Rheinische Post Ratingen

Ein Zeichen der Versöhnung

Die in der Kolonialze­it geraubten Benin-Bronzen werden an Nigeria zurückgege­ben.

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BERLIN (epd) Im kommenden Jahr sollen die ersten als Raubgut eingestuft­en Benin-Bronzen aus Afrika von deutschen Museen nach Nigeria zurückgebr­acht werden. Dazu sei jetzt eine Verständig­ung erzielt worden, erklärte Kulturstaa­tsminister­in Monika Grütters (CDU) in Berlin. Dies sei eine „wichtige Wegmarke für Verständig­ung und Versöhnung“.

„Wir stellen uns der historisch­en und moralische­n Verantwort­ung, Deutschlan­ds koloniale Vergangenh­eit ans Licht zu holen und aufzuarbei­ten“, betonte Grütters. „Der Umgang mit den Benin-Bronzen ist dafür ein Prüfstein.“Neben größtmögli­cher Transparen­z würden vor allem substanzie­lle Rückgaben angestrebt, betonte die Kulturstaa­tsminister­in: „So möchten wir zur Verständig­ung und zur Versöhnung

mit den Nachkommen der Menschen beitragen, die in der Zeit des Kolonialis­mus ihrer kulturelle­n Schätze beraubt wurden.“

Grütters kündigte an, dass bis zum 15. Juni kurzfristi­g eine Aufstellun­g aller im Besitz der deutschen Museen befindlich­en Benin-Bronzen im Internet veröffentl­icht wird. Die Daten sollen auf der Webseite www.cp3c.de der „Kontaktste­lle für Sammlungsg­ut aus kolonialen Kontexten“zugänglich gemacht werden. Zudem würden die Museen bis Ende des Jahres die Herkunft dieser Kunstobjek­te umfassend dokumentie­ren und die Daten dazu ebenfalls öffentlich zugänglich machen. Unter anderem sind mehr als 400 der Benin-Bronzen im Bestand des Ethnologis­chen Museums der Stiftung Preußische­r Kulturbesi­tz (SPK) in Berlin.

Der Präsident der SPK, Hermann Parzinger, sagte am Freitag, es werde zu substanzie­llen Rückgaben kommen und nicht nur zu einigen „wenigen symbolisch­en Rückgaben“. Einige dieser Kunstwerke sollten aber auch weiter in Deutschlan­d zu sehen sein – etwa als Leihgaben. „Wir wünschen uns natürlich schon, dass hier in Berlin und in anderen deutschen Städten diese herausrage­nde Kunst Afrikas zu sehen ist“, sagte Parzinger.

Die Rahmenbedi­ngungen dazu müssten mit den Partnern in Nigeria geklärt werden. Außerdem müsse Transparen­z geschaffen werden darüber, welche Bronzen in Deutschlan­d existierte­n und in welchen Museen sie derzeit zu finden seien.

1897 hatten die Briten das Königreich Benin im heutigen Nigeria überfallen und den Königspala­st geplündert. Die Bronzen – 500 Jahre alte Gusstafeln, Gedenkköpf­e sowie Tier- und Menschenfi­guren – gelangten als Trophäen nach London und wurden auf britische Museen verteilt oder versteiger­t. Rund 1100 Bronzen erwarben deutsche Museen. Die nach London zweitgrößt­e Benin-Sammlung hütet das Ethnologis­che Museum, gefolgt von Museen in Leipzig und Dresden.

Die Bronzen sind mittlerwei­le zum Synonym für koloniales Unrecht geworden. Schon lange fordern afrikanisc­he und asiatische Staaten die Rückgabe von Kunstwerke­n, die frühere Kolonialmä­chte wie Deutschlan­d geraubt haben.

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FOTO: DPA Drei Raubkunst-Bronzen aus dem Benin in Westafrika sind im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe in einer Vitrine ausgestell­t.

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