Dem Handwerk gehen die Fachkräfte aus
Derzeit fehlen allein 54.000 Gesellen. Das ergab eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft. Verbraucher spüren das an längeren Wartezeiten.
BERLIN (mar) Dem deutschen Handwerk fehlen aktuell knapp 65.000 Fachkräfte, davon allein 54.000 Gesellinnen und Gesellen. Das geht aus einer noch unveröffentlichten Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftesicherung am Institut der deutschen Wirtschaft hervor, das vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert wird. Die Corona-Pandemie habe am Fachkräftemangel im Handwerk „kaum etwas geändert“, heißt es in der Studie. „So stieg die Arbeitskräftenachfrage
im Bauhandwerk gegen Ende des letzten Jahres sogar weiter an“, schreiben die Autoren.
Die Analyse zur Fachkräftesituation beruht auf Daten zu gemeldeten offenen Stellen und registrierten Arbeitslosen der Bundesagentur für Arbeit. „Das Handwerk ist zunehmend vom Fachkräftemangel betroffen – weit mehr als andere Branchen“, so die Studie. Verbraucher müssten immer längere Wartezeiten auf solide Handwerksleistungen in Kauf nehmen. Die gute Konjunktur
habe bis 2018 für eine kontinuierliche Steigerung der Arbeitskräftenachfrage im Handwerk gesorgt. Entsprechend bildete das Handwerk auch überdurchschnittlich oft Lehrlinge aus. Offene Stellen konnten dennoch immer schwieriger besetzt werden. „Dieser Trend wurde durch die Corona-Pandemie zwar gebremst, allerdings fehlen aktuell in deutschen Handwerksbetrieben immer noch knapp 65.000 Fachkräfte“, heißt es in der Studie.
Zudem habe das Handwerk bei jungen Menschen noch immer mit einem Imageproblem zu kämpfen. Auch 5500 offene Meisterstellen seien derzeit nicht zu besetzen. Im Jahr 2020 habe es für jede zweite vakante Meisterstelle keine passend qualifizierten Arbeitslosen gegeben.
„Jugendliche wissen viel zu wenig über die vielfältigen und zukunftssicheren Möglichkeiten im Handwerk. Dort warten auf sie zahlreiche Berufe in allen Zukunftsbereichen und mit Karriereoptionen, die denen eines Studiums in nichts nachstehen.
Ein Meistertitel ist die denkbar beste Absicherung gegen Arbeitslosigkeit“, sagte Handwerkspräsident Hans Peter Wollseifer.
„Es ist deutlicher denn je geworden, wie attraktiv und verlässlich Handwerksberufe sind, denn sie bieten auch in Krisenzeiten eine sichere Perspektive. Die duale Ausbildung leistet hier einen wichtigen Beitrag und bleibt der zentrale Weg der Fachkräftesicherung“, erklärte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU).