Eine Ausnahme ist kein Muss
Die Stadt Ratingen hat nicht einmal die hohen Inzidenzzahlen der Coronavirus-Pandemie bemüht, um der SG Ratingen einen Trainingsbetrieb zu untersagen. Dabei ist es schon fraglich, ob angesichts von Werten, bei denen der Einzelhandel schließen muss und Ausgangssperren diskutiert werden, wirklich über Training einer einzelnen Mannschaft in einer Hallen-Kontaktsportart nachgedacht werden muss. Würde man die pandemische Entwicklung der vergangenen Tage zugrunde legen, kann man nur zu dem Schluss kommen: Handball geht derzeit nicht. Ende.
Die Stadt hat der SG aber aus einem anderen Grund eine mögliche Ausnahmeregelung untersagt: Sie sieht weder die Regionalliga noch die 3. Liga als zugehörig zum Profisport. Faktisch hat sie damit nicht unrecht, denn selbst einige Drittliga-Klubs haben sich gegen die Einstufung als Profis gewehrt, und die Spielklasse wird tatsächlich nirgendwo als Profiliga benannt. Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) hat zwar definiert: „Nach DOSB-Verständnis fallen (...) die ersten bis dritten Ligen in allen olympischen und nicht-olympischen Sportarten (...) unter die Definition ,Profisport’“, aber das ist nur eine Empfehlung und nicht bindend. Es ist daher das Recht der Stadt, diese nicht als maßgeblich zu erachten.
Es ist wiederum das gute Recht der SG, darüber enttäuscht zu sein. Immerhin wird so die Chancengleichheit in einer Aufstiegsrunde gegen zwei Gegner, die voll trainieren durften, nicht gegeben sein. Ob diese Runde unter diesen Gegebenheiten und in einer Zeit mit immer höheren Inzidenzzahlen wirklich gespielt werden muss, ist eine ganz andere Geschichte. Hier geht es nur um die Frage, ob die Stadt eine Ausnahme machen muss. Einfache Antwort: Muss sie nicht. So wünschenswert das aus Sicht der SG wäre – die Stadt hatte zu entscheiden und hat sich eben gegen eine Ausnahme entschieden.