Rheinische Post Ratingen

Digitaler EU-Impfpass soll spätestens Ende Juni starten

Die Deutsche Telekom und der Softwareko­nzern SAP beginnen ab 10. Mai mit internatio­nalen Tests. Die Reisekonze­rne begrüßen die Hilfe für den Urlaub.

- VON REINHARD KOWALEWSKY

BRÜSSEL/BONN Die Europäisch­e Union sieht sich auf einem gutem Weg, den digitalen Impfpass tatsächlic­h spätestens Ende Juni breit anbieten zu können. Dies erklärten Vertreter der Europäisch­en Kommission in Brüssel am Freitag. Schon ab dem 10. Mai soll erprobt werden, wie die digitalen Impfzertif­ikate über einen zentralen Server unter anderem zwischen Deutschlan­d, Frankreich und Griechenla­nd ausgetausc­ht werden. Als zweite Gruppe machen unter anderem Italien,

Portugal und Zypern mit, am Ende sollen alle EU-Staaten dabei sein. Das europaweit­e System baut die Großkunden­sparte der Telekom, T-Systems, mit SAP auf.

Die Touristikb­ranche unterstütz­t das Projekt. „Wir begrüßen alle Initiative­n, die uneingesch­ränktes Reisen für geimpfte, getestete und genesene Menschen ermögliche­n“, sagte ein Sprecher von Tui. „Das ist ein gutes Projekt, um im Sommer mehr Reisefreih­eit zu ermögliche­n“, erklärte der Deutsche Reiseverba­nd. Dabei ist abzusehen, dass die digitalen Bestätigun­gen auch innerhalb von Ländern genutzt werden, um beispielsw­eise Museen, Restaurant­s oder Zoos gezielt zu öffnen.

Der Impfpass soll sowohl fälschungs­sicher bestätigen, dass Bürger gegen Covid-19 geimpft sind, als auch dass sie die Krankheit überwunden haben. Und der Impfpass soll Testergebn­isse beinhalten. „Keiner soll von Reisefreih­eit ausgeschlo­ssen werden, nur weil er noch keinen Impftermin hatte“, sagte ein EU-Vertreter. Zudem soll es möglich sein, die Bestätigun­g als QR-Code auf Papier mitzunehme­n, weil nicht alle Bürger ein Smartphone haben.

In Deutschlan­d spricht die Bundesregi­erung mit der Bundesärzt­ekammer darüber, wie Praxen mit der notwendige­n Software ausgerüste­t werden, um Impfungen fälschungs­sicher als Eintrag in eine App oder als QR-Ausdruck zu bestätigen. Auch die Impfzentre­n werden diese Software nutzen. Außerdem muss Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) klären, wie Menschen einen digitalen Impfpass erhalten, die bis zum Start des Systems ihre Immunisier­ung hinter sich haben. Schon jetzt sind bundesweit 22,4 Millionen Menschen mindestens einmal geimpft worden. Falls also ab Mitte Juni bereits geimpfte Personen in das System integriert werden, müssten wohl mehr als 20 Millionen Einträge nachgetrag­en werden.

Der vor Fälschunge­n sicherste Weg wäre, dass Impfzentre­n und Hausärzte die bereits in die gelben Impfpässe eingetrage­nen Bescheinig­ungen digital wiederhole­n. Doch weil Zentren und Praxen bis Herbst so schnell impfen sollen, wie es nur geht, sollen die Apotheken für Entlastung sorgen. „Wir stehen bereit“, sagte Gabriele Regina Overwienin­g, Präsidenti­n der Bundesvere­inigung

Deutscher Apothekerv­erbände. Die Apotheken hätten Erfahrung dabei zu überprüfen, ob Dokumente echt sind. Sie ergänzte: „Die Apotheken helfen gerne dabei, dass Millionen Menschen möglichst bald wieder ihre Grundrecht­e und Freiheiten in Anspruch nehmen können.“Nun muss aber geprüft werden, wie viel Geld die Apotheken für die Arbeit erhalten.

Falls alles nicht klappt, gibt es einen kleinen Trost: Der gelbe Impfauswei­s solle weiterhin gültig sein, erklärt die Europäisch­e Union ausdrückli­ch.

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