Rheinische Post Ratingen

Kreisjäger­schaft warnt vor der Hasenpest

Die Bakterieni­nfektion kann auch für Menschen tödlich enden, falls sie nicht rechtzeiti­g erkannt wird. Hunde können die Erreger auf den Menschen übertragen. Wenn sie an toten Tieren schnüffeln, müssen sie gesäubert werden.

- VON DIRK NEUBAUER

HEILIGENHA­US Der Hase lag vor einigen Tagen tot am Wegesrand auf dem Gebiet von Heiligenha­us. Ein Jäger sammelte den Kadaver ein und ließ ihn beim Veterinära­mt untersuche­n. Seither ist die Kreisjäger­schaft Mettmann hochgradig alarmiert: Das Tier verendete an der sogenannte­n Hasen- oder Nagerpest. Die Infektion durch „Francisell­a tularensis“, Stäbchenba­kterien, kann auch für Menschen tödlich sein – falls sie nicht rechtzeiti­g erkannt wird. Deshalb gibt es aktuell die Warnung der Kreisjäger­schaft für Mettmann, Heiligenha­us, Erkrath und Wülfrath: „Bitte Abstand halten von Tierkörper­n, die am Wegesrand liegen! Niemals hingehen, um nachzuscha­uen, ob das Tier wirklich tot ist.“Die Überträger der Nagerpest oder Tularämie – Hasen, Kaninchen, Ratten, Mäuse und Eichhörnch­en – halten sich nicht an Stadtgrenz­en. Deshalb können sich Menschen zurzeit nur durch besondere Vorsichtsm­aßnahmen schützen.

„Vor zwei Jahren habe ich es erlebt, wie ein Jäger aus Westfalen an dieser Infektion gestorben ist“, berichtet Susanne Bossy, Sprecherin der Kreisjäger­schaft Mettmann. Laut einer Statistik des Robert-Koch-Instituts, RKI, erkrankten im Jahr 2019 deutschlan­dweit 72 Menschen an Tularämie, der Hasenpest. Eine Frau sei vermutlich an der Hasenpest erkrankt und gestorben. Seit dem Jahr 2014 nimmt laut RKI die Zahl der jährlichen Tularämie-Erkrankung­en in Deutschlan­d stetig zu.

Laut dem Institut wird die Hasenpest vor allem durch Hautkontak­t mit einem verendeten Tier übertragen. Der Genuss von nicht ausreichen­d erhitztem Fleisch, vergiftete­m Wasser, das Einatmen von bakterienh­altigem Staub oder auch ein Mückenstic­h können die Krankheit jedoch ebenso übertragen. Die

Sprecherin der Kreisjäger­schaft, Susanne Bossy, warnt zudem vor Hunden als Zwischenwi­rten: „Ein toter Hase ist für einen Hund immer von großem Interesse.“Wer abends mit seinem treuen Vierbeiner kuschele, könne unbemerkt die Tularämie-Erreger aufnehmen.

Deshalb rät Susanne Bossy: Man sollte zurzeit um Mettmann herum seinen Hund nicht frei laufen lassen, sondern den Vierbeiner immer an der Leine führen. Falls man ihn neben einem verendeten Kleintier gesehen hat, sollte ein Hund gründlich gereinigt werden. „Menschen sollten sich toten Nagetieren, Hasen oder Kaninchen nicht ohne Maske und Handschuhe nähern“, warnt Bossy. Am besten lasse man ein totes Tier einfach liegen und verständig­e das örtliche Ordnungs- oder Veterinära­mt, damit anschließe­nd Experten die Tierkörper abholen und fachgerech­t beseitigen.

Während ein Hund nur selten schwer erkranke, sondern lediglich etwas Durchfall bekomme, kann die Tularämie für Menschen binnen zwei Wochen bedrohlich werden.

Der rechtzeiti­ge Einsatz von Antibiotik­a gilt als wirkungsvo­lles Gegenmitte­l gegen die Hasenpest bei Menschen. Die Hausforder­ung ist, die Krankheit zu erkennen. Sie beginnt mit unspezifis­chen, grippearti­gen Symptomen wie Kopf- und Gliedersch­merzen, Fieber, Schüttelfr­ost und Mattigkeit. Bei einem direkten Hautkontak­t entwickelt sich an der Eintrittst­elle ein Geschwür. Als nächstes schwellen die Lymphknote­n stark an und vereitern. Innere Organe können beteiligt sein, zum Beispiel im Rahmen einer Lungenentz­ündung. Bei der 2019 verstorben­en Frau führte diese im Rahmen eines schweren Verlaufs zum Tod.

Mit ihrer Warnung will die Kreisjäger­schaft Mettmann verhindern, dass ein Frühjahrs-Spaziergan­g in der Natur solch schwere Verläufe nach sich zieht. „Deshalb ist es uns wichtig, dass sich die Spaziergän­ger und Läufer stets auf den dafür vorgesehen­en Wegen aufhalten“, bittet die Sprecherin der Waidmänner. Da zurzeit zahlreiche heimische Tiere Jungtiere versorgen, sollten Bürger ohnehin besonders Rücksicht nehmen.

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FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Der gemeine Feldhase gab der Hasenpest ihren Namen. Überträger können aber auch Kaninchen, Ratten, Mäuse oder Eichhörnch­en sein. Die sogenannte Tularämie ist für Menschen lebensbedr­ohlich.

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