Rheinische Post Ratingen

Hösel bekommt ein neues Reh

Jahrelang wachte das Höseler Wappentier im Kreisverke­hr vor dem Hösel-Center über den Stadtteil. Im Frühjahr vergangene­n Jahres wurde es gestohlen. Schon bald dürfen sich die Höseler über Ersatz freuen.

- VON ANDREA BINDMANN

HÖSEL Fragt man die Höseler Bürger, ist die Antwort ganz klar: Hösel ohne Reh ist wie eine Woche ohne Montag. Erst seit 1938 darf die Gemeinde das Wappen mit Ähre, Reh und Baum führen. Dennoch ist den Höselern ihr Wappentier ans Herz gewachsen.

So ist es an vielen Stellen im Ortsteil zu finden. Erst im Oktober vergangene­n Jahre gestaltete der Graffiti-Künstler Mark Roberz die Personenun­terführung des Höseler Bahnhof mit den Motiven des Stadtwappe­ns. Zum 800. Geburtstag der Gemeinde wurden 33 Rehe bemalt und anschließe­nd versteiger­t.

Prominente­ste Vertreteri­n ihrer Art war aber sicherlich die Bronzeskul­ptur, die Gäste und Einheimisc­he rund 20 Jahre lang im Kreisverke­hr vor dem Hösel-Center begrüßte. Das Böckchen hatte keinen leichten Stand. Allerhand Bekleidung­sstücke wurden an ihm in Szene gesetzt, Fußballfan­s dekorierte­n das Tier mit Fanschals und 2018 konnte die Skulptur nur mit Mühe von roter Farbe befreit werden, mit der es Unbekannte in einer Nacht- und Nebelaktio­n angesprüht hatten.

Im Jahr 2011 machte der Eigentümer – die Geschwiste­r-Gerhard-Stiftung – dem Spuk vorübergeh­end ein Ende und schaffte das Ziel der mehr oder minder spaßigen Aktionen auf das Gelände des Hauses, um das Tier vor Vandalismu­s zu schützen. Die Höseler gingen auf die Barrikaden. Bis zu 80 Demonstran­ten tummelten sich in einer Gedenkminu­te auf dem kleinen Kreisverke­hr. Das Reh kam zurück zu seinen angestammt­en Platz.

Umso größer war der Schock, als Unbekannte in der Nacht zum 19. Mai 2020 die Bronzeskul­ptur abflexten. Bis heute ist das Höseler Reh verschwund­en.

Michael Droste als Vertreter der Geschwiste­r-Gerhard-Stiftung und CDU-Ratsherr Peter Thomas gehörten zu den ersten, die sich vor Ort ein Bild von dem nun verwaisten Kreisverke­hr machten. Schnell war klar: So kann das nicht bleiben.

Ein neues Reh muss her. Eine Spendenakt­ion wurde ins Leben gerufen.

„Es ist genug Geld zusammenge­kommen, viele Bürger haben sich an der Aktion beteiligt“, berichtet Peter Thomas, der sich gemeinsam mit Michael Droste auf die Suche nach einer Nachfolgef­igur machte. „Bei einem Unternehme­n im Bergischen

Land sind wir fündig geworden“, berichten die beiden Höseler. Persönlich nahmen sie die Skulptur in Augenschei­n, befanden sie für tauglich und brachten sie gleich mit nach Ratingen. Dort wartet das Reh bereits seit einigen Monaten auf seinen Einsatz.

„Wir haben Verhandlun­gen mit der Stadt Ratingen aufgenomme­n“, sagt Peter Thomas. Einerseits soll das Reh in Zukunft vor Vandalismu­s gesichert werden, anderersei­ts stand die Umgestaltu­ng des Kreisverke­hrs im Raum. Das Ergebnis der Verhandlun­gen: „Die Stiftung bleibt weiterhin Eigentümer­in der Skulptur, die Stadt Ratingen übernimmt

die Patenschaf­t“, so Michael Droste.

Die Arbeiten am Kreisverke­hr sind inzwischen abgeschlos­sen. „Dieser wurde neu bepflanzt“, so Droste. „Die Leitungen für die Beleuchtun­g wurden erneuert und Findlinge auf der Fläche platziert.“Die Bohrungen für das Reh sind bereits angebracht. Das Reh selbst weilt zurzeit in der Werkstatt eines Ratinger Steinmetze­s, der Gewinde zur Befestigun­g bohrt. „Eine elektronis­che Sicherung soll in Zukunft dafür sorgen, dass das Reh nicht wieder beschädigt oder gar gestohlen wird“, erläutert Michael Droste.

„Vor dem Hösel-Center soll künftig ein Schild aufgestell­t werden“, kündigt Droste an. Per Mobiltelef­on kann der dort angebracht­e Code ausgelesen werden und verweist auf die Stifter und die Geschichte des Rehs.

Die Vorarbeite­n gehen jetzt auf die Zielgerade. „Wir hoffen, dass wir das Reh Mitte bis Ende Mai wieder im Kreisverke­hr aufstellen können“, so Droste und Thomas. Allerspäte­stens vor den Sommerferi­en soll es die Bürger wieder von seinem Stammplatz aus erfreuen.

Nach all diesen Turbulenze­n rund um die Bronzeskul­ptur dürfen sich die Höseler zusätzlich auf eine Überraschu­ng freuen. Mit dem Böckchen ziehen eine Ricke und zwei Kitze auf der Insel im Kreisverke­hr ein.

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FOTO: THOMAS Michael Droste (l.) und Peter Thomas präsentier­en das neue Reh.

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