Die Weiße Dame ist weitaus mehr als eine Werbe-Ikone
Seit Mitte der 1920er-Jahre schmückt sie Persil-Uhren im ganzen Land. Zehn Uhren stehen in Düsseldorf, die elfte kehrt bald zurück.
DÜSSELDORF 1907 revolutionierten Chemiker von Henkel das Waschen. Vorher mussten die Frauen, an denen vor knapp 100 Jahren die Arbeit meistens hängenblieb, in einem Kraftakt die schmutzigen Kleider reiben, schwenken und kneten, damit die Flecken rausgehen. Das neue Waschmittel reinigte nicht nur schonender, sondern sparte auch jede Menge Zeit, weil beim Kochen der Wäsche fein perlender Sauerstoff freigesetzt wurde, der den Schmutz von allein entfernte. Die Geburtsstunde von Persil war ein Meilenstein für alle Hausfrauen, was Henkel auch sehr früh massiv beworben hatte.
Unter anderem mit der berühmten Weißen Dame, die mit ihrer rechten Hand ihren Florentiner-Hut festhält und in der linken Hand eine Packung Waschmittel präsentiert. Ab 1925 schmückt die „Weiße Dame“nicht mehr nur Plakate, sondern auch große Standuhren, „die damals ein beliebter Treffpunkt an öffentlichen Plätzen waren“, sagt eine Sprecherin von Henkel. Diese neuartige Werbeidee fand im ganzen Land Anklang, Persil-Uhren gab es bald schon in der Hauptstadt Berlin und in vielen anderen deutschen Städten wie Düsseldorf, wo Spaziergänger unter anderem eine Persil-Uhr auf der Königsallee fanden. „Im Zweiten Weltkrieg wurden viele Persil-Uhren zerstört“, erzählt die Unternehmenssprecherin.
Weil die Weiße Dame zwischenzeitlich viel mehr als nur Werbeikone war, wurden ab 1983 einige Uhren wieder aufgestellt, die erste in Lünen/Westfalen.
Ein Jahr später bekam der Burgplatz in der Düsseldorfer Altstadt eine neue Persil-Uhr; der damalige Oberbürgermeister Josef Kürten enthüllte das Exemplar gemeinsam mit Konrad Henkel. Weitere Uhren folgten. Und sobald eine Persil-Uhr aus dem Stadtbild verschwindet, ganz egal aus welchem Grund, sind schnell Liebhaber da, die sich die Uhr zurückwünschen. So wie gerade in Oberkassel.
Mehrfach hat Bezirksverwaltungsstellenleiterin Iris Bürger Anfragen von Leuten bekommen. Dort musste die Uhr wegen des Baus des Hochbahnsteigs Luegplatz demontiert werden. Die letzten Jahre war sie sicher eingelagert, und da der Hochbahnsteig längst eröffnet ist, soll dieWeiße Dame mit ihrem hübschen Hut endlich wieder zurück nach Oberkassel. In den 1970er-Jahren wurde die Persil-Uhr im Linksrheinischen aufgestellt, für viele Düsseldorfer ist sie ein zeitgenössisches Beispiel für die industrielle Geschichte der Stadt.
Zum 80. Geburtstag des Waschmittels
im Jahr 1987 entschied sich das Unternehmen, die nostalgischen Uhren in 20 ausgewählten Städten wieder errichten zu lassen. Heute gibt es Persil-Uhren unter anderem in Büsum, Krefeld, im thüringischen Mühlhausen und in Straubing. Das letzte Exemplar, das 5,50 Meter hoch ist, wurde 2018 an der sanierten Baumberger Hauptstraße in Monheim aufgebaut.
In Düsseldorf stehen die Persil-Uhren vor allem an prägnanten Orten mit viel Publikumsverkehr, auf Hauptplätzen wie dem Burgplatz in der Altstadt. Außerdem sind viel befahrene Straßen und oft frequentierte Bahnstationen
beliebt gewesen bei der Wahl des Standorts. Insgesamt gibt es in der Landeshauptstadt zehn Uhren – eine am Brehmplatz, eine an der Kreuzung Bonner und Henkelstraße in Holthausen, die vor einigen Jahren bei einem Verkehrsunfall demoliert wurde. Sie wurde schnell repariert und wieder aufgestellt auf dem Kamper Acker, der nur einen Steinwurf entfernt liegt von Henkel.
Außerdem stehen Uhren an der Siegburgerstraße/Oberbilker Allee, an der Uhlandstraße/Grafenberger Allee, an der Ecke Rather Kreuzweg/Münsterstraße, an der Vennhauser Allee/
Ecke Schlossallee, an der Witzelstraße/Auf‘m Hennekamp, am Rochusmarkt und am Polizeipräsidium Jürgenplatz. Die elfte Uhr wäre dann die am Luegplatz.
Zum Bedauern vieler können die Uhren nicht erworben werden, denn sie stehen nicht zumVerkauf, sondern werden bis heute in unregelmäßigen Abständen verschenkt.Wie zuletzt das Exemplar, das in Monheim steht. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens der Firma Henkel gab es die Persil-Uhr im Miniatur-Format. Sozusagen fürs Wohnzimmer. Auch sie wurde nur an ausgewählte Personen verschenkt.