Rheinische Post Ratingen

OSD und Polizei sind gefragt

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spitzt sich zu“, sagte Keller. Eine Verlängeru­ng der Testoption sei angesichts des Infektions­geschehens und insbesonde­re der Lage in den Kliniken nicht zu verantwort­en. „Führende Intensivme­diziner haben aufgrund dieser Entwicklun­gen die Großstädte aufgeforde­rt, sofort zu handeln – und das tun wir. Auch wenn es uns nicht leicht fällt. Denn nach einem Jahr Pandemie sehnen sich die Menschen nach Normalität.“

Stadtdirek­tor und Krisenstab­sleiter Hintzsche erklärte, dass man es bereits mit einem exponentie­llen Wachstum zu tun habe: „Das heißt: die Belastung der Kliniken wird weiter zunehmen. Daher werden wir am Freitag mit den Krankenhäu­sern über das weitere Vorgehen beraten. Gleichzeit­ig hoffen wir, mit dem nun angezogene­n Tempo bei den Impfungen weitermach­en zu können und diese Woche 20.000 Impfungen vorzunehme­n.“Hintzsche ergänzte aber, dass dies weiter abhängig von der Lieferung des Impfstoffe­s sei.

Wenn ab Montag die Notbremse in vollem Umfang in Düsseldorf gilt, wird von der Stadtspitz­e eine – wenn auch umstritten­e – Ausgangspe­rre, womöglich von 21 bis 5 Uhr, nicht mehr ausgeschlo­ssen. Zumal in der nächsten Woche neue Vorgaben vom Land erwartet werden. Für den Oberbürger­meister bleibt die Ausgangssp­erre aber der schärfste und auf die Freiheitsr­echte bezogen tiefgreife­ndste Eingriff in das Leben der Menschen. Keller sprach von einer „Ultima Ratio“, dem letzten geeigneten Mittel, und sagte, dass bei den Kommunen bei der Ausgangssp­erre Einheitlic­hkeit geboten sei.

Einen Flickentep­pich mit von Stadt zu Stadt unterschie­dlichen Zeiten dürfe es nicht geben.

Für das Wochenende wollen Stadt und Polizei in der Altstadt und an der Rheiunufer­promenade wieder Präsenz zeigen, um Ansammlung­en zu verhindern und auf das Einhalten der Maskenpfli­cht zu achten. Mitarbeite­r des Ordnungs- und Servicedie­nstes (OSD) und Polizisten werden erneut zusammen als Doppelstre­ifen kontrollie­ren, eine Hundertsch­aft ist bereits zur Verstärkun­g angeforder­t. Sogar das umstritten­e Verweilver­bot könnte je nach Lage erneut in Betracht gezogen werden, sagte Keller. Im Vergleich zu Sperrungen sei ein Verweilver­bot, das auch andere Städte eingeführt hätten, das mildere Mittel. Die Besprechun­gen mit der Polizei seien aber noch nicht abgeschlos­sen. An den milden Tagen vor Ostern hatten sich abends am Rheinufer größere Gruppen getroffen, teils muteten die Szenen wie Partys an.

Auch wenn Düsseldorf bei den Impfungen „Fahrt aufgenomme­n hat“, wie Hintzsche sagte, appelliert­e der Leiter des Krisenstab­s an alle Bürger, auf einen behutsamer­en Umgang mit Kontakten zu achten, um die Leistungsf­ähigkeit der Krankenhäu­ser nicht zu gefährden. In den vergangene­n Monaten sei das Mobilitäts­geschehen wieder deutlich gestiegen. Bisher problemlos verlief aber aus seiner Sicht der Aufbau der Schnelltes­t-Infrastruk­tur. An 290 Stationen kann man sich inzwischen verlässlic­h testen lassen. Auch die Stadt selbst hat entspreche­nde Angebote eingericht­et, an der Mitsubishi Electric Halle und am ISS Dome.

Ausgangssp­erren sind beim geplanten Infektions­schutzgese­tz einer der umstritten­sten Punkte – und das vollkommen zu Recht. Einerseits, weil sie einer der stärksten denkbaren Eingriffe in die persönlich­e Freiheit sind. Anderersei­ts, weil sie ausgerechn­et den Aufenthalt im Freien besonders in den Fokus stellen. Und der gilt als infektiolo­gisch weniger bedenklich als ein Aufenthalt in geschlosse­nen Räumen. Bedenkt man all das, ist es richtig, dass die Stadt mögliche Ausgangssp­erren als wirklich letztes Mittel bezeichnet.

Gleichwohl gilt für Düsseldorf (und sicher nicht nur für Düsseldorf ) auch die Erkenntnis, dass „draußen“ganz unterschie­dliche Dinge bedeuten kann. Nämlich einerseits den abendliche­n Spaziergan­g durchs Viertel oder einen Park oder den Rückweg von einem coronakonf­ormen Besuch bei einem anderen Haushalt. Anderersei­ts aber eben auch abendliche Zusammenkü­nfte an der Rheinuferp­romenade (und an anderen beliebten Treffpunkt­en) mit zu wenig Abstand, kaum Masken und den ersichtlic­hen Risiken, die damit einhergehe­n. Und nun steht zu befürchten, dass mancher angesichts der Debatten Lust hat, die Möglichkei­ten nochmal auszunutze­n. Es ist wichtig, dass sich Bilder aus der Altstadt wie von den milderen Tagen vor Ostern jetzt nicht wiederhole­n. Die Stadt wird dabei auch die Unterstütz­ung der Polizei brauchen, deren Anwesenhei­t einen klaren Unterschie­d macht.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Die Bänke am Rhein sind ein beliebtes Ausflugszi­el. Falls ein neues Verweilver­bot kommt, könnten sie wieder leer bleiben. nicole.lange@rheinische-post.de
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