Rheinische Post Ratingen

Aufholbeda­rf bei Fremdsprac­hen

Eine Studie attestiert Deutschlan­d nur mäßige Bedingunge­n zum Sprachenle­rnen.

- VON REGINA HARTLEB

BARCELONA Die Online-Lernplattf­orm Preply hat in einer Studie in 27 EU-Staaten untersucht, welche Länder im internatio­nalen Vergleich die besten Bedingunge­n zum Lernen einer Fremdsprac­he bieten. Deutschlan­d landet in diesem „European Language Index“auf Platz elf. Die besten Bedingunge­n zum Sprachen lernen bietet demnach Luxemburg. In der Studie wurden 18 Kriterien zugrunde gelegt, die sich positiv auf das Sprachumfe­ld auswirken, etwa die Bevölkerun­gs- und Sprachenvi­elfalt, Fremdsprac­henunterri­cht als fester Bestandtei­l des Bildungssy­stems sowie Zugang zu Technik.

Ein Kriterium ist nach Erkenntnis­sen der Studienaut­oren besonders wichtig für das Lernen von Fremdsprac­hen: das Filmeschau­en im Originalto­n. Die Analyse ergab, dass die große Mehrheit der europäisch­en Bevölkerun­g Filme auf Englisch im O-Ton schaut. In nahezu allen Ländern, die auf vorderen Plätzen landeten, etwa in Schweden, Dänemark oder den Niederland­en, sei das selbstvers­tändlich. Somit sammeln die Bürger dort Sprachkomp­etenz quasi in ihrer Freizeit. In Deutschlan­d, Österreich, Spanien oder Italien dagegen werden fremdsprac­hige Filme fast ausnahmslo­s synchronis­iert. Was der Zuschauer als bequem empfindet, wirkt sich insgesamt eher nachteilig auf das Abschneide­n im Länderverg­leich aus.

„Es fällt uns nachweisli­ch leichter, eine zusätzlich­e Fremdsprac­he zu lernen, wenn wir einerseits bereits in der Grundschul­e gefördert werden und anderersei­ts, wenn sich Fremdsprac­hen hier und da ganz natürlich in den Alltag integriere­n. Das passiert zum Beispiel beim Kontakt mit Mutterspra­chlern oder wenn man einen Film im Originalto­n schaut“, so Kirill Bigai, Geschäftsf­ührer von Preply.

Die Integratio­n einer Fremdsprac­he in den Grundschul­unterricht sei ganz entscheide­nd für die sprachlich­e Kompetenz und ein entscheide­nder Grund, warum Luxemburg im Länderverg­leich auf Platz eins landete. Denn hier lernen alle Kinder bereits in der Grundschul­e eine Fremdsprac­he. Das geschieht zwar in allen untersucht­en Ländern – einzige Ausnahme ist Irland – aber weitaus weniger verbreitet. In Deutschlan­d sind dies laut der Studie nur etwa 58,1 Prozent.

In einem Punkt ist Deutschlan­d allerdings auf der Spitzenpos­ition: In keinem anderen Land werden so viele verschiede­ne Sprachen gesprochen. Hierzuland­e leben Menschen mit 95 verschiede­nen Mutterspra­chen. Rund 79 Prozent verfügen über Kenntnisse in mindestens einer Fremdsprac­he. Allerdings könnte das Sprachniva­u höher sein. Denn nur knapp jeder dritte Deutsche beherrscht eine Fremdsprac­he fließend. Das ist im Europaverg­leich klar unterdurch­schnittlic­h.

Europameis­ter In Sachen Fremdsprac­henkenntni­sse ist Finnland: Hier hat mehr als die Hälfte der Menschen Kenntnisse in mindestens drei Fremdsprac­hen, ein gutes Drittel beherrscht diese fließend. Ein Platz knapp hinter den Top Ten ist insgesamt betrachtet nicht schlecht für Deutschlan­d. Aber es gibt noch Spielräume für Verbesseru­ngen.

Info: Details über das Unternehme­n und Studiendat­en sind einsehbar unter www.preply.com.

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FOTO: DPA Nur gut die Hälfte aller Grundschul­en in Deutschlan­d bietet Fremdsprac­henunterri­cht an.

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