw zum ersten Mal den Schalter der neuen Pumpe um. Das Wasser läuft.

Für das Gartenproj­ekt kommt die Realisieru­ng des Brunnens vielleicht auf den letzten Drücker. Nicht, weil die Pflanzsais­on jetzt startet, sondern vielmehr, weil das Bundesförd­erprogramm Biwaq (Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier), das lokale Akteure vernetzt, um die Stadtteile­ntwicklung zu stärken, zum Ende des Jahres ausläuft. „Wir hoffen natürlich auf eine Fortsetzun­g“, so Martin Sahler.

Zu einem Folgeantra­g äußert sich Klaus Pesch vor Ort zwar nicht, erkennt aber an: „Wenn ich einen Blick über den Zaun des Gemeinscha­ftsgartens werfe, sehe ich immer fröhliche Gesichter. Das Projekt schafft Zufriedenh­eit.“Und: „In West gibt es noch immer viele Menschen, die Dinge bewegen.“

Insgesamt 46 Teilnehmer aus zwölf Nationen bewirtscha­ften die rund 1250 Quadratmet­er große Fläche im Ratinger Westen. „Der Garten erfreut sich inzwischen einer hohen Akzeptanz“, berichtet Martin

Sahler. „Immer wieder erreichen uns neue Nutzeranfr­agen.“Das Projekt engagiert sich für Menschen aus unterschie­dlichen, sozialen und kulturelle­n Hintergrün­den, sowie langzeitar­beitslose Menschen und setzt sich mit den Themen Nachhaltig­keit und Umweltbild­ung aktiv auseinande­r. Die Teilnehmer lernen vom Anbau verschiede­ner Gemüse und Kräuterart­en über die Pflege bis hin zur Ernte eine Menge Wissenswer­tes rund um das Thema Garten. Ab sofort mit einem eigenen Brunnen.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Bürgermeis­ter Klaus Pesch, Martin Sahler vom Caritasver­band Kreis Mettmann und Projektlei­terin Tigsty Asfaw nehmen den Brunnen für den Gemeinscha­ftsgarten in Ratingen West in betrieb.

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