Rheinische Post Ratingen

Maler revolution­iert die Fotografie

- TEXT: JENI | FOTO: DPA/HERITAGE IMAGES

Acht Stunden – so lange musste die erste Fotografie der Geschichte belichtet werden. Sie zeigte eine recht trostlose Szene: den Innenhof eines Landhauses. „Blick aus dem Arbeitszim­mer“nannte der Erfinder Joseph Nicéphore Niépce die Aufnahme. Der Tüftler stand in Kontakt mit einem anderen Erfinder seiner Zeit: Louis Daguerre (Bild). Daguerre hatte als Theatermal­er an der Oper gearbeitet, dann mit einem Kollegen das berühmte Pariser Diorama eröffnet. Im Zusammenha­ng mit seiner Dioramen-Malerei interessie­rte sich Daguerre für die Möglichkei­t, das durch eine Camera Obscura projiziert­e Bild zu fixieren. Niépce gelang dies als Erstem. Er nutzte eine Beschichtu­ng aus lichtempfi­ndlichem Asphalt, der im Licht aushärtete. Der Erfinder starb 1833, ohne seine Erkenntnis­se wirtschaft­lich nutzen zu können. Daguerre jedoch entwickelt­e die Idee weiter. Er probierte es mit verschiede­nen Chemikalie­n, brauchte acht Jahre, bis er Erfolg hatte. Sein erstes Bild von 1837 zeigt eine Ecke seines Ateliers. Darauf zu sehen: ein Relief, zwei Engelsköpf­e, eine Weinflasch­e. Daguerre benötigte nur noch eine Belichtung­szeit von 15 Minuten. Selbst Porträts schienen auf diese Weise möglich. Daguerre schloss mit der französisc­hen Regierung ein Abkommen. Der Politiker und Physiker François Arago war der Meinung, die neue Technik sollte unabhängig von Patenten jedem Menschen zur Verfügung stehen. Auf seine Initiative hin kaufte Frankreich die Rechte an der Erfindung für eine lebenslang­e Rente für Daguerre und Isidore Niépce, den Sohn von Daguerres verstorben­em Partner. Am 19. August 1839 präsentier­te Arago die neuen Möglichkei­t der Fotografie einer staunenden Öffentlich­keit.

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