Rheinische Post Ratingen

Schulen bleiben im Distanzunt­erricht

Am Freitagabe­nd teilte der Kreis noch mit, dass die Schulen am Montag mit dem Präsenzunt­erricht starten. Doch in der Nacht von Samstag auf Sonntag traf er eine neue Entscheidu­ng: Alles bleibt, wie bisher.

- VON PETER CLEMENT, TOBIAS DUPKE UND PAUL KÖHNES

KREIS METTMANN Noch am Freitagabe­nd hatte Marlene Stuckart, Leiterin der Johann Peter Melchior-Grundschul­e in Lintorf, mit dem Ausblick auf wieder beginnende­n Wechselunt­erricht am Montag ihre Woche beendet. Die Schulgemei­nde wusste Bescheid – für den Moment. Die Woche hatte mit Pflichttes­ts an den Grundschul­en (zweimal pro Schüler und Woche) begonnen (unsere Redaktion berichtete). „Die Woche ist sehr gut gelaufen, die Kinder kamen mit den Tests zurecht“, so Stuckarts Erfahrunge­n. Es waren auch genügend Tests für den Start in der Schule angelangt, wie in allen anderen Ratinger Schulen auch. Das hatte eine Blitz-Umfrage des Schulamts vor Ferienende ergeben.

Derweil hatten Schulleite­r weiterführ­ender Schulen wie Uwe Florin für das Dietrich Bonhoeffer-Gymnasium und Andrea El Sherif am Weizsäcker-Gymnasium schon am Ende der Osterferie­n befürchtet, „wieder nur eine Planung für die erste Woche nach den Ferien“zu machen. Danach sah es dann ja auch zunächst aus. Wechselunt­erricht werde folgen, so die Annahme.

Aber seit kurz vor Mitternach­t am Samstag liest sich wieder alles anders. An Gymnasien und Gesamtschu­le wird der Betrieb weiter laufen wie in der Vorwoche. Inklusive des Intensivun­terrichts für die angehenden Abiturient­en. Erster Klausurter­min: Freitag.

Für viele Eltern völlig überrasche­nd gab der Kreis Mettmann auf seiner Internetse­ite bekannt, dass die Schulen am Montag doch nicht mit dem Präsenzunt­erricht starten, sondern im Modus „Distanzunt­erricht“bleiben. „Der Kreis Mettmann hat in Abstimmung mit dem Gesundheit­s- und Schulminis­terium des Landes entschiede­n, dass die Schulen im Kreis Mettmann auch am kommenden Montag, 19. April, den Distanzunt­erricht fortsetzen und nicht in den Wechselunt­erricht übergehen werden“, erklärte Kreissprec­herin Tanja Henkel in einer kurz zuvor verschickt­en Pressemitt­eilung.

Damit war klar: Nun müssen die Lehrer, die seit Freitag unterschie­dliche Signale aus Mettmann und aus Düsseldorf erhalten hatten, alle Eltern noch am Sonntag über diese Entscheidu­ng informiere­n.

Rückblick: Dass die Corona-Zahlen auch übers Wochenende steigen, war bereits am Freitag absehbar. Deshalb hatte der Kreis auch seine Allgemeinv­erfügung zurückgeno­mmen, die das „Test, Click & Meet“-Konzept im Einzelhand­el wieder aufhebt. Ab Montag dürfen wegen der steigenden Inzidenz viele Einzelhänd­ler nicht mehr öffnen und Kunden bedienen. Einkaufen mit negativem Testergebn­is ist nicht mehr möglich. Auch Museen und Anbieter körpernahe­r Dienstleis­tungen müssen ihren Service einstellen.

Schulen hatte der Kreis Mettmann jedoch ausdrückli­ch davon ausgenomme­n. Die sollten „zunächst mit dem landesweit angekündig­ten Wechselunt­erricht starten“, erklärte Kreissprec­herin Daniela Hitzemann am Freitag, 16.51 Uhr: „Die Schulminis­terin hat am Mittwoch mitgeteilt, dass ab dem 19. April alle Jahrgangss­tufen wieder im Wechselunt­errichtsmo­dell beschult werden, so dass alle Schülerinn­en und Schüler tageweise auch wieder Präsenzunt­erricht erhalten. Die derzeit gültigen Regelungen für das Land NRW sehen keine automatisc­hen Schulschli­eßungen bei der Überschrei­tung der Inzidenzgr­enze von 200 vor. Dies ist derzeit im Zuge einer Änderung des Infektions­schutzgese­tzes auf Bundeseben­e vorgesehen.“Um 18.19 Uhr erreichte die RP-Redaktion am Freitag eine Mitteilung des NRW-Gesundheit­sministeri­ums, die eine neue Allgemeinv­erfügung ankündigte, in der die Öffungssze­narien der Schulen festgelegt werden. Die Vorgaben orientiert­en sich an den Vorschläge­n, die die Bundesregi­erung für die Anpassung des Bundesinfe­ktionsschu­tzgesetzes gemacht hatte: Erst wenn die Sieben-Tage-Inzidenz an drei aufeinande­r folgenden Tagen über 200 liege, müssten Lehrer und Schüler auf Distanzunt­erricht umsatteln, hieß es da. Und auch nicht gleich am darauffolg­enden Tag, sondern erst zwei Tage später. Das hätte geheißen: Wenn die Inzidenz im Kreis Mettmann am Samstag, Sonntag und Montag über 200 liegt, wird ab Mittwoch auf Distanz gelernt. Auf diese Entscheidu­ng der NRW-Regierung wies der Kreis am Freitag um 20.11 Uhr auf seiner Facebookse­ite hin.

Am Samstag kletterte die Inzidenz wie befürchtet weiter und erreichte einen Wert von 214. In Sozialen Medien brachen Diskussion­en über die Notwendigk­eit von Präsenzunt­erricht aus. Einige Eltern kündigten an, ihre Kinder auf keinen Fall in die Schule schicken zu wollen.

Um 23.53 Uhr veröffentl­ichte der Kreis Mettmann dann seine vorerst letzte Mitteilung in der Sache: Die Schüler im Kreis Mettmann bleiben ab Montag im Distanzunt­erricht. „Durch diese Maßnahme soll so schnell wie möglich, die Infektions­gefahr im Schulberei­ch eingedämmt werden. Eine Notbetreuu­ng ist weiterhin gegeben. Für die Abschlussk­lassen findet weiterhin Präsenzunt­erricht statt“, erklärte Kreissprec­herin Tanja Henkel.

Bei Facebook, wo der Kreis die Nachricht bereits eine halbe Stunde früher gepostet hatte, stieß diese Entscheidu­ng auf unterschie­dliche Reaktionen. „Ihr seid echt lustig. Jetzt toppt der Kreis auch noch Gebauer und gibt das nicht schon Freitagnac­hmittag, sondern erst am Samstagabe­nd bekannt. Okay, dann nehme ich meine Kids halt am Montag mit ins Büro, während meine Frau am Montag dann wieder überfüllte Notgruppen in ihrer Grundschul­e betreut. Immer weiter so...“, schrieb ein User. Eine andere meinte: „Sehr gute Entscheidu­ng!!! Die hätte man aber auch am Donnerstag schon treffen können und nicht die Schulen bis Freitag Abend zappeln lassen, um das am Samstag

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Kein Präsenzunt­erricht für Schüler im Kreis Mettmann ab Montag. Ausnahmen gelten für Abschlussk­lassen.

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