Den Stress weglachen
Dass Lachen gesund sei, ist schon sprichwörtlich. Das Lachyoga macht sich diese positiven Eigenschaften zunutze. Es soll einerseits entspannen und andererseits Belastungen abbauen. Ein Erfahrungsbericht zum Weltlachtag.
NEUSS Die Schultern werden langsam gerollt, dabei wird tief geatmet – und dann gelacht. So beginnt die Online-Gruppe von Gisela Dombrowsky. Die Neusser Lachyoga-Trainerin macht die Übung vor. Ihr Lachen wirkt ansteckend. Knapp 30 Teilnehmer und Teilnehmerinnen stehen in ihren Wohn- und Arbeitszimmern vor den Bildschirmen und machen mit.
„Ich hoffe, dass jetzt so ein bisschen Stress von den Schultern weggegangen ist“, sagt Dombrowsky. Einige Teilnehmer nicken. Sie lächeln dabei. Der restliche Stress wird jetzt abgeschüttelt, man sieht schlackernde Arme in den kleinen Bildschirmfenstern. „Ihr dürft dazu auch lachen“, sagt Dombrowsky. Das lassen sich die Teilnehmer nicht zweimal sagen. Sie lachen los, und es ist beinahe unmöglich, dabei nicht einzustimmen.
Gelacht wird ganz viel in den folgenden 45 Minuten. Das Lachen führt die Teilnehmer zusammen – normalerweise in einem Raum in Düsseldorf-Bilk. In der Corona-Pandemie wird jedoch nur online gelacht. Viele Teilnehmer sind regelmäßig dabei, dank des Online-Formats kommen einige von ihnen von weit her: aus Lüneburg, Frankfurt, Oberbayern und der Schweiz. Ein paar sind zum ersten Mal dabei. Sie lächeln unsicher in die Kamera und stimmen zögerlich in das Lachen ein.
„Lachyoga ist eine spezielle Methode, mit der wir lernen, einfach so ins Lachen zu kommen, auch ohne Comedy oder Humor“, erklärt Gisela Dombrowsky. Sie ist seit über 15 Jahren Lachyoga-Trainerin. „Wir Erwachsenen lachen viel zu wenig“, sagt sie. Deswegen wird beim Lachyoga mit spielerischen Übungen das Lachen geübt. Aus einem gekünstelten „Ha“wird dann schnell ein aufrichtiges Lachen. „So kann ich lernen, das Lachen selbstbestimmt einzusetzen, wenn es mir nicht so gut geht“, so Dombrowsky. Ziele des Lachtrainings seien daher Stressabbau und Entspannung. Langfristig soll das die Gesundheit stärken. „Beim Lachen bauen wir zum Beispiel Cortisol und Adrenalin ab. Die sind Auslöser von Stress und können somit auch Krankheiten verursachen“, sagt Dombrowsky. Dazu wird das reine Lachen beim Lachyoga mit gezielten Entspannungsübungen
und Atemtechniken aus dem Hatha-Yoga kombiniert – daher auch der Name.
In der Online-Lachgruppe scheint der Fokus vor allem auf dem Lachen selbst zu liegen. Übungen zur Entspannung kommen am Anfang und am Ende, dazwischen wird vor allem: gelacht. Das geschieht mithilfe verschiedener Übungen, die im Grunde aus variierenden Bewegungen bestehen, die mit einem künstlichen Lachen kombiniert werden. Zum Beispiel gibt es die Übung „Lotusblüte“, bei der man die Hände aneinanderlegt und langsam wie eine Blüte aufgehen lässt. Oder die „Teezeremonie“, bei der – der Name sagt es schon – imaginärer Tee zubereitet und getrunken wird. Unter schallendem Gelächter, versteht sich.
Nicht selten muten diese Übungen etwas albern an. Es kostet Überwindung, einfach mitzumachen, wenn man zum ersten Mal Lachyoga macht. Doch das Schöne daran: Es fällt nicht auf. Scham und Unbehagen können ganz einfach weggelacht werden. Die Gruppe gibt neuen Teilnehmern zudem nicht das Gefühl, sich lächerlich zu machen, denn es machen – und lachen – schließlich alle mit. So wird aus dem künstlichen Lachen schnell ein echtes Lachen. Und das kann ansteckend sein.
Dieses geführte Lachen, das in ein echtes übergehen kann, sei gerade in aktuellen Zeiten nicht zu unterschätzen, sagt Gisela Dombrowsky. „Bei den jetzigen Herausforderungen haben wir alle nicht so viel zu lachen.“Das Lachyoga könne helfen, die Sichtweise auf Probleme zu verändern, so die Lachyoga-Trainerin. Das merke sie auch in der Gruppe. „Wir können sehr schön über die Pandemie lachen. Davon gehen die Probleme nicht weg. Aber es hilft, für sich auch Positives aus der Zeit herauszuziehen.“
Auf die Spitze getrieben wird das Lachen bei der Online-Gruppe zum Abschluss. Fast fünf Minuten freies Lachen stehen an. Einige lachen direkt schallend los, andere beginnen schüchterner und steigern sich in ein ausgiebiges, herzhaftes Lachen rein. Überall auf dem Bildschirm sieht man in kleinen Ausschnitten glückliche Gesichter. Zwischendurch ebbt das Gelächter etwas ab, dann schneidet jemand eine Grimasse oder setzt einen digitalen Filter auf, und es wird weitergelacht. Ein schönes Gefühl der Leichtigkeit und der Gemeinschaft, das am Ende die stark beanspruchten Bauchmuskeln und den leichten Schwindel durch das minutenlange Dauerlachen vergessen lässt.
Zum Ende gibt es dann noch eine Schluss-Entspannung. „Damit man zurück in den Alltag kommt“, wie Gisela Dombrowsky sagt. Augen schließen, auf den Atem konzentrieren, in den Körper hineinspüren. Und dann die Frage: Was hat die Lach-Stunde gebracht? Nun, ein etwas peinlich berührtes Gefühl, gepaart mit Belustigung. Und tatsächlich auch Entspannung. Vor allem aber Spaß.