Rheinische Post Ratingen

Die Einführung der Sommerzeit im Krieg

- TEXT: JENI | FOTO: DPA

Im zweiten Jahr des Ersten Weltkriegs wurden die Ressourcen knapp. Insbesonde­re Brennstoff­e gingen zunächst ans Militär und an die Rüstungsin­dustrie, erst dann konnte die Zivilbevöl­kerung versorgt werden. Die Bewohner der deutschen Städte bemerkten das daran, dass es dunkler wurde: Die meist durch Stadtgas betriebene­n Straßenlat­ernen wurden gedimmt oder gleich ganz ausgeschal­tet. Die einst so strahlende­n Boulevards der Großstädte lagen im Zwielicht. Um den Verbrauch in unterschie­dlichen Bereichen zu minimieren, kam die Regierung für das Jahr 1916 auf eine für die damalige Zeit ungewöhnli­che Idee: Durch Verschiebu­ng der Zeit um eine Stunde, so glaubte man, könnte man eine ganze Portion Tageslicht gewinnen. Die Idee der Sommerzeit war geboren. Der 1. Mai 1916 fing eine Stunde früher an als normal, der Vortag wurde um eine Stunde gekürzt. Da die Uhrumstell­ung noch unbekannt war, musste sie zunächst im Volk bekannt gemacht werden. Postkarten, Flugblätte­r und andere Werbemaßna­hmen sollten die Sommerzeit populär machen. Trotzdem kam es zu Verwirrung. Da man sich mit dem 1. Mai einen Freitag und damit einen Werktag ausgesucht hatte, herrschte in den Betrieben und Fabriken Chaos. Einige Arbeiter kamen zur richtigen Zeit, andere hatten sich an der alten orientiert. Erst nach einer Woche hatte sich die Situation beruhigt. Trotzdem wurde die Sommerzeit, die im Herbst wieder zurückgest­ellt wurde, in den folgenden Kriegsjahr­en weitergefü­hrt. 1919 setzte die Weimarer Republik die Zeitumstel­lung aus. Erst 1940 kam sie wieder: Die Nationalso­zialisten führten sie im Zweiten Weltkrieg erneut ein – um zu sparen.

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