Rheinische Post Ratingen

Der Widersinn der NRW-Teststrate­gie

- VON KIRSTEN BIALDIGA

Das Hin und Her um die Lollitests ist ein Paradebeis­piel für fehlende Bodenhaftu­ng im Kampf gegen die Pandemie. Es ist zwar richtig, dass sich die Kinder in Kita und Schule regelmäßig testen, um Infektions­fälle frühzeitig zu entdecken. Es ist aber unverständ­lich, dass es den Kindern nicht zumutbar sein soll, sich mit einem Wattestäbc­hen im vorderen Nasenberei­ch selbst zu testen. Stattdesse­n müssen es die in der Logistik deutlich aufwendige­ren Lollitests sein. Wie aufwendig diese sind, hat NRW-Familienmi­nister Joachim Stamp (FDP) nun festgestel­lt und sie erst einmal gestoppt: Kita-Kinder machen nun also weiter die Nasentests. Für die älteren Kinder in der Primarstuf­e aber sind dennoch die Lollitests vorgesehen. Wie widersinni­g.

Auf die Schulleitu­ngen kommt damit einiges an Mehrbelast­ung zu. Sie müssen Listen führen, die Behältniss­e verpacken, Eltern informiere­n und fast rund um die Uhr für die Labore erreichbar sein. Einmal mehr zeigt sich: Beim Thema Testen hat die Landesregi­erung kein gutes Händchen. Zuletzt wurden für die Schulen Tests bestellt, die Lehrkräfte vor Ort erst noch portionswe­ise abfüllen mussten. All das ist teuer. Allein für die Kitas gab das Familienmi­nisterium einen hohen zweistelli­gen Millionenb­etrag für Selbsttest­s aus. Bei Luftfilter­n für Klassenzim­mer hingegen ist die Landesregi­erung weit weniger spendabel. Das bisher aufgelegte Programm des Bauministe­riums können Schulen nur für solche Klassenzim­mer in Anspruch nehmen, die überhaupt nicht zu belüften sind. Eine Nachbesser­ung dieses Programms ist aber nicht in Sicht.

Kürzlich bezeichnet­e Stamp es im Familienau­sschuss des Landtags als Mikromanag­ement, wenn sich Politiker in Debatten über den richtigen Test verzetteln. Wie recht er hatte.

BERICHT LOLLITESTS KOMMEN BIS MITTE MAI, POLITIK

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