Rheinische Post Ratingen

Das lange Leiden an Corona

Iris Fellmann und Frank Langen sind an Corona erkrankt. Beide hatten unterschie­dlich schwere Verläufe.

- VON SANDRA GRÜNWALD

ERKRATH Wenn sich einer infiziert, infiziert sich meist auch der andere. In Lebenspart­nerschafte­n erkranken oft beide an Corona, da es einige Tage dauert, bis überhaupt Symptome auftreten. So war es auch bei Iris Fellmann (57) aus Erkrath und ihrem Partner Frank Langen (54), Journalist aus Krefeld.

„Ehrlich gesagt habe ich gar nicht gemerkt, dass ich infiziert bin“, erzählt Iris Fellmann. Sie hat sich vermutlich im Büro angesteckt, wo vor Weihnachte­n mit einer kleinen Besetzung von drei Mitarbeite­rn gearbeitet wurde. „Uns drei hat es nacheinand­er erwischt“, sagt sie. Nachdem ihre zwei Kollegen positiv getestet wurden, ließ auch Iris Fellmann sich testen. „Vorsichtsh­alber, wegen Weihnachte­n und dem Besuch bei der Familie“, sagt die Erkratheri­n.

Da sie selbst keine Symptome hatte, war sie überrascht, als das Testergebn­is positiv war. „Danach fingen dann auch die Symptome an“, erinnert sie sich. Zwar hatte Iris Fellmann kein Fieber, sondern lediglich etwas erhöhte Temperatur, dafür spielten Blutdruck und Puls verrückt. „Die schossen nach oben für zwei bis drei Tage.“Husten hatte sie erstaunlic­herweise gar keinen, aber verschiede­ne Schnupfens­ymptome.

Auch ihr Partner Frank Langen erkrankte an Corona. „Ich hatte die typischen Symptome“, erzählt er. „Schüttelfr­ost, hartnäckig­en Husten, Geschmacks­verlust und konnte mich kaum auf den Beinen halten.“Auch Frank Langen hatte kein Fieber, aber Corona ging ihm heftig an die

Substanz. Das liegt sicher auch an seiner Vorgeschic­hte, denn Frank Langen hatte vier Wochen nach seinem 50. Geburtstag einen Schlaganfa­ll.

„Völlig überrasche­nd, trotz Sport und gesunder Ernährung“, sagt er. Rechtsseit­ig war er gelähmt und musste sich zurück ins Leben kämpfen. Doch danach war kein Sport mehr möglich, da sich Frank Langens Muskulatur zu schnell verkrampft. Vielleicht hat ihn die Corona-Erkrankung deshalb so in die Knie gezwungen, denn von einer Gesundung kann bis heute keine Rede sein.

„Ich bin jetzt in der 19. Woche krankgesch­rieben“, sagt er. Es sind die sogenannte­n Long-Covid-Folgen, die ihm zu schaffen machen. „Ich bin müde, erschöpft, verkrampfe sofort“, erzählt er. „In der Mittagspau­se schlafe ich ein, weil ich so erschöpft bin.“Das Immunsyste­m arbeitet gegen die

Krankheit, die Lymphdrüse­n schwellen an. „Der Arzt sagt, ich soll so viel machen, wie ich gerade kann“, sagt Frank Langen.

Doch nach einer Stunde Hausarbeit braucht er dieselbe Zeit, um sich auszuruhen. Neben den körperlich­en Folgen leidet der Krefelder auch an Konzentrat­ionsschwäc­he. „An manchen Tagen mache ich Fehler und weiß gar nicht warum und was ich falsch gemacht habe.“Das Schlimmste ist, dass Frank Langen nicht weiß, wann er die Long-Covid-Symptome überwunden hat und ob er sie überhaupt wieder loswerden wird.

„Ich weiß nicht, ob ich wieder in meinen Beruf zurück kann“, sagt er. Bei seiner Partnerin Iris Fellmann verlief die Erkrankung wesentlich leichter. „Ich war zweieinhal­b Wochen krankgesch­rieben“, sagt sie. Danach durfte sie im Homeoffice arbeiten. „Das war hilfreich, weil ich mir die Arbeitsweg­e gespart habe und ich konnte mir die Arbeit ein bisschen einteilen.“So hat sie allmählich begonnen, sich wieder zu belasten. „Ich habe zwar gemerkt, wie mich manches angestreng­t hat, aber es hat mich nicht so vom Stängel gehauen“, sagt sie. Im Gegensatz zu ihrem Partner.

Trotzdem merkt auch Iris Fellmann noch Nachwirkun­gen von Corona. „Wenn ich zu viel mache, merke ich es heute noch. Dann geht die Nase zu. So ganz wie vorher ist es nicht.“Für das Paar ist die Corona-Erkrankung mit ihren Folgen eine Zerreißpro­be. „Es war schon eine große Enttäuschu­ng, dass wir Weihnachte­n und Silvester getrennt verbringen mussten“, sagt Frank Langen. Nun versuchen sie, gemeinsam durch diese Krise zu kommen. „Ich bekomme mehr Pflege“, meint Frank Langen mit einem Augenzwink­ern.

Doch trotz des Humors, den sich die beiden erhalten haben, ist es nicht immer leicht. „Es macht mich traurig, zu sehen, wie schlecht es ihm geht“, sagt Iris Fellmann. „Ich würde mir das anders für ihn wünschen.“Nun heißt es Rücksicht nehmen. Natürlich besuchen sich die beiden. Und dann gehen sie gerne spazieren – mal im Morper Park in Erkrath, mal in Krefeld.

Frank Langen weiß sich zu beschäftig­en: „Ich frische mein Englisch auf und lerne E-Bass. Das beruhigt.“Auch pflegt er den Kontakt zu seinen Kollegen und teilt auf Spotify jeden Tag einen „Song of the Day“. Zum Beispiel „Machen wir das Beste draus“von Silbermond.

 ?? RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Seit der Covid-Erkrankung braucht Iris Fellmann Nasenspray. Ihr Partner Frank Langen muss regelmäßig Medikament­e einnehmen.
RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Seit der Covid-Erkrankung braucht Iris Fellmann Nasenspray. Ihr Partner Frank Langen muss regelmäßig Medikament­e einnehmen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany