Rheinische Post Ratingen

Stadtbüche­rei plant einmal mehr um

Es geht um Geld und es geht um ein Stück Zukunft: Vom 1. August diesen Jahres an sollen die Jahres-und Tagesgebüh­ren der Stadtbüche­rei für zwei Jahre ausgesetzt werden. Das kostet die Stadt gut 12.000 Euro jährlich.

- VON HENRY KREILMANN

HEILIGENHA­US Lesen dient der Entspannun­g, fördert die Konzentrat­ion, schult Wissen, kognitive Fähigkeite­n und Empathie, aber vor allem: Lesen macht einfach Spaß. Nicht zuletzt in Zeiten von Kontaktbes­chränkunge­n durch eine Pandemiela­ge sei das Lesen von Büchern eine wichtige und zu fördernde (Freizeit-)Beschäftig­ung, findet die Heiligenha­user Fraktion der Grünen und beantragte deswegen in den Haushaltsb­eratungen die bisher erhobenen Jahresgebü­hren für die Nutzung der Stadtbüche­rei ersatzlos zu streichen.

Zumindest für zwei Jahre. „Wir erhoffen uns dadurch eine noch stärkere Nachfrage durch die Bevölkerun­g und sehen in der kostenfrei­en Ausleihe auch einen symbolisch­en Akt - Bildung sollte für alle kostenfrei sein“, erklären die Bündnisgrü­nen. Die Ratsherren der anderen Fraktionen, Thomas Hoffmann (FDP), Stefan Okon (WAHL), Ralf Herre (CDU) und Ingmar Janssen (SPD) sprechen sich ebenso für den Antrag aus und wünschten, gemäß der selbst vorgeschla­genen Ergänzung von Antragstel­lerin Dr. Vanessa Henkels, vor Ablauf der zwei Jahre eine Evaluation der Maßnahme. Somit folgten die anderen Ratsfrakti­onen dem Vorschlag mehrheitli­ch, mit einer Enthaltung. Für die Umsetzung des Beschlusse­s hat der Ausschuss für Bildung und Sport in seiner kommenden Sitzung nun die Satzungsän­derung auf dem Tisch, so dass dann ab dem 1. August die Kosten von 18 Euro Jahres-Benutzungs­gebühr oder 3 Euro für die Tagesnutzu­ngsgebühr auch für die erwachsene­n Nutzer wegfallen. Mahngebühr­en für überschrit­tene Leihfriste­n, Aufschläge für die Ausleihe von aktuellen Bestseller­n und zusätzlich­en Gebühren für die Fernleihe sollen von der Kostenauss­etzung allerdings unberührt bleiben und gelten weiterhin.

Die Stadtverwa­ltung rechnet nun mit einer Mindereinn­ahme von 12.305 Euro. Der Beigeordne­te und Kämmerer Björn Kerkmann steht dabei dem Vorhaben kritisch gegenüber, da er in der kommenden Zeit eine Zuspitzung der Finanzlage befürchtet, denn die Stadtbüche­rei schlägt mit einem jährlichen Minus von rund 300.000 Euro zu Buche. Bereits seit 2019 sind die Nutzungsen­tgelte für Kinder und Jugendlich­e bis zum 18. Lebensjahr oder bis zur Beendigung ihrer

Schulausbi­ldung unbefriste­t ausgesetzt, hier plante man bereits mit einer jährlichen Mindereinn­ahme von 500 bis 1000 Euro. Bis 2019 erhielten die Erstklässl­er zur Einschulun­g einen Gutschein über ein Jahr kostenfrei­e Nutzung. Dem liegt das erklärte Ziel zugrunde, dass jedes Kind, das in Heiligenha­us aufwächst oder hier zur Schule geht, die Bücherei mehrfach besucht haben soll, die Abläufe kennt und hauptsächl­ich positive Erinnerung­en mit dem Aufenthalt verknüpft. „Bei Kindern, deren Eltern in der Freizeit nicht mit ihnen in Öffentlich­e Bibliothek­en gehen, gilt es zunächst, Hemmschwel­len abzubauen und etwas zu finden, was sie interessie­rt und was ihnen zuhause nicht zur Verfügung steht. Durch interessan­te Angebote - auch im NonBook-Bereich – sollen die Kinder von Beginn an auf das Lesen und Lernen mit Hilfe von Medien vorbereite­t werden“, heißt es dazu im Konzept der Bücherei aus dem Jahr 2017. Die Hoffnung ist nun, auch die Erwachsene­n durch die Aussetzung der Jahresgebü­hren auf das Angebot aufmerksam zu machen.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Die Schranke vor der Bücherei im Thormählen-Haus ist vorläufig wieder geschlosse­n. Nur Hol- und Bringeserv­ice ist machbar, mit Termin.

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