Nach dem Tod ein Ausstellungsobjekt
Gabriele Mansion-Wendland aus Eller will nach ihrem Tod nicht beerdigt werden. Die 60-Jährige möchte, dass ihr Körper durch ein besonderes Verfahren konserviert wird, um Teil der Ausstellung „Körperwelten“zu werden.
ELLER Schon die ersten Blicke auf die Fotos haben sie fasziniert, sagt Gabriele Mansion-Wendland. Das war vor etwa 30 Jahren, als die Ausstellung „Körperwelten“erstmals in Mülheim an der Ruhr öffnete. „Ich fand es fantastisch, dass jemand in der Lage ist, so etwas Großartiges mit dem menschlichen Körper anzufangen“, sagt die 60-jährige Düsseldorferin. „Körperwelten“ist eine Wanderausstellung, für die echte menschliche Körper geöffnet, aufwendig konserviert und dann interessierten Besuchern gezeigt werden. Mansion-Wendland beschloss schon damals: „Wenn ich mal tot bin, soll mein Leichnam Teil dieser Ausstellung werden.“
Die 60-Jährige hatte schon vor dem ersten Besuch dieser Ausstellung ein spezielles Verhältnis zum eigenen Sterben. Der Gedanke, irgendwann einmal in einem Sarg unter der Erde zu liegen, graust ihr. Nutzbar für andere Menschen sollte ein Körper sein, habe sie schon als junge Frau gedacht, sagt sie. Sie spendet Blut und trägt stets einen Organspendeausweis mit sich. Aber komplett in einer Ausstellung für immer und für jeden sichtbar zu sein, das sei das Größte. Nach ihrem ersten Besuch in einer „Körperwelten“-Ausstellung schloss die die Düsseldorferin mit den Organisatoren einen Vertrag ab.
Ihre Entscheidung stößt aber nicht überall auf Begeisterung. Zwar ist Mansion-Wendland alleinstehend – aber ihre Schwester und deren Ehemann fanden den Plan gar nicht gut, erzählt die 60-Jährige. „Sollte ich sterben, gibt es kein Grab auf einem Friedhof zu besuchen“, sagt sie und fügt amüsiert hinzu: „Stattdessen müssen sie Eintritt für die Ausstellung bezahlen, wenn sie mich sehen wollen.“
Wie sie nach ihrem Tod für „Körperwelten“bearbeitet wird, weiß Mansion-Wendland genau. Sie hat sich eingehend mit der sogenannten Plastination des Mediziners Gunther von Hagens beschäftigt. Das Verfahren konserviert tote
Körper dauerhaft, indem deren Zellflüssigkeit durch reaktive Kunststoffe ausgetauscht wird. Hunderte verstorbene Menschen hat von Hagens schon plastiniert und stellt sie für jeden Besucher sichtbar aus. Zurzeit ist „Körperwelten“ganz in der Nähe von Düsseldorf, in Mülheim an der Ruhr, zu Gast.
Trotz ihrer Begeisterung für „Körperwelten“führt Gabriele Mansion-Wendland sonst ein ganz normales Leben. Sie ist in Eller aufgewachsen, ihre Eltern führten einen Tante-Emma-Laden am Gumbertplatz. Gelernt hat die 60-Jährige in einer Bank, lange arbeitete sie in einem japanischen Geldinstitut in
der Düsseldorfer Innenstadt. Nun genießt Gabriele Mansion-Wendland zusammen mit ihrem Hund Yoschi ihren Vorruhestand und lebt in dem Haus, in dem schon ihre Großmutter wohnte.
Eine Sache ist ihr bei der Entscheidung besonders wichtig. „Ich möchte, dass meine Tätowierungen erhalten bleiben“, sagt Mansion-Wendland. Von diesen durch Tinte dauerhaft auf die Haut eingebrachten Motiven hat sie viele. Auf dem rechten Unterarm ist ihre Katze in einem Baum abgebildet, ihre Schulter zieren Pflanzen und auf dem rechten Arm hat sie Hund Yoschi verewigen lassen. Der chinesische Schopfhund übrigens braucht sich keine Gedanken zu machen, ob er nach seinem Ableben auch einmal in der „Körperwelten“-Schau landet. Denn da ist Mansion-Wendland schon sicher: „Wenn Yoschi mal tot ist, wird er eingeäschert. Seine Asche kommt in eine Urne, die dann bei mir im Regal stehen soll.“