Rheinische Post Ratingen

Stadtbahnh­altestelle ohne Überweg

Fahrgäste müssen auf den Verkehr achten, wenn sie die Hansaallee queren. Die Politik will sich für eine Entschärfu­ng einsetzen.

- VON NICOLE KAMPE

HEERDT Drei Linien halten an der Station Lörick, die gleich gegenüber dem Areal Böhler liegt. Die U70, die U74 und die U76, die alle das Linksrhein­ische an das Düsseldorf­er Zentrum oder den Stadtsüden anbinden. Ellen Kuhl steigt regelmäßig an der Haltestell­e aus, weil sie ihre Enkelin zur Kita an der Böhlerstra­ße bringt und wieder abholt. Und seit Jahren ärgert sich die 71-Jährige, dass es keine sichere Straßenübe­rquerung gibt zur Station. Weder am oberen Zugang am Eingang zu den Böhler-Werken noch in Höhe des Neubauproj­ektes „Pures Leben“. In dem sechsgesch­ossigen Appartemen­thaus entstehen 245 Mikroappar­tements für pflegebedü­rftige Menschen.

Die Rentnerin hatte bereits das Straßenver­kehrsamt und die Polizei auf die gefährlich­e Situation an der Hansaallee aufmerksam gemacht, „doch da fühlt sich niemand zuständig“, sagt Kuhl, die dann die Politik angesproch­en hat. Vor knapp einem Jahr stellte die CDU in der Bezirksver­tretung 4 einen Antrag, damit ein sicherer Fußgängerü­berweg von der Stadtbahnh­altestelle Lörick zur Hansaallee geschaffen wird.

Ein barrierefr­eier Überweg könne aber aufgrund der vorhandene­n Höhensitua­tion nicht mit vertretbar­em Aufwand realisiert werden, hieß es zuletzt von der Stadt, die aber die zulässige Höchstgesc­hwindigkei­t von 30 Kilometer pro Stunde reduzieren will. Damit gibt sich Ellen Kuhl aber nicht zufrieden, zu viele Fahrzeuge seien auf der Straße unterwegs, der Übergang von Hansaallee in die Böhlerstra­ße dazu noch schlecht einsehbar. Zudem würden viele Auto- und Lkw-Fahrer auf der abknickend­en Vorfahrtss­traße nicht blinken, „obwohl das ja Pflicht ist“, sagt die 71-Jährige, die manchmal minutenlan­g am oberen Zugang steht, oft auch mit ihrer Enkelin an der Hand, bis sie sich traut, über die Straße zu gehen.

Die Stadt hält an ihrer Entscheidu­ng fest: „Eine Überquerun­gshilfe ist aufgrund der derzeit laufenden Planung zur neuen Stadtbahnl­inie U81 nicht zielführen­d“, sagt ein Sprecher. Im Bereich des neu entstanden­en und weiter wachsenden Quartiers Vierzig549 sei die Möglichkei­t, einen Fußgängerü­berweg zu schaffen, geprüft worden. Eine reine Markierung für einen Zebrastrei­fen genüge nicht, da die Überquerun­gsmöglichk­eit barrierefr­ei ausgebaut werden muss, „das heißt, dass die Gehwege und Haltestell­en abgesenkt und mit taktilen Elementen ausgestatt­et werden müssen“, sagt der Sprecher.

Nicht nur Ellen Kuhl ist unglücklic­h mit der Entscheidu­ng, auch die Politik will noch einen Versuch wagen, um die Stadtbahnh­altestelle besser zugänglich zu machen. „Wir hatten ohnehin vor, den Fahrradweg zu verbessern“, sagt Markus Loh von den Grünen, „das könnte man sicher mit einer Querungshi­lfe verbinden.“Sven Holly von der CDU verfolgt einen anderen Ansatz und setzt auf ein Mobilitäts-Hub, das an der Haltestell­e Lörick gebaut werden könnte. Holly ist überzeugt, dass sich die Station Lörick bestens dafür eignet, eine Verbindung von ÖPNV und Car, Bike und Scooter Sharing zu schaffen. „Wir haben an dem Standort Büros, Wohnen, eine Kita, ein Kino und die Böhler-Werke“, sagt der CDU-Fraktionss­precher, der für die nächste Sitzung der Bezirksver­tretung 4 am Mittwoch, 5. Mai, einen

Antrag formuliert hat. Darin bittet die CDU die Verwaltung zu prüfen, wie und wo linksrhein­ische Mobilitäts-Hubs realisiert werden können. Die Fraktion macht auch konkrete Vorschläge: Neben der Stadtbahnh­altestelle Lörick könnten auch die Stationen Lohweg, Belsenplat­z, Nikolaus-Knopp-Platz oder Lütticher Straße infrage kommen. Bei dieser Planung könnte dann auch die sichere Querungshi­lfe eingearbei­tet werden.

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RP-FOTO: NIKA Kaum ein Auto blinkt auf der abknickend­en Vorfahrtss­traße. Manchmal wartet Ellen Kuhl minutenlan­g, bis sie über die Hansaallee geht.

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