NRW lockert gemäß der 3G-Regel
Geimpfte, Genesene und Getestete erhalten weitreichende Freiheiten zurück. Die Maske bleibt. Strengere Regeln gelten für Clubs und Hochzeiten.
DÜSSELDORF Nordrhein-Westfalen lockert an diesem Freitag trotz steigender Inzidenz die Corona-Regeln. Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) argumentierte mit dem Impffortschritt und „mit einer sehr entspannten Situation in den Krankenhäusern“.
Ab Freitag kommt landesweit die sogenannte 3G-Regelung zur Anwendung, auf die sich die Länderchefs mit der Bundeskanzlerin geeinigt hatten. Geimpfte, Genesene und Getestete dürfen dann wieder grundsätzlich alle Einrichtungen und Angebote wahrnehmen. Erhalten bleibt allerdings die Maskenpflicht im Nahverkehr, in Innenräumen, bei Open-Air-Großveranstaltungen mit mehr als 2500 Besuchern und überall dort, wo sich Bürger in einer Schlange anstellen oder warten müssen.
Weitergehende Einschränkungen gibt es an Orten, wo sich Personen besonders nahe kommen. So müssen die Gäste in Clubs, Diskotheken, aber auch bei öffentlichen oder privaten Tanzveranstaltungen – wie etwa Hochzeiten – künftig einen PCR-Test vorweisen, die günstigeren Schnelltests reichen dann nicht mehr. Die Tests dürfen in jedem Fall nicht älter als 48 Stunden sein. Für Schüler reicht als Testnachweis der Schülerausweis, da sie ohnehin zweimal pro Woche in den Schulen getestet werden. Kinder bis zum Schuleintritt benötigen gar keinen Test.
Liegt die landesweite Inzidenz so wie im Augenblick über einem Wert von 35 (am Dienstag betrug sie fast 59), dann gilt die 3G-Regelung auch in allen Kreisen und Städten. Liegt sie unter 35, dann ist für die jeweilige Kommune die Inzidenz vor Ort ausschlaggebend. Liegt dieser Wert ebenfalls unter 35, werden die Zugangsbeschränkungen für Ungeimpfte und Ungetestete aufgehoben. Eine Ausnahme gibt es für Kliniken, Alten- und Pflegeheime, Flüchtlings- und Massenunterkünfte. Dort gilt unabhängig von den Inzidenzen die 3G-Regel.
Laumann sprach von einem schönen Tag und einer Zeitenwende. Zugleich warnte er: „Die Pandemie ist noch nicht vorbei.“Er appellierte an Ungeimpfte, dies dringend nachzuholen. Von 891 Menschen, die mit ihrer Covid-Erkrankung in einem Krankenhaus behandelt werden mussten, hätten 87 Prozent keine Impfung gehabt. Der Präsident des Intensivmediziner-Verbands Divi, Gernot Marx, wies darauf hin, dass seit zwei Wochen wieder deutlich mehr Betten in den Intensivstationen für Covid-Patienten benötigt würden. Schon jetzt habe man doppelt so viele Patienten wie vor einem Jahr.
Oppositionspolitiker reagierten zurückhaltend auf die neue Verordnung: „Die neuen Regeln sind mir nicht transparent genug“, kritsierte beispielsweise der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Josef Neumann: „Der Minister sagt, dass man sich neben der Inzidenz noch weitere Werte bei der Beurteilung der Lage anschaut. Das ist schön und gut, aber einen für die Bürger nachvollziehbaren Mechanismus gibt es nicht.“Neumann kritisierte zudem das Fehlen eines Konzepts für Ungeimpfte und Pläne für die Zeit nach der Schließung der Impfzentren ab Oktober. Er warnte vor einer Überforderung der Arztpraxen: „Für viele Haus- und Kinderärzte ist es ein enormer Aufwand, wenn sie sich an den Impfungen beteiligen. Deswegen steigen viele wieder aus dem System aus. Dabei werden ab Oktober zahlreiche Menschen feststellen, wenn die Tests wirklich kostenpflichtig werden, dass sie sich schnell impfen lassen müssen.“