Rheinische Post Ratingen

Der NRW-Innenminis­ter war lange Zeit in Brüssel

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er unserer Redaktion. „Die halten wir nicht auf, indem wir den Parteitag noch einmal bis zum Herbst verschiebe­n.“Er halte es für klüger, jetzt eine Entscheidu­ng für die Partei zu treffen. „Dann hat Armin Laschet auch den Rücken frei für den Bundestags­wahlkampf.“

Reul hat zahlreiche Fans in der NRW-CDU; der joviale Minister gilt als begnadeter Strippenzi­eher und hat sich mit einer Null-Toleranz-Politik gegenüber Clans und Kinderschä­ndern ein Law-and-Order-Image zugelegt. Wüst genießt als Chef der Mittelstan­dsvereinig­ung Rückhalt im konservati­ven Wirtschaft­sflügel; mit dem Chef des Sozialflüg­els CDA NRW, Dennis Radtke, ist er seit den gemeinsame­n Tagen in der Jungen Union befreundet. Und auch die Jugendorga­nisation der CDU machte unmissvers­tändlich klar, dass sie sich einen NRW-CDU-Chef Wüst wünscht.

Von einem langwierig­en Machtkampf rät Reul ab: „Wenn wir die Bundestags­wahl und die Landtagswa­hl gewinnen wollen, müssen wir an einem Strang ziehen. Wenn wir uns so wie in den vergangene­n Monaten oder während der Flüchtling­skrise entzweien, goutiert das der Wähler nicht.“Und eingetrübt hatten sich die Umfragewer­te für die CDU zuletzt nicht nur im Bund, sondern auch im Land.

Aus dem Innenminis­ter spricht – wenn auch verklausul­iert – die Enttäuschu­ng über das Vorpresche­n des Wüst-Lagers: „Die Debatte, die jetzt stattfinde­t, hätte nicht sein müssen, weil sie uns als Partei nicht weiterhilf­t. Auch für den Erfolg unseres Spitzenkan­didaten Armin Laschet

ist es wichtig, dass der Laden geordnet ist.“

Doch wie schafft man in einer solchen Situation, in der die Partei derart verunsiche­rt ist, die für einen Ordnungspr­ozess so bitter nötige Ruhe? „Wir brauchen jetzt schnell Klarheit“, sagt der Innenminis­ter. „Armin Laschet kann dazu beitragen, indem er bald sagt, was er will. Aber man muss ihn auch lassen. Die Debatte über die Kanzlerkan­didatenfra­ge war ja noch nicht abgeschlos­sen, da gingen die Debatten in NRW schon los.“

Herkunft Geboren 1952 in Langenfeld, wohnt Herbert Reul in Leichlinge­n. Der Studienrat ist verheirate­t und hat drei Töchter.

Von 1985 bis 2004 NRW-Landtagsab­geordneter, 1991 bis 2003 Generalsek­retär der CDU NRW, 2004 bis 2017 Europaabge­ordneter, seit 2017 NRW-Innenminis­ter.

Dass Hendrik Wüst derart forsch zum jetzigen Zeitpunkt den Führungswe­chsel im Land vorantreib­t, hat den Druck auf das Reul-Lager erheblich erhöht. „Meine Hoffnung war und ist, dass es eine Einigung über die Nachfolge gibt. Denn Kandidatur und Gegenkandi­datur und ein damit verbundene­r Streit wären nicht sehr intelligen­t. Ich bin ja Optimist, ich hoffe, dass sich das ordentlich fügt.“Und Reul fügt noch ein paar Weisheiten hinzu: „Ich habe in meinem politische­n Leben gelernt, dass es besser ist, kleinere Dinge zu verspreche­n und die dann einzuhalte­n. Das schätzen die Leute sehr. Und so gewinnt man Vertrauen zurück. Die Leute wollen, dass wir uns kümmern und unsere Arbeit machen.“

Auch wenn ein Reul-Sprecher darauf hinweist, dass es sich um allgemeine Aussagen und mitnichten um einen Verweis auf Wüst handele, wird sich der Verkehrsmi­nister davon trotzdem angesproch­en fühlen, hatte er doch jüngst im Interview mit unserer Redaktion eine ganze Reihe von Vorschläge­n – etwa zur verbindlic­hen Frauenquot­e in Konzernen, Stärkung der Tarifauton­omie, Gentechnik und Generation­engerechti­gkeit – gemacht.

Für eine Austragung des Machtkampf­s bietet sich bereits kommende Woche eine Bühne: Am Montag tagt digital der Landesvors­tand der Partei. Auf der Tagesordnu­ng steht dann unzweifelh­aft die Frage nach der personelle­n Zukunft der CDU in Nordrhein-Westfalen.

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Politik
FOTO: KRICK/DPA Die NRW-Minister Hendrik Wüst (l., Verkehr) und Herbert Reul (Inneres) von der CDU unterhalte­n sich nach einer Kabinettss­itzung im August 2020. Politik

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