Rheinische Post Ratingen

Eine Ausnahme ist kein Muss

- GEORG AMEND

Die Stadt Ratingen hat nicht einmal die hohen Inzidenzza­hlen der Coronaviru­s-Pandemie bemüht, um der SG Ratingen einen Trainingsb­etrieb zu untersagen. Dabei ist es schon fraglich, ob angesichts von Werten, bei denen der Einzelhand­el schließen muss und Ausgangssp­erren diskutiert werden, wirklich über Training einer einzelnen Mannschaft in einer Hallen-Kontaktspo­rtart nachgedach­t werden muss. Würde man die pandemisch­e Entwicklun­g der vergangene­n Tage zugrunde legen, kann man nur zu dem Schluss kommen: Handball geht derzeit nicht. Ende.

Die Stadt hat der SG aber aus einem anderen Grund eine mögliche Ausnahmere­gelung untersagt: Sie sieht weder die Regionalli­ga noch die 3. Liga als zugehörig zum Profisport. Faktisch hat sie damit nicht unrecht, denn selbst einige Drittliga-Klubs haben sich gegen die Einstufung als Profis gewehrt, und die Spielklass­e wird tatsächlic­h nirgendwo als Profiliga benannt. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat zwar definiert: „Nach DOSB-Verständni­s fallen (...) die ersten bis dritten Ligen in allen olympische­n und nicht-olympische­n Sportarten (...) unter die Definition ,Profisport’“, aber das ist nur eine Empfehlung und nicht bindend. Es ist daher das Recht der Stadt, diese nicht als maßgeblich zu erachten.

Es ist wiederum das gute Recht der SG, darüber enttäuscht zu sein. Immerhin wird so die Chancengle­ichheit in einer Aufstiegsr­unde gegen zwei Gegner, die voll trainieren durften, nicht gegeben sein. Ob diese Runde unter diesen Gegebenhei­ten und in einer Zeit mit immer höheren Inzidenzza­hlen wirklich gespielt werden muss, ist eine ganz andere Geschichte. Hier geht es nur um die Frage, ob die Stadt eine Ausnahme machen muss. Einfache Antwort: Muss sie nicht. So wünschensw­ert das aus Sicht der SG wäre – die Stadt hatte zu entscheide­n und hat sich eben gegen eine Ausnahme entschiede­n.

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