20 Erkrather Bürger fordern: „Neanderhöhe gründlich untersuchen“
KREIS METTMANN (hup) Für Wolfgang Heuschen ist die Sache klar: „Der Zusatz ,Fundort des Neandertalers‘ auf den Erkrather Ortschildern verpflichtet“, sagt der Archäologe, der gelegentlich auch für das Neanderthal-Museum arbeitet. Heuschen ist einer von 20 Erkrather Bürgern, an Geschichte Interessierte und Heimatforscher, die zusammengerückt sind, um sich mit einem Bürgerantrag für eine gründliche archäologische Untersuchung der Neanderhöhe einzusetzen.
Hintergrund sind die Überreste einer eisenzeitlichen Siedlung, die kürzlich bei von der Stadt beauftragten archäologischen Prüfungen im Vorfeld der geplanten Umwandlung des Ackerlands in Gewerbefläche entdeckt wurden. Dabei handelt es sich um auf Holzbalken aus der Zeit um 370 bis 150 vor Christus hinweisende Verfärbungen im Erdreich und Scherben aus Gruben oder Abfallstellen. Die Entdeckungen haben bereits für Diskussionsstoff gesorgt. Grünen, BmU und Linke meldeten Bedenkzeit und Abwägebedarf an, CDU und FDP drängen dagegen auf einen raschen Fortgang der Arbeiten zur Erschließung des geplanten erweiterten Gewerbegebiets Neanderhöhe. Jetzt kommt auch noch der neue Bürgerantrag ins Spiel.
Er zielt darauf, dass im Vorfeld der Erschließungs- bzw. Baumaßnahmen archäologische Untersuchungen – mindestens bis zur maximalen Eingriffstiefe – auf altsteinzeitliche Fundstellen erfolgen. „Nach den aktuellen Funden aus der Eisenzeit sind diese Untersuchungen aus unserer Sicht wegen der weltweiten Bedeutung des unweit der Neanderhöhe endeckten Neandertalers unerlässlich“, heißt es in dem Antrag der Gruppe um Wolfgang Heuschen.
Nur wenige hundert Meter von dem geplanten Baugebiet entfernt hätte es auch mehrere altsteinzeitliche Fundstellen gegeben, die im
Zuge des Kalksteinabbaus im Tal entdeckt, jedoch weitgehend undokumentiert geblieben und zerstört worden sind. Die berühmteste dieser unwiederbringlich zerstörten Fundstellen sei die „Kleine Feldhofer
Grotte“, in der 1856 die mittlerweile weltberühmten Überreste des Neandertalers (zirka 40.000 vor Christus) gefunden wurden.
„Nach unserer Auffassung darf sich keinesfalls wiederholen, was damals geschah: Weil man seinerzeit die Bedeutung der Funde nicht erkannte, fielen mehrere altsteinzeitliche Fundstellen, auch die „Kleine Feldhofer Grotte“, dem Kalkabbau zum Opfer und wurden ohne weitere Untersuchungen
zerstört. Es ist zu vermuten, dass damit auch zahlreiche weitere Überreste aus der Zeit der Neandertaler für immer verloren gegangen sind“, erläutert die Gruppe.
Heute wissen man um die Bedeutung des Neandertals für die Geschichte der Menschheit. Daher sei es unerlässlich, die Fläche aufgrund ihrer Nähe zu den altsteinzeitlichen Fundstellen auf weitere Zeugnisse der altsteinzeitlichen Jäger und Sammler hin zu untersuchen. Die bereits vorgesehene archäologische Begleitung parallel zur Erschließung des Gebietes sei seiner Erfahrung als Archäologe nach aber keinesfalls geeignet, die notwendigen Untersuchungen mit der gebotenen Sorgfalt durchzuführen, unterstreicht Wolfgang Heuschen. Nach einer Ausschuss-Sondersitzung müsse abgewogen werden, ob eine Dokumentation der Funde ausreiche und die gewerbliche Nutzung weiter in Angriff genommen werden könne.