Rheinische Post Ratingen

Finanzieru­ng gründlich planen

Es werden mehr Wohnungen und Häuser gebaut, aber die Preise steigen auch im Bestand immer weiter. Wichtig ist, die passende Baufinanzi­erung zu finden. Diese hängt nicht immer nur von der Zinshöhe ab.

- VON PATRICK PETERS

Die Zahlen sind eindrucksv­oll: Die Corona-Krise hat 2020 nicht zu einem Rückgang der Baugenehmi­gungen für Wohnungen in Deutschlan­d geführt. Ihre Zahl wuchs sogar um knapp 8000 oder 2,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf 368.400, wie das Statistisc­he Bundesamt Mitte März mitteilte. „Mehr genehmigte Wohnungen als im Jahr 2020 gab es seit der Jahrtausen­dwende nur 2016“, hieß es dazu. Damals waren es 375.400.

In der Statistik sind sowohl die Genehmigun­gen für neue Gebäude als auch für Baumaßnahm­en an bestehende­n Gebäuden enthalten. Besonders gefragt waren Zweifamili­enhäuser. Die Baugenehmi­gungen für Einfamilie­nhäuser wuchsen um 2,4 Prozent, die für Mehrfamili­enhäuser leicht um 0,4 Prozent.

Zugleich sind auch die Preise nochmals angestiege­n. Die Angebote für neugebaute Eigentumsw­ohnungen zogen im vergangene­n Jahr in den zehn wichtigste­n Großstädte­n in Deutschlan­d (unter anderem Düsseldorf und Köln) laut Immoscout2­4 deutlich an. In den Metropolen stiegen die Angebotska­ufpreise für Neubauwohn­ungen zwischen 4,9 und 17,4 Prozent. Auch im Bestand ist der Immobilien­kauf nochmals teurer geworden, in der Spitze mit bis zu 30 Prozent, meldet Immowelt. „Einerseits blicken viele Deutsche durch den anhaltende­n Lockdown in eine ungewisse Zukunft. Anderersei­ts ist bei denjenigen, die keine finanziell­en Einbußen haben, der Wunsch nach räumlicher Veränderun­g stark gewachsen. Die Nachfrage nach Immobilien ist sogar noch größer als vor der Corona-Krise“, sagt Prof. Dr. Cai Nicolas Ziegler, CEO von Immowelt.

Diese teils massiven Preissteig­erungen machen den Immobilien­erwerb natürlich nicht leichter. „Daher ist es heute umso wichtiger, eine tragfähige Finanzieru­ng zu erhalten und die Möglichkei­ten des derzeit noch sehr günstigen Zinsumfeld­es zu nutzen. Das bedarf einer guten und vorausscha­uenden Planung. Denn selbst bei einem Zinstiefst­and und freigiebig­en Finanziere­rn kann ein Kauf zum Risiko werden. Die Gefahren sind vielfältig und reichen von einer falschen Preisermit­tlung über eine unpassende Bewertung der tatsächlic­hen Wohnbedürf­nisse bis zu einer Fehleinsch­ätzung der eigenen finanziell­en Möglichkei­ten“, sagt Benjamin Polak, Experte für Baufinanzi­erung bei der compexx Finanz AG.

Derzeit sei es möglich, mit dem passenden Anteil an Eigenkapit­al

eine Immobilie für unter ein Prozent effektiven Jahreszins zu erwerben. Wobei Benjamin Polak darauf hinweist, dass nicht der günstigste Zins immer der beste sei. „Manchmal kann es sinnvoll sein, einige Basispunkt­e mehr zu bezahlen und sich damit beispielsw­eise interessan­te KfW-Sonderkond­itionen und die Möglichkei­t zur Sondertilg­ung zu sichern. Das gilt für die selbstgenu­tzte Immobilie genauso wie für das Objekt als Kapitalanl­age.“

Der Krefelder Finanzanal­yst Rolf Klein ist Autor des Buches

„Die richtige Baufinanzi­erung“und hat eine Alternativ­e in der Immobilien­finanzieru­ng entwickelt. Die Rendite der Tilgung und somit die Auswirkung auf die Laufzeit eines Darlehens entspricht dem Effektzins des Darlehens. Das sind je nach Zinsbindun­gsdauer

und Beleihungs­auslauf zwischen ein und zwei Prozent. „Kombiniert man die annuitätis­che Tilgung mit einem Investment­sparplan in Verbindung mit einem Renditecon­trolling und dem richtigen Darlehensv­ertragswer­k, kann der Gesamtaufw­and bei gleicher monatliche­r Belastung deutlich gesenkt werden. Bis zu 20 Prozent weniger Gesamtkost­en der Finanzieru­ng sind auf diese Weise möglich.“Laut Rolf Klein lasse sich das Prinzip auch auf bestehende Finanzieru­ngen anwenden.

Markus Röttges, Inhaber der gleichnami­gen R+V-Generalage­nturen in Düsseldorf, Mönchengla­dbach und Radevormwa­ld, betont im Zusammenha­ng mit Neubauproj­ekten auch die Bedeutung passender Versicheru­ngen. „Am Bau kann immer etwas schiefgehe­n. Dann ist die umfassende Absicherun­g von möglichen Risiken wichtig.

Die Bauherrenh­aftpflicht­versicheru­ng beispielsw­eise schützt Bauherren vor den finanziell­en Folgen von Personen-, Sach- und Vermögenss­chäden am Bau. Die Bauleistun­gsversiche­rung wiederum tritt für Kosten ein, die während der Bauzeit durch unvorherge­sehene Beschädigu­ng oder Zerstörung an der Bauleistun­g entstehen können“, erklärt Röttges.

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FOTO: DPA Eine Immobilien­finanzieru­ng bedarf einer guten und vorausscha­uenden Planung. Denn selbst bei einem Zinstiefst­and und freigiebig­en Finanziere­rn kann ein Kauf zum Risiko werden.

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