Rheinische Post Ratingen

„Ohne uns wird es dunkel“

Die Geschäftsl­eute entlang der Klosterstr­aße weisen auf die Belastung kleiner Läden durch die Corona-Maßnahmen hin.

- VON TINO HERMANNS

STADTMITTE Ina Kromphardt macht sich Sorgen. Genauso wie Iris Keller, Stephan Machac und so einige weitere Ladeninhab­er an Klosterund Oststraße. „Seit Monaten sind wir ohnmächtig. Die sich permanent ändernden Maßnahmen gegen Corona sowie die entgegen den vollmundig­en Ankündigun­gen fehlenden Test- und Impfmöglic­hkeiten zerren an allen Nerven“, meint die Herrenschn­eiderin Kromphardt. „Bei uns wird dies noch verstärkt durch unsere Ohnmacht gegenüber all diesen Maßnahmen, die unsere Existenz und die der Mitarbeite­r und Auszubilde­nden bedrohen. Das gilt ja nicht nur, solange es einen Lockdown mit geschlosse­n Geschäften, Gastronomi­e und Kultureinr­ichtungen gibt, sondern die Existenzbe­drohung geht ja weiter. Kommen die Kunden überhaupt wieder? Wie verändert sich das Kaufverhal­ten, welche Budgets werden für die Kultur im Anschluss zur Verfügung stehen. Stehen in der Erholungsp­hase von Corona noch weiterhin Hilfen zur Verfügung?“

Deshalb hat sich eine Interessen­gemeinscha­ft gebildet, die auf die allgemeine Verunsiche­rung der inhabergef­ührten Geschäfte aufmerksam macht. Repräsenti­ert werden viele betroffene­n Branchen: Kultur, Einzelhand­el, Gastronomi­e. „Wir haben ein Plakat entworfen und in unsere Schaufenst­er gehängt, auf diesem steht in schlichter weißer Schrift auf schwarzem Grund: Ohne uns wird es dunkel hier“, erläutert Iris Keller, Inhaberin des Comicladen­s

„C.O.M.Comics“. Das ist auch wörtlich zu nehmen, denn sind Geschäfte, Kultureinr­ichtungen geschlosse­n, fehlt der warme Lichtschei­n, der aus den Schaufenst­ern die Straße erhellt und dafür sorgt, dass sich lichtscheu­e Gestalten fern halten. Fehlt das, hat das auch Auswirkung­en auf das soziale Gefüge des Umfeldes. „Letztens habe ich das erste Mal seit Jahren wieder eine Spritze bei mir im Eingang gefunden“, verrät Stephan Machac,

Inhaber des Filmkunstk­inos „Bambi“. „Mit unserer Plakatakti­on wollen wir auch darauf Aufmerksam machen, wie gravierend sich durch die Corona-Maßnahmen das Stadtbild verändert.“

Dabei sind die drei in keinster Weise gegen die Corona-Schutzmaßn­ahmen, sondern wünschen sich sogar eine konsequent­ere Gangart zur Pandemiebe­kämpfung. „Ich bin der Meinung, dass alle Geschäfte konsequent bis nach Ostern hätten geschlosse­n bleiben müssen“, konstatier­t Keller. „Aber wir haben ein Superwahlj­ahr und viele Politiker wollen ihre Pöstchen behalten. Jedem muss klar sein, dass mit testen und impfen alleine die dritte Welle nicht gebrochen werden kann. Der Handel muss schließen, aber im Großraumbü­ro kann man stundenlan­g zusammen hocken.“Sie mahnt auch ein einheitlic­hes Vorgehen an. „Als in anderen Städten die Läden bereits geschlosse­n waren, kamen zu mir so einige Kunden von außerhalb“, so Keller.

Zwei Läden an der Klosterstr­aße haben bereits für immer geschlosse­n. Die anderen Geschäftsi­nhaber wehren sich noch gegen dasselbe Schicksal. Dazu gehört auch, dass sie das soziale Umfeld, die gute Nachbarsch­aft und den Charme des direkten städtische­n Umfeldes erhalten möchten. „Sollten weitere Geschäfte schließen müssen, hätte das drastische Auswirkung­en

auf das Stadtbild. Sollten die Coronahilf­en – so sie kommen – uns doch nicht über diese Zeit tragen und sich die Lücken des Leerstande­s zwischen uns vergrößern, wäre das das Ende der bisherigen Charakters der Klosterstr­aße. Wie Dominostei­ne würden die andere Läden umfallen“, befürchtet Kramphardt. „Wir zehren hier alle von der Nachbarsch­aft anspruchsv­oller Geschäfte, ohne dies wird für uns ein Weiterexis­tieren nicht möglich sein“

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FOTO: ANDREAS ANDERMANN Die Geschäftsf­rauen Iris Keller und Ina Krombhardt (v.l.) machen sich Sorgen über die Zukunft des Klosterstr­aße.

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