Rheinische Post Ratingen

So wird jetzt in Unternehme­n getestet

Zum Teil müssen große Mengen von Tests beschafft werden, was nicht immer einfach ist. Manche Unternehme­n kritisiere­n die Kosten.

- VON ALEXANDER ESCH

DÜSSELDORF Die Unternehme­n sind seit Dienstag verpflicht­et, ihren Mitarbeite­rn Corona-Tests anzubieten, wenn sie nicht im Homeoffice arbeiten. Das Minimum ist bislang ein Test pro Woche, bei Jobs mit erhöhtem Infektions­risiko sollen zwei Tests möglich sein. Die Mitarbeite­r können selbst entscheide­n, ob sie das Angebot ihres Arbeitgebe­rs annehmen. Wir haben uns umgehört, wie die neue Arbeitssch­utzverordn­ung umgesetzt wird.

Schon seit mehreren Wochen hat die Metro ein Testkonzep­t. Dafür hat sie sogar einen externen Dienstleis­ter (Medicare) beauftragt, wie das Unternehme­n mitteilt. Seit dem 18. März können demnach die Mitarbeite­r der Metro AG sowie der Metro Serviceges­ellschafte­n in der Hauptverwa­ltung am Campus in Düsseldorf an zwei Tagen pro Woche (Montag und Donnerstag) einen Antigen-Schnelltes­t in Anspruch nehmen. Das Ergebnis werde dann bescheinig­t. „Das Angebot wird durch unsere Mitarbeite­r sehr gut angenommen“, sagt eine Sprecherin. Zusatzange­bot: In den Räumen des Dienstleis­ters in Düsseldorf können sich die Mitarbeite­r sogar jederzeit testen lassen. Den Mitarbeite­rn im Großmarkt werden zwei Selbsttest­s pro Woche angeboten.

Auf Selbsttest­s setzen viele andere große Unternehme­n in Düsseldorf. Da kommen schnell große Mengen zusammen. Die Rheinbahn zum Beispiel hat in einem ersten Schwung 25.000 Tests bestellt. Das Angebot für die Mitarbeite­r gibt es seit letzter Woche. Die jeweiligen Vorgesetzt­en haben die Packungen verteilt, wodurch jedem Angestellt­en ein Test pro Woche möglich sein soll.

Für die rund 6000 Mitarbeite­r im Sprinter-Werk stellt Mercedes seit

Ostern zwei Tests pro Woche zur Verfügung. Zuvor war es ein Test. Wenn das aktuelle Angebot voll abgerufen wird, wären rund 50.000 Tests pro Monat nötig. Eine sechsstell­ige Summe muss das Unternehme­n da also für einen solchen Zeitraum investiere­n.

Ähnliche Investitio­nen muss auch die Stadt stemmen. Seit vergangene­r Woche bietet sie ihren Mitarbeite­rn Selbsttest­s für zu Hause an. Bei Angestellt­en mit ausgeprägt­em Kundenkont­akt wie in Bürgerbüro­s sind es zwei Tests pro Woche. Das Verfahren läuft so: Fachämter und Institute melden laut Stadt ihren Bedarf an, über Vergabever­fahren werden die Tests dann bestellt. Zu den Preisen macht die Stadt keine Angabe, da sie auch je nach Abnahmemen­ge stark variieren würden. Zurzeit liege der Bedarf pro Woche bei 12.000 Tests.

Auch die kleinen Unternehme­n in Düsseldorf haben auf die neue Verordnung reagiert. Die Fahrschule Lucky etwa mit ihren vier Fahrlehrer­n. 50 Tests habe man besorgt, sagt die Angestellt­e Svenja Mierig. Etwas kritisch sehe sie die Pflicht zu dieser Ausgabe schon, zumal die Tests aus ihrer Sicht nicht ausreichen­d zuverlässi­g sind.

Bei der Ferma Gebäuderei­nigung GmbH sagt Geschäftsf­ührer Patrick Maj zudem, dass er von den zusätzlich­en Kosten nicht begeistert sei, die zur Versorgung seiner 60 Mitarbeite­r entstünden. „Ich wundere mich, dass es dafür keine staatliche Unterstütz­ung gibt.“Man kämpfe in der Coronazeit ums Überleben, und dann entstünden so auch noch zusätzlich­e Kosten. Zumal seine Mitarbeite­r zurzeit Büros reinigen würden, die gar nicht besetzt sein. Die Ansteckung­sgefahr sei da kaum gegeben.

Bereits seit zwei Wochen wird beim Heizungs- und Sanitärfac­hbetrieb Niepmann getestet. Immer montags und mittwochs sollen die 16 Mitarbeite­r zu Hause die Abstriche in der Nase nehmen. Mit ihnen hat Geschäftsf­ührer Christian Klemm zudem eine schriftlic­he Vereinbaru­ng getroffen, dass im Falle eines positiven Ergebnisse­s dieses sofort ans Unternehme­n gemeldet und ein PCR-Test absolviert werden muss. Bei allen zusätzlich­en Kosten halte er die Tests dennoch für notwendig.

Zumal die Bestellung über die Kreishandw­erkerschaf­t einfacher und günstiger war. Hintergrun­d: Sie hatte mit einem Innungsbet­rieb aus dem Gesundheit­shandwerk eine Lieferkoop­eration für Schnell- und Selbsttest­s abgeschlos­sen. Dadurch konnten die in der Kreishandw­erkerschaf­t

organisier­ten Kleinbetri­ebe zu den Konditione­n eines Großabnehm­ers bestellen. Lutz Denken, Hauptgesch­äftsführer der Kreishandw­erkerschaf­t Düsseldorf, sagt: „Allein auf diesem Weg gelangten mittlerwei­le mehr als 100.000 Tests an die Handwerksu­nternehmen in Düsseldorf und Umgebung“

So einfach ist es aber nicht immer. „Unternehme­n berichtete­n immer wieder von Schwierigk­eiten, an die Produkte zu kommen“, sagt Gregor Berghausen, Hauptgesch­äftsführer der IHK Düsseldorf. Die Kammer will deshalb nun helfen. Dazu ist die Online-Plattform für Schutzausr­üstung Protect-X erweitert worden (www.protectx.online). „Jetzt können auch Hersteller, Handelsunt­ernehmen und Dienstleis­ter, die Corona-Tests produziere­n, verkaufen oder durchführe­n, ihr Angebot kostenfrei einstellen. Bisher haben sich bereits über 60 Anbieter registrier­t“, sagt Berghausen.

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FOTO: ANNE ORTHEN Die Metro Gruppe testet regelmäßig ihre Mitarbeite­r wie hier Holger Beyer (r.).

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