Wasser marsch für Gemeinschaftsgarten
Ab sofort liefert ein eigener Brunnen Wasser für die Teilnehmer des interkulturellen Projekts in West.
WEST Die ersten Tulpen sorgen im Gemeinschaftsgarten in Ratingen West für Farbtupfer im Alltagsgrau und zaubern den Passanten ein Lächeln ins Gesicht. Wo noch vor vier Jahren eine eher trostlose Wiese, die von den Anwohner meist als Hundeauslauf genutzt wurde, wachsen in den Sommermonaten Kräuter, Tomaten, Salat, Kürbisse oder Beeren. Damit das auch so bleibt, fehlte bislang vor allem eins: Wasser.
Vor allem die trockenen Sommer der letzten Jahre stellten für die ambitionierten Hobbygärtner eine Herausforderung dar. „Wir konnten den Garten nur mit einem Standrohr der Stadtwerke und einem sehr langen Schlauch versorgen“, beschreibt Martin Sahler vom Caritasverband im Kreis Mettmann das Prozedere. Ein eigener Brunnen hätte die Bewässerungsprobleme mit einem Schlag lösen können. Dafür galt es aber, dicke Bretter zu bohren.
Die Realisierung stellten das Projekt und die Caritas vor eine große finanzielle Herausforderung. Die Gartenfläche liegt in der Umweltzone 3a, daher musste die Bohrung durch einen geologisch und hydrologisch erfahrenen Fachmann durchgeführt werden. Fast zwei Jahre dauerte die Planung und Durchführung. „Immer wieder mussten die Gärtner vertröstet werden“, so Sahler.
Am Ende wurde das Durchhaltevermögen aller Beteiligten aber belohnt. „Der Bezirksausschuss hat uns immer wieder neu motiviert, die Abteilung Stadtgrün unterstützte uns bei der Bohrung, InfraWest hat schließlich die Finanzierung ermöglicht und AGH-Kräfte (Arbeitsgelegenheit mit Mehraufwandsentschädigung) legten bei der Durchführung Hand an“, berichtet Sahler.
Nun endlich heißt es „Wasser marsch“im Gemeinschaftsgarten am Maximilian-Kolbe-Platz. Bürgermeister Klaus Pesch legt, begleitet von Martin Sahler und Projektleiterin
Tigsty Asfaw zum ersten Mal den Schalter der neuen Pumpe um. Das Wasser läuft.
Für das Gartenprojekt kommt die Realisierung des Brunnens vielleicht auf den letzten Drücker. Nicht, weil die Pflanzsaison jetzt startet, sondern vielmehr, weil das Bundesförderprogramm Biwaq (Bildung, Wirtschaft, Arbeit im Quartier), das lokale Akteure vernetzt, um die Stadtteilentwicklung zu stärken, zum Ende des Jahres ausläuft. „Wir hoffen natürlich auf eine Fortsetzung“, so Martin Sahler.
Zu einem Folgeantrag äußert sich Klaus Pesch vor Ort zwar nicht, erkennt aber an: „Wenn ich einen Blick über den Zaun des Gemeinschaftsgartens werfe, sehe ich immer fröhliche Gesichter. Das Projekt schafft Zufriedenheit.“Und: „In West gibt es noch immer viele Menschen, die Dinge bewegen.“
Insgesamt 46 Teilnehmer aus zwölf Nationen bewirtschaften die rund 1250 Quadratmeter große Fläche im Ratinger Westen. „Der Garten erfreut sich inzwischen einer hohen Akzeptanz“, berichtet Martin
Sahler. „Immer wieder erreichen uns neue Nutzeranfragen.“Das Projekt engagiert sich für Menschen aus unterschiedlichen, sozialen und kulturellen Hintergründen, sowie langzeitarbeitslose Menschen und setzt sich mit den Themen Nachhaltigkeit und Umweltbildung aktiv auseinander. Die Teilnehmer lernen vom Anbau verschiedener Gemüse und Kräuterarten über die Pflege bis hin zur Ernte eine Menge Wissenswertes rund um das Thema Garten. Ab sofort mit einem eigenen Brunnen.