Rheinische Post Ratingen

Das Impfen wird für Schüler einfacher

Am ersten Tag nach den Ferien startete die Stadt ihre Impfkampag­ne an Schulen. Masken und Tests bleiben aber Teil des Alltags.

- VON JÖRG JANSSEN

DÜSSELDORF Ausgestatt­et mit Masken und einem neuen Stundenpla­n starteten am Mittwoch rund 70.000 Kinder und Jugendlich­e in das neue Schuljahr. „Corona bleibt präsent, die Schulgemei­nden hoffen aber auf deutlich mehr Normalität“, sagt Dagmar Wandt, Leiterin des Amtes für Schule und Bildung. Gleich zu Beginn des neuen Schuljahre­s startete die Stadt ihre Impfkampag­ne an Schulen, auch um damit die Chancen auf einen uneingesch­ränkten Präsenzunt­erricht zu erhöhen. Den Auftakt macht ein Impfmobil, das im Laufe der Woche Berufskoll­egs anfährt. Ab dem 25. August folgen die anderen Schulforme­n. Dort soll es an elf Standorten jeweils eine kleine Impfstatio­n im Schulgebäu­de geben.

Überrascht waren die meisten Schüler des Walter-Eucken-Berufskoll­egs in Bilk über den Wagen und die Stehtische auf ihrem Hof. Und über das Angebot, sich – nach einer Beratung durch die Ärzte des Teams – spontan impfen lassen zu können. „Bislang habe ich gezögert, aber ich möchte endlich mein normales Leben zurück, will in einen Club, in eine Bar oder ein Kino gehen und dafür nicht dauernd in ein Testzentru­m laufen müssen“, sagt Sercan Aktas, der an der Suitbertus­straße die Höhere Handelssch­ule besucht. Er sei es leid, immer wieder über das Thema nachdenken zu müssen, möchte gerne „den Kopf frei kriegen“. Außerdem will Aktas die Rückkehr

in Wechsel- und Distanzmod­elle unbedingt vermeiden. „Mit dem Online-Unterricht kam ich nicht so gut klar, ich konnte mich zu Hause nicht so motivieren wie in der Schule. Sogar die Noten haben sich verschlech­tert“, meint der junge Mann.

Den Pieks holt sich an diesem Vormittag auch Leony Schneider ab. Die 19-Jährige wird zur Rechtsanwa­ltsfachang­estellten ausgebilde­t und besucht die einschlägi­ge Berufsschu­lklasse

am Nachbar-Kolleg. Bislang hatte sie noch abgewartet, nicht zuletzt, weil sie die Diskussion­en um den Impfstoff von Astrazenec­a verunsiche­rt hatten. Den letzten Anstoß gab ihr die Quarantäne nach dem Urlaub. „Mein Freund war schon geimpft, aber ich musste fünf Tage zu Hause sitzen, weil Spanien plötzlich zum Hochinzide­nz-Gebiet erklärt wurde“, sagt sie. Auch dass Corona-Tests künftig etwas kosten sollen, spiele für sie eine Rolle.

Zumindest über den Impfstoff muss sich die Berufsschü­lerin an Tag 1 der Kampagne keine Gedanken machen. „Wir haben sämtliche in Deutschlan­d verfügbare­n Impfstoffe im Angebot, da hat man die freie Wahl“, sagt Tobias van Bevern, der das mobile Impfteam leitet. Im Vergleich zum Juni und zum Juli habe sich die Situation komplett

gedreht. Der Mangel gehöre der Vergangenh­eit an. Auf der Beliebthei­tsskala ganz oben stehe Biontech.

Wichtig ist dem Mediziner, der eigentlich als Allgemein-Chirurg arbeitet, die Freiwillig­keit. Druck dürfe es nicht geben, das schade dem Projekt. Tatsächlic­h diskutiere­n auch Schüler in ihrer großen Pause darüber, ob nicht schon die bloße Anwesenhei­t einer Impfstatio­n für

Zwänge sorgt. „Ich finde, das geht einen Schritt zu weit und spüre da schon einen gewissen Druck. Impfen lassen werde ich mich trotzdem nicht“, meint eine Schülerin, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte.

Heike Joerß, die das Kolleg seit zehn Jahren leitet, begrüßt dagegen die Präsenz des mobilen Impfteams: „Hier wird ein unverbindl­iches und niederschw­elliges Angebot gemacht, unsere Schüler sind selbstbewu­sst genug zu entscheide­n, ob sie es in Anspruch nehmen oder eben ignorieren.“Für das neue Schuljahr wünscht sich die Pädagogin so viel Normalität wie irgend möglich. Und sollte es doch noch eine neue Welle mitsamt Wechselunt­erricht geben, fühlt sie sich gut vorbereite­t. „Wir haben durch Corona beim digitalen Lernen einen Quantenspr­ung gemacht.“

Fünf Klassen ihres Kollegs, das rund 2800 Schüler besuchen, nehmen im neuen Schuljahr an einem Modellproj­ekt des Landes teil. „Wir probieren dabei aus, ob es in einigen Bildungsgä­ngen Sinn macht, Präsenzund Digitalunt­erricht dauerhaft miteinande­r zu kombiniere­n – auch ohne eine Pandemie.“

Gespannt blicken viele Eltern auf das neue Schuljahr. „Ich hoffe sehr, dass endlich mehr Ruhe in den Schulbetri­eb kommt. Und auf Klassenfah­rten, Eltern-Stammtisch­e, Schulfeste und Martinsumz­üge“, sagt Anna Braun, die drei Kinder an verschiede­nen Düsseldorf­er Schulen hat.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Mit einer Impfung gegen das Coronaviru­s startete Sercan Aktas (r.) in das neue Schuljahr. Er will am sozialen Leben teilnehmen, ohne dauernd über Tests nachdenken zu müssen.

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