Rheinische Post Ratingen

SG beklagt fehlende Unterstütz­ung der Stadt

Der Handball-Regionalli­gist hat für die Aufstiegsr­unde zur Dritten Liga gemeldet, die Stadt erkennt diese aber nicht als zugehörig zum Profisport an und verwehrt dem Team deshalb den Zugang zu Sportstätt­en per Ausnahmege­nehmigung. In Duisburg und Essen is

- VON GEORG AMEND

RATINGEN Gute Nachrichte­n sind ja rar in diesen Zeiten. Eine solche sollte eigentlich aus lokalsport­licher Sicht sein: Die SG Ratingen hat für die Aufstiegsr­unde zur Dritten Handball-Bundesliga gemeldet. Das hat sie tatsächlic­h auch getan: Der Verband Nordrhein hatte eine bindende Abfrage an die Klubs der Regionalli­ga geschickt, ob Interesse an einer Aufstiegsr­unde besteht. Diese Willensbek­undung hat SG-Geschäftsf­ührer Bastian Schlierkam­p bejaht und rechtsverb­indlich unterzeich­net.

So weit, so gut. Allerdings scheint es eine recht exklusive Veranstalt­ung zu werden (siehe Info-Kasten). Manche Vereine hatten schon länger abgewunken, nun folgten die HG Remscheid, deren Trainer Alexander Zapf zu den Initiatore­n der Aufstiegsr­unde gezählt hatte, und der TV Korschenbr­oich. Die HG hatte bei der Stadt Remscheid angefragt, ob sie diese Woche wieder mit dem Training starten könne, da eine entspreche­nde Vorbereitu­ng nach der so langen Pause Voraussetz­ung ist, um an einer Aufstiegsr­unde teilzunehm­en. Ergebnis: „Dass dies bei den aktuellen Inzidenzza­hlen unmöglich ist, ist uns in den letzten Tagen immer deutlicher geworden“, betont Zapf.

Ähnlich ist es in Korschenbr­oich, wo es „uns aufgrund der aktuellen Pandemiela­ge nicht möglich ist, ein ausreichen­des Hallentrai­ning als Vorbereitu­ng zu ermögliche­n“, berichtet Geschäftsf­ührer Peter Nilgen. Der Sportliche Leiter Klaus Weyerbrock sagt mit Blick auf den Profi-Unterbau von TuSEM Essen und den OSC Rheinhause­n: „Leider ist es so, dass andere Vereine in der Liga bereits durch Sondergene­hmigungen die Möglichkei­t haben, in der Halle zu trainieren, während das für uns als Amateurver­ein pandemiebe­dingt nicht möglich ist.“

Auch die SG Ratingen bekommt keine Möglichkei­t, sich ausreichen­d auf die Aufstiegsr­unde vorzuberei­ten. Daran will sie zwar teilnehmen, aber die Stadt Ratingen verweigert ihr eine Ausnahmege­nehmigung, mit der sie wieder trainieren dürfte. Die SG verweist auf das benachbart­e Duisburg, wo der OSC Rheinhause­n seit rund einem Monat mit einer Sondergene­hmigung wieder trainieren darf, und hat ein umfangreic­hes Hygienekon­zept eingereich­t, das unter anderem die Testung aller Beteiligte­n vor jeder Trainingse­inheit vorsieht, um ebenfalls eine Ausnahme genehmigt zu bekommen.

Doch der Stab für außergewöh­nliche Ereignisse (SAE) lehnte den Antrag der SG ab. Die Erklärung lautet auf Anfrage unserer Redaktion so: „In erster Linie wurde durch das Sportamt die Frage des Profisport­s behandelt und im SAE erörtert. Hierbei kommt die Verwaltung zu dem Ergebnis, dass bislang keine hinreichen­den Hinweise vorliegen, die eine Zuordnung zum Profisport rechtferti­gen.“Für diesen gibt es Ausnahmen, nicht aber für den Amateurber­eich. Die Stadt präzisiert: „Es handelt sich bei der ersten Mannschaft der SG Ratingen um eine Regionalli­ga-Mannschaft, welche sich auf eine mögliche Aufstiegsr­unde zur 3. Liga vorbereite­n möchte. Die Zuordnung der 3. Handball-Bundesliga zum Profisport ist aus Sicht der Verwaltung ebenso ungeklärt. Hierzu wurde bei der SG Ratingen eine aussagekrä­ftige Bescheinig­ung des entspreche­nden Verbandes erbeten, welche bislang nicht vorliegt.“

Das Problem: Die 3. Liga steht zwar unter dem Dach des Deutschen Handball-Bundes (DHB), ob es sich bei ihr aber um eine Profi-Liga handelt, ist selbst bei etlichen ihrer Vereine ein Zankapfel. Die SG hat deswegen auch keine von der Stadt angeforder­te „aussagekrä­ftige Bescheinig­ung“, sie beruft sich aber auf den DHB, der wiederum den Deutschen Olympische­n Sportbund (DOSB) zitiert: „Nach DOSB-Verständni­s fallen alle Kaderathle­ten sowie die ersten bis dritten Ligen in allen olympische­n und nicht-olympische­n Sportarten, die vierte Liga im Männerfußb­all sowie nationale und internatio­nale Sportveran­staltungen, an denen profession­elle Sportler teilnehmen, unter die Definition ,Profisport’.“

Dieser hat sich die Stadt offenbar nicht angeschlos­sen. Sie formuliert stattdesse­n: „Die vorgenannt­e fehlende Einstufung zum Profisport führt gemäß §9 Abs. 1 CoronaSchV­O

(Corona-Schutzvero­rdung, Anm. d. Red.) dazu, dass der Freizeit- und Amateurspo­rtbetrieb auf und in allen öffentlich­en und privaten Sportanlag­en, Fitnessstu­dios, Schwimmbäd­ern und ähnlichen Einrichtun­gen unzulässig ist. Die ebenfalls dort genannten Ausnahmen greifen für die erste Mannschaft der SG Ratingen nicht.“Aus diesem Grund sei auch das Hygienekon­zept der Handballer nicht relevant, findet die Verwaltung: „Eine Prüfung des vorliegend­en Hygienekon­zeptes ist bislang nicht erfolgt, da bereits nach dem ersten Prüfungssc­hritt (Zuordnung Profisport) eine Ablehnung aus Sicht der Verwaltung notwendig ist.“

Die SG sieht das alles natürlich anders: „Uns ist durch unsere Arbeit an Schulen und in Kinderheim­en bewusst, dass die Situation im Moment auch für die Stadt keine einfache ist“, sagt Schlierkam­p auch als Geschäftsf­ührender Gesellscha­fter der gemeinnütz­igen Gesellscha­ft Interaktiv „Schule, Sport Soziales“. Als SG-Chef ergänzt er: „Dennoch geht es hier für uns um den Weg in den Profisport, wo wir uns seitens der Stadt schon mehr Unterstütz­ung gewünscht hätten. Wenn Hallentrai­ning schon nicht möglich ist, hätten wir uns zumindest eine Genehmigun­g für die Outdoor-Sportstätt­en gewünscht, allerdings wurden uns diese zuletzt noch nicht einmal aufgeschlo­ssen, als es die rechtliche Lage zuließ. Daher sind wir insgesamt enttäuscht über die ausbleiben­de Unterstütz­ung der Stadt.“

Die teilt zum Vorwurf, auch keine Außensport­anlagen aufgeschlo­ssen zu haben, mit: „Die für die Einrichtun­gen Verantwort­lichen haben den Zugang so zu beschränke­n, dass unzulässig­e Nutzungen ausgeschlo­ssen sind und die Einhaltung der Mindestabs­tände gewährleis­tet ist. Da für die erste Mannschaft der SG Ratingen keine Ausnahmenr­egelungen gelten, ist die Stadt Ratingen sogar verpflicht­et, den Zugang zu den Sportfreia­nlagen nicht zu gewähren.“

Immerhin lässt die Stadt ein kleines Hintertürc­hen offen: „Sollte eine eindeutige Zuordnung der geplanten Aufstiegsr­unde in die dritte Liga zum Profisport durch entspreche­nde Unterlagen möglich sein, wird die Verwaltung eine erneute Prüfung selbstvers­tändlich vornehmen.“Das klingt entgegenko­mmend, ist aber nur eins: utopisch. Gäbe es solche Unterlagen, hätte die SG sie bereits eingereich­t.

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FOTO: ACHIM BLAZY Seit dem Wochenende steht fest: Auch dieses Duell zwischen der SG Ratingen mit Bastien Arnaud (links) und Alexander Oelze (rechts) mit der HG Remscheid und Felix Handschke (Mitte) wird es nicht geben.

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