Starthilfe für Autozulieferer
Mit einem milliardenschweren Fonds will der Bund helfen, mittelständische Unternehmen fit für die Zukunft zu machen. Transformation als Wachstumsmotor
BERLIN Der Zukunftsfonds für die Automobilindustrie steht. Der Fonds soll die Branche bis 2025 mit einem Volumen von einer Milliarde Euro bei der Transformation unterstützen. Die Finanzmittel sollen vor allem Zulieferfirmen der Autobranche beim Wandel zu alternativen Antrieben und der gleichzeitig zunehmenden Digitalisierung helfen. Die Einrichtung einer solchen Milliardenförderung hatten Bundesregierung und Vertreterinnen und Vertreter der Branche grundsätzlich bereits bei einem Autogipfel im November beschlossen.
Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums entsteht nun auf Basis eines Expertengremiums die konkrete Ausgestaltung der Hilfen. „Unser Ziel ist, dass die deutsche Automobilindustrie die klimafreundlichen Autos der Zukunft baut, neue Arbeitsplätze entstehen und Wertschöpfung erhalten bleibt“, sagte Finanzminister Olaf
Scholz (SPD) anlässlich eines erneuten Autogipfels in Berlin.
Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte zum insgesamt sechsten – und in ihrer Amtszeit auch letzten – Treffen mit der Automobilindustrie eingeladen. Am Online-Gespräch der „Konzertierten Aktion Mobilität“nahmen Minister aus der Regierungskoalition, Ministerpräsidenten von Bundesländern, in denen die Autoindustrie verstärkt angesiedelt ist, Vertreterinnen und Vertreter der Autoindustrie, der Gewerkschaften, der Nationalen Plattform Zukunft Mobilität und der Deutschen Akademie der Technikwissenschaften teil. Ziel des Austauschs ist die Stärkung des Autostandorts Deutschland und die Förderung seiner Innovationskraft.
So sollen auf Empfehlung des Expertenrates des Zukunftsfonds rund 340 Millionen Euro in Regionen fließen, die besonders von dem Strukturwandel in der Branche betroffen sind. Dabei hat das Gremium unter Leitung von Ina Schaefer und Jens
Südekum 70 regionale Cluster ausgemacht, von denen 20 bis 30 potenzielle Problemfälle seien. Hier sollen gezielt Netzwerke gefördert werden, um relevante Akteure vor Ort zusammenzubringen.
Dabei haben Experten zufolge die großen Unternehmen und Zulieferer meist keine großen Probleme. Doch viele kleinere Betriebe, die auf Teile für Verbrennungsmotoren spezialisiert sind, haben es aufgrund des hohen Investitionsbedarfs schwer, sich neu zu erfinden. „Die Transformation bedeutet gewaltige Investitionen und Aufwand, vor allem wegen der notwendigen Verhandlungen mit Gewerkschaft und Betriebsräten“, erklärt Nicolas Franzwa, Berater von Alix Partners.
Weitere 340 Millionen Euro aus dem Fonds sollen in die Digitalisierung fließen. Denn in künftigen Generationen von Autos wird Experten zufolge die digitale Vernetzung einer der wichtigsten Schlüssel für Erfolg oder Misserfolg sein. Und noch einmal 320 Millionen
Reaktion Der Verband der Automobilindustrie begrüßte es, dass der Fonds nun steht. „Unser Ziel ist es, die Transformation zu einem Job-, Wachstums- und Wirtschaftsmotor zu machen“, sagte Präsidentin Hildegard Müller.
Bedingungen Nötig sei vor allem eine gutes Ladenetz für E-Autos daheim, am Arbeitsplatz, im Handel, auf den Straßen.
Euro sollen schließlich die Weichen stellen in Richtung nachhaltiger Wertschöpfungsketten der Mobilität der Zukunft. Schwerpunkte liegen hier laut Wirtschaftsministerium in der Kreislaufwirtschaft, in der Förderung des Mittelstands für den E-Autobau und die Produktion von E-Antrieben und Brennstoffzellen. „Wir wollen, dass die Mobilität der Zukunft weiterhin Mobilität ,made in Germany’ ist“, so Bundeswirtschaftsminister Peter Altmeier (CDU). Der Zukunftsfonds sei ein wichtiges Instrument, um die Transformation in der Automobilindustrie zu begleiten und Jobs zu sichern.
Ebenfalls gefördert werden sollen durch den Zukunftsfonds die Beschäftigten in den betroffenen Bereichen der Industrie, etwa durch Weiterbildungsmaßnahmen. „Ob die Transformation Arbeitsplatzverlust und gesellschaftliche Spaltung mit sich bringt oder gute Arbeit, sichere Perspektiven und nachhaltige Mobilitätskonzepte – das entscheidet sich in den Regionen“, sagte IGMetall-Chef
Jörg Hofmann im Umfeld des Autogipfels. Die Förderung der regionalen Transformation sei ein erster Aufschlag. Nun müsse man schnell loslegen.
Der Grünen-Fraktionsvize Oliver Krischer kritisierte: „Die Bundesregierung drückt sich vor Entscheidungen. Dabei muss es jetzt um eine Haltung und begleitende Maßnahmen gehen, wie der von der EU-Kommission vorgeschlagene Ausstieg aus dem Verbrenner innovativ umgesetzt wird und was die Politik machen kann, damit die Transformation im Hinblick auf die Entstehung von mehr Arbeitsplätzen eine Erfolgsgeschichte wird.“Beim Zukunftsfonds müssten die Mittel schneller in den Betrieben ankommen, mahnte er an: „Vor über einem Jahr wurde das Programm beschlossen, doch nur wenige Mittel wurden bislang bewilligt, noch viel weniger Geld wurde abgerufen, zudem wurden die Mittel auf mehrere Jahre gestreckt. So verpufft der erhoffte Impuls des Programms.“