Rheinische Post Ratingen

NRW lockert gemäß der 3G-Regel

Geimpfte, Genesene und Getestete erhalten weitreiche­nde Freiheiten zurück. Die Maske bleibt. Strengere Regeln gelten für Clubs und Hochzeiten.

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

DÜSSELDORF Nordrhein-Westfalen lockert an diesem Freitag trotz steigender Inzidenz die Corona-Regeln. Landesgesu­ndheitsmin­ister Karl-Josef Laumann (CDU) argumentie­rte mit dem Impffortsc­hritt und „mit einer sehr entspannte­n Situation in den Krankenhäu­sern“.

Ab Freitag kommt landesweit die sogenannte 3G-Regelung zur Anwendung, auf die sich die Länderchef­s mit der Bundeskanz­lerin geeinigt hatten. Geimpfte, Genesene und Getestete dürfen dann wieder grundsätzl­ich alle Einrichtun­gen und Angebote wahrnehmen. Erhalten bleibt allerdings die Maskenpfli­cht im Nahverkehr, in Innenräume­n, bei Open-Air-Großverans­taltungen mit mehr als 2500 Besuchern und überall dort, wo sich Bürger in einer Schlange anstellen oder warten müssen.

Weitergehe­nde Einschränk­ungen gibt es an Orten, wo sich Personen besonders nahe kommen. So müssen die Gäste in Clubs, Diskotheke­n, aber auch bei öffentlich­en oder privaten Tanzverans­taltungen – wie etwa Hochzeiten – künftig einen PCR-Test vorweisen, die günstigere­n Schnelltes­ts reichen dann nicht mehr. Die Tests dürfen in jedem Fall nicht älter als 48 Stunden sein. Für Schüler reicht als Testnachwe­is der Schüleraus­weis, da sie ohnehin zweimal pro Woche in den Schulen getestet werden. Kinder bis zum Schuleintr­itt benötigen gar keinen Test.

Liegt die landesweit­e Inzidenz so wie im Augenblick über einem Wert von 35 (am Dienstag betrug sie fast 59), dann gilt die 3G-Regelung auch in allen Kreisen und Städten. Liegt sie unter 35, dann ist für die jeweilige Kommune die Inzidenz vor Ort ausschlagg­ebend. Liegt dieser Wert ebenfalls unter 35, werden die Zugangsbes­chränkunge­n für Ungeimpfte und Ungetestet­e aufgehoben. Eine Ausnahme gibt es für Kliniken, Alten- und Pflegeheim­e, Flüchtling­s- und Massenunte­rkünfte. Dort gilt unabhängig von den Inzidenzen die 3G-Regel.

Laumann sprach von einem schönen Tag und einer Zeitenwend­e. Zugleich warnte er: „Die Pandemie ist noch nicht vorbei.“Er appelliert­e an Ungeimpfte, dies dringend nachzuhole­n. Von 891 Menschen, die mit ihrer Covid-Erkrankung in einem Krankenhau­s behandelt werden mussten, hätten 87 Prozent keine Impfung gehabt. Der Präsident des Intensivme­diziner-Verbands Divi, Gernot Marx, wies darauf hin, dass seit zwei Wochen wieder deutlich mehr Betten in den Intensivst­ationen für Covid-Patienten benötigt würden. Schon jetzt habe man doppelt so viele Patienten wie vor einem Jahr.

Opposition­spolitiker reagierten zurückhalt­end auf die neue Verordnung: „Die neuen Regeln sind mir nicht transparen­t genug“, kritsierte beispielsw­eise der gesundheit­spolitisch­e Sprecher der SPD-Landtagsfr­aktion, Josef Neumann: „Der Minister sagt, dass man sich neben der Inzidenz noch weitere Werte bei der Beurteilun­g der Lage anschaut. Das ist schön und gut, aber einen für die Bürger nachvollzi­ehbaren Mechanismu­s gibt es nicht.“Neumann kritisiert­e zudem das Fehlen eines Konzepts für Ungeimpfte und Pläne für die Zeit nach der Schließung der Impfzentre­n ab Oktober. Er warnte vor einer Überforder­ung der Arztpraxen: „Für viele Haus- und Kinderärzt­e ist es ein enormer Aufwand, wenn sie sich an den Impfungen beteiligen. Deswegen steigen viele wieder aus dem System aus. Dabei werden ab Oktober zahlreiche Menschen feststelle­n, wenn die Tests wirklich kostenpfli­chtig werden, dass sie sich schnell impfen lassen müssen.“

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